Finale der skurrilen WMKöln sucht den „Schnick, Schnack, Schnuck“-Champion – Tipps von Profis

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Am Donnerstag fand das erste Turnier dieses Jahres statt – am 19. Dezember wird das große Finale im „Stiefel“ ausgetragen.

„Kiwi“ starrt seinem Kontrahenten „Die Maschine“ konzentriert in die Augen. Es steht 2:2 – der nächste Punkt zählt. Ihre Fäuste treffen sich in der Mitte, fliegen durch die Luft. „Schnick, Schnack, Schnuck“, rufen beide – doch „Kiwi“ täuscht nur an, fährt sich mit der Hand durch die Haare. Taktisches Foul, Gelbe Karte. Die Spannung steigt. Die Wettenden stehen mit Geldbündeln in den Händen vor der kleinen Bühne und johlen ihrem jeweiligen Favoriten zu.

„Schnick, Schnack, Schnuck!“ – „Kiwi“ ballt seine Hand zur Faust, die Hand von „Die Maschine“ stoppt flach gestreckt darüber. Papier schlägt Stein. „Kiwi“ schüttelt enttäuscht aber lächelnd seinen Kopf, das war's für ihn.

Köln: „Schnick, Schnack, Schnuck“-Finale im Dezember

Für „Kiwi“, der im echten Leben Kwok-Yeung heißt, ist es das erste „Schnick, Schnack, Schluck“-Turnier. „Ich wusste gar nicht, worauf ich mich einlasse“, sagt er am Donnerstagabend beim Auftakt des Weltcups im „Kwartier“. In der Aufwärmrunde habe er dann schnell gemerkt, dass es bei dem Spiel nicht nur um Glück und Zufall geht. „Die Leute, die das schon öfter gemacht haben, können dich richtig lesen“, so der Wahlkölner. Für ihn ist das Turnier nach der ersten Runde beendet.

In insgesamt acht Turnieren in vier verschiedenen Kneipen kämpfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um Weltranglistenpunkte – am 19. Dezember wird das Finale im „Stiefel“ ausgetragen. „Schnick, Schnack, Schluck“ geht 2024 in sein elftes Jahr, ein kölsches Jubiläum. „Ich glaube, das Besondere hier ist, dass man unabhängig von Größe, Breite, Geschlecht oder Herkunft eine gerechte Chance auf einen ehrlichen Wettkampf hat“, sagt Organisator Muharrem Sahin.

Muharrem Sahin steht als Organisator auf der Bühne. Sein ganzes Team trägt in Boxkampf-Manier schwarzes Jackett und Fliege.

Muharrem Sahin steht als Organisator auf der Bühne. Sein ganzes Team trägt in Boxkampf-Manier schwarzes Jackett und Fliege.

Die Regeln sind einfach: Schere schneidet Papier, Papier umwickelt Stein und Stein zerschlägt Schere. Das Spiel kennt fast jeder aus seiner Kindheit oder Jugend. Zu Beginn des Turniers erhält jeder Teilnehmer Spielgeld. Das braucht man, um sich einen der begehrten 64 – an diesem Donnerstag sind es aufgrund des geringeren Andrangs während des KVB-Streiks nur 32 – Startplätze zu sichern. Die Spielwilligen wuseln durch die Kneipe, fordern Fremde zum Spiel heraus oder setzen Wetten, um ihr Geld zu vermehren. Wie viel sie letztlich brauchen, um am Turnier teilzunehmen, wissen sie nicht.

Schlecht für Julia alias „Julezmoon“. Sie hat schon vergangenes Jahr mitgespielt und ist einmal sogar bis ins Halbfinale gekommen. „Ich bin hoch geflogen und tief gefallen“, sagt sie. Die Aufwärmrunde läuft gut für „Julezmoon“, genug Spielgeld hat sie allemal. Aber: Sie und ihre Freundinnen waren fest davon ausgegangen, dass 5000 Muccarones für den Einstieg ins Turnier ausreichen. Falsch gedacht – die Grenze liegt an diesem Abend bei 7000. „Richtig ärgerlich“, findet „Julezmoon“.

Das hätte „Rollender Stein“, im echten Leben heißt er Nils, wohl nicht passieren können. Er ist ein richtiger „Schnick, Schnack, Schluck“-Profi. Mit seiner Spielgemeinschaft, den „Stoned Unicorns“, ist er schon fast von Anfang an mit dabei. Zweimal war er in dieser Zeit Tagessieger, zweimal hat er es sogar am Ende der Saison auf den dritten Platz der Weltrangliste geschafft. Ist das nur Glück oder auch Taktik? „Nicht umsonst sind oft die gleichen im Finale und am Ende ganz oben“, meint er. „Jeder Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn man die Spielweise der Konkurrenz analysiert, kann man seine eigenen Chancen erhöhen.“

Hat er Tipps für Anfänger? „Selbstbewusst wirken. Man muss es nicht sein, aber so wirken. Und darauf achten, nicht immer die gleiche Reihenfolge, sondern bewusst zufällig zu spielen.“ Am Ende braucht es aber auch ein bisschen Glück – und das ist an diesem Abend nicht auf der Seite von „Rollender Stein“. Er verliert die erste Runde. Den Sieg sichert sich am Ende des Abends nach einem spannenden Finale gegen „Die Maschine“ „Kickbase 100“ – er gewinnt damit zehn Kästen Kölsch und sichert sich wertvolle Punkte für die Weltrangliste. Das nächste Turnier findet am 28. März in der „Kölschbar“ statt.

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