Köln im Ausnahmezustand„Das mit dem Spielplatzverbot habe ich nicht gewusst“

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Ruhig wie selten: Der Aachener Weiher am Mittwoch.

Köln – Der Spielplatz am Weyertal liegt fast völlig verwaist da. Eigentlich ist es ein beliebter Treffpunkt für Kinder und Eltern, aber am Mittwochnachmittag sucht nur ein älterer Mann die Mülleimer nach Flaschen ab. Auf dem benachbarten Bolzplatz wirft ein einsamer Jugendlicher seinen Basketball auf einen Korb und jubelt bei jedem Treffer. Ähnliche Szene gibt es am Leipziger Platz in Nippes und am Brandtsplatz in Ehrenfeld. Auf letzterem hat jemand – quasi stellvertretend für die fehlenden Kinder – einen braunen Teddybär auf einer Bank hinterlassen. Das Spielplatzverbot wegen der Coronavirus-Krise, es scheint hier zu wirken.

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Zumindest fast. Auf dem Spielplatz gegenüber der Mensa an der Zülpicher Straße hat sich eine junge Frau mit ihrem zweijährigen Sohn verirrt. „Ich informiere mich regelmäßig über Corona“, sagt sie. „Aber das mit dem Spielplatzverbot habe ich nicht gewusst.“ Für die Sicherheitsmaßnahmen habe die Informatikerin Verständnis. Anderseits müsse sie sich im Alltag mit Kind bereits sehr einschränken. Die Tagesmutter sei ausgefallen, sie beschäftige das Kind im Home Office neben der Arbeit. „Für uns ist es eine Katastrophe, man kann einem kleinen Kind nicht erklären, dass es nicht raus darf.“

Lehrer hat Job in Köln auf Halbzeit reduziert

Etwas weiter trifft man auf dem Spielplatz an der Bachemer Straße auf den Lehrer Simon (36), der in einer Grundschule arbeitet. Für seinen Sohn (1) hat er seinen Job auf Teilzeit reduziert, jetzt, nachdem die Schulen geschlossen wurden, muss er zu Hause arbeiten. Der Spielplatz ist eine Abwechslung. „Ich werde mich nicht zu Hause verschanzen. Ich bin ja allein hier, da kann nichts passieren“, sagt er. Seine Geburtstagsparty, die eigentlich am Samstag stattfinden sollte, hat er allerdings abgesagt, die Freunde wieder ausgeladen.

Dass Experten davon raten, eigentlich nur noch im Notfall vor die Tür zu gehen, davon kann man in den beliebten Parks der Stadt nicht viel merken. Am Rheinboulevard, in der Altstadt oder an der Uniwiese am Aachener Weiher treffen sich Menschen, wenn auch meist zu zweit oder dritt.

Spielplatzverbot nicht konsequent kontrolliert

Viele halten den Sicherheitsabstand von zwei Metern ein. Manche kommen aber auch in größeren Gruppen. So wie Yannik, der seinen Nachnamen nicht nennen will. Er ist mit einem halben Dutzend Kommilitonen der Rheinischen Fachhochschule an den Weiher gekommen, um zu plaudern. Angst vor dem Coronavirus hat der Student der Wirtschaftspsychologie nicht. „Die Sehnsucht nach der Sonne war größer.“

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Das Spielplatzverbot wird bislang offenbar nicht engmaschig von der Stadt kontrolliert. Viel los ist nämlich auch im Bürgerpark Kalk. Mindestens sechs Kinder aus verschiedenen Familien sind im Sandkasten beschäftigt oder probieren sich an den Kletterseilen aus. Die Eltern sitzen auf den umliegenden Bänken und unterhalten sich. Spricht man eine Mutter (40) auf Corona an, sagt sie: „Ich kann es nicht mehr hören.“ Seit Tagen sitze sie mit zwei Kinder zu Hause. „Heute mussten wir raus.“ Es sei kaum möglich die achtjährige Tochter zu Hause über Wochen zu beschäftigen. Komme es zu einer Ausgangssperre, sei das eine ernste Belastungsprobe. 

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