Preiserhöhung in Kölner KneipenKölsch für 2,50 Euro – „So treibt man die Kunden raus“

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Kölschtrinker im Altstadt-Paeffg

Kölsch trinkende Touristen im Altstadt-Päffgen, wo die 0,2l-Stange  2,10 Euro kostet.

Köln – An die extrem gestiegenen Spritpreise hat man sich inzwischen (fast) gewöhnt, an das teurere Kölsch indes noch nicht, da viele Gastronomen erst zum ersten April die Preise angehoben haben. So kostet das 0,2l-Glas im Sülzer Haus Unkelbach seit Donnerstag 2,10 Euro. Und das ist in Köln längst noch nicht das Ende der Fahnenstange. 

„Die Schallmauer ist durchbrochen – zumindest das, was wir lange dafür hielten“, sagt Till Riekenbrauk und meint die Erhöhung auf zwei Euro und mehr.

Für Riekenbrauk, der zum Vorstand der IG Gastro gehört und das Brauhaus Johann Schäfer in der Südstadt mit betreibt, war lange Zeit kaum vorstellbar, „dass die Zwei-Euro-Hürde je überschritten würde“. Er erinnert sich gut, wie sie „im Jahr 2015 mit dem Kampfpreis von 1,50 Euro gestartet" seien. Inzwischen koste das Kölsch bei ihnen 1,90 Euro, und auch beim selbst gemachten Bier sei der Preis vor einem Monat um zehn Prozent erhöht worden, „weil wir nur Bioprodukte im Brauprozess benutzen“.

„Das ist auch gesellschaftlich keine gute Entwicklung“

IG-Gastro-Kollege Martin Schlüter kündigt für das Reissdorf am Hahnentor ebenfalls eine Erhöhung von zehn Cent auf zwei Euro an. „Um entsprechend wirtschaften zu können, halte ich das für unabdingbar.“ Dass das „Flaschenbier immer billiger und das Fassbier immer teurer werde, bedauert er sehr. „So treibt man die Kundschaft regelrecht aus der Gastronomie raus zum Kiosk und dann auf die Couch. Das ist auch gesellschaftlich keine gute Entwicklung“, betont Schlüter.

„Durch die Kostenexplosion bei Waren, Zutaten und Energie sowie der guten und nötigen Anpassung der Löhne geht es nicht anders“, verteidigt Maureen Wolf die Preiserhöhung. In ihrem Traditionslokal „Bei Oma Kleinmann“ kostet das Kölsch seit dem 24. März zehn Cent mehr, nämlich auch zwei Euro. In der Kölschbar in der Lindenstraße wurde der Preis vor zwei Wochen laut Malte Böttges ebenfalls um zehn Cent auf 1,90 Euro angehoben.  

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„Eine Bierpreis-Erhöhung war seitens der Brauereien bereits im Februar angekündigt worden und trat am ersten April in Kraft“, bestätigt der Kölner Diplom Biersommelier Michael Busemann. Deshalb haben einige Gastronomie-Betriebe bereits um Karneval herum erhöht, wie das Brauhaus Sion in der Altstadt, wo die 0,2l-Stange jetzt ebenfalls bei zwei Euro liegt. Bei Gaffel am Dom hat nach Worten eines Köbes zwar erst im Herbst eine Verteuerung auf zwei Euro stattgefunden, nun ist der Preis dort bei 2,10 Euro – genauso wie bei den Altstadt-Lokalen Keule, Walfisch, Peters Brauhaus oder dem Bierhaus en d’r Salzgass. 

Kölsch-Preise: In der Altstadt werden auch 2,50 Euro verlangt

In Papa Joe‘s Biersalon hat der Kölschpreis laut Aussage einer Thekenkraft „schon immer bei 2,20 Euro“ gelegen, im Tünnes und Schäl, im Alter-Markt-Treff sowie bei der Ständigen Vertretung steht dieser Preis zumindest draußen auf der Karte. Mit zwei Euro pro 0,2l-Glas liegt das Gilden im Zins oder das Biermuseum preislich genau auf der Schallgrenze, wohingegen das Delfter Haus sein Päffgen-Kölsch sogar noch für 1,90 Euro anbietet.

Das ist ungewöhnlich, weil Altstadt-Lokale, die in direkter Nähe zum Rhein liegen, eher teurer sind. Das Haxenhaus zum Rheingarten hat nach Aussage der Kellner „vor wenigen Wochen von 2,20 Euro auf 2,40 Euro erhöht, nebenan im Löwenbräu bezahlt man sogar 2,50 Euro.

Aus Touristen-Sicht ist Kölsch immer noch günstig 

Aus Sicht von Rachel und John Christy ist das jedoch immer noch sehr günstig. Das Ehepaar aus Alaska, das seit wenigen Monaten in Köln lebt und gerade durch die Altstadt schlendert, hat vergangenes Jahr beide Kinder in Skandinavien besucht und in Schweden „etwa zehn Euro fürs Bier, in Island sogar noch mehr“ hingeblättert. Auch in ihrer Heimat bezahle man für Bier wesentlich mehr, versichert das Paar.

Zurück nach Köln. Ähnlich wie Speiseöle, Kaffee und viele andere Produkte werde gerade auch „der Preis fast aller Getränke von den Produzenten schmerzlich erhöht“, betont Gastronom Thomas Wippenbeck, der beim nächsten Kartendruck den Kölschpreis im „Feinfein“ von zwei auf 2,20 Euro erhöhen wird.

Günstiger ist es hier und da in den Veedelskneipen

Die Brauerei Früh hat nach Angaben von Sprecherin Bianca Bendriss noch nicht zugelegt. Im Früh-Brauhaus am Dom kostet das Kölsch seit Anfang des Jahres zwei Euro. Um es günstiger zu bekommen, muss man ein paar Minuten laufen. Im Station Hostel in der Marzellenstraße etwa fließt es tatsächlich noch für 1,70 Euro ins Glas, ebenso im Lapidarium am Eigelstein.

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Das Bier-und Weinhaus Vogel liegt mit 1,80 Euro leicht über diesem Preis. Dasselbe gilt für die Kultgaststätte Lommerzheim in Deutz, wo der alte Preis laut Köbes Michel Ellmann beibehalten wird. Noch günstiger bekommt man das Kölsch dann nur noch in einigen Veedelskneipen, wie etwa im Sülzer Gasthaus Dürr, wo Wirt Frank Wegener zwar auch schweren Herzens erhöht hat – aber lediglich auf 1,70 Euro.

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