Ausgedünnter Fahrplan bleibt 2024Warum die KVB immer noch nicht zum Normalzustand zurückkehrt

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Hier sind Straßenbahnen am Barbarossaplatz zu sehen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) fahren auch 2024 noch mit eingeschränktem Fahrplan.

Fahrgäste müssen sich auch 2024 auf einen eingeschränkten Fahrplan einstellen. KVB-Chefin Stefanie Haaks erklärt, warum.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) werden auch im kommenden Jahr nicht in den regulären Fahrplan zurückkehren. Das räumte die Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber ein: „Zum Jahresbeginn werden wir den alten Fahrplan nicht wiederherstellen können.“

Seit März dieses Jahres gilt ein Sonderfahrplan, in dem zunächst rund zehn Prozent der Fahrten entfallen waren. Zuletzt folgte die Rückkehr der Linie 5 in den regulären 10-Minuten-Takt als erste Teilrückkehr in die Normalität. Auch einzelne sogenannte Verstärkerfahrten in der Innenstadt fahren je nach Verfügbarkeit wieder.

KVB-Fahrplan sollte sich bis Ende 2023 normalisieren

Ab dem 8. Januar 2024 soll zudem die Expressbus-Linie 172 zurückkehren. Alle anderen Einschränkungen auf den Linien 4, 5, 7, 9, 12, 13, 17 und 18 bleiben jedoch, auch die Buslinien 171, 173 und 179 bleiben außer Betrieb (siehe Infobox). „Wir haben noch nicht alle Menschen, die wir für das komplette Angebot brauchen, wieder an Bord“, sagte KVB-Chefin Haaks.

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„2024 bleiben wir in einem speziellen Fahrplan, in dem kaum zusätzliche Verstärkerfahrten möglich sind und auch im Busbereich Einschränkungen bleiben.“ Ende Juni hatte die KVB dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber mitgeteilt: „Unser Ziel ist es, den Fahrplan bis zum Jahresende wieder vollumfänglich in Kraft zu setzen. Dauerhafte oder längerfristige Fahrplanreduzierungen sind von uns nicht geplant.“ Dieses Ziel, von dem der Aufsichtsratsvorsitzende Lino Hammer (Grüne) sagte, es dürfe nicht aus den Augen verloren werden, wird nun also deutlich verfehlt.

Offene Stellen bei der KVB trotz Neueinstellungen

Zwar teilt das Unternehmen mit, dass es Fortschritte bei dem eigenen Recruiting-Programm gebe. Bei Bewerbertagen im April, Juli, September und Oktober hatten Interessierte die Möglichkeit, sich über die Arbeit im Fahrdienst zu informieren und niedrigschwellig für Stellen zu bewerben. Nun haben offenbar auch die Neueinstellungen den Neustart der Linie 172 möglich gemacht.

Doch die Zahl der offenen Stellen im Fahrdienst liegt seit zehn Monaten unverändert bei etwa 60. Bislang kann die KVB mit ihren Programmen, mit denen sowohl neue Fahrerinnen und Fahrer gefunden als auch ehemalige Mitarbeiter aus dem Ruhestand geholt werden sollen, also lediglich dafür sorgen, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtert.

Als Gründe für den weiterhin reduzierten Fahrplan nannte Haaks allerdings Umstände, die nichts mit der eigenen Personalplanung zu tun haben: „Für Januar und Februar können wir eine größere Grippewelle nicht ausschließen. Ab April werden wir bis mindestens kurz vor dem Sessionsauftakt im November mit der Sperrung der Mülheimer Brücke deutlich mehr Aufwand betreiben müssen, um den Ersatzbetrieb zu fahren. Auch die Europameisterschaft im Sommer mit fünf Spielen in Köln wird für uns nicht einfach. Der Oktober und November werden zudem geprägt sein von einer Sperrung der Deutschen Bahn zwischen Mülheim und Deutz – auch diese Fahrgäste werden auf die KVB umsteigen“, so die Unternehmenschefin.

Ein weiterer Grund: Verzögerungen bei den Fahrzeug-Lieferungen. Die sogenannte „Vorserie“, also erste Fahrzeuge der aktuellen Bestellung, hätten laut Haaks im September da sein sollen. Sind sie aber nicht, weswegen die KVB alte Fahrzeuge wieder funktionstüchtig machen muss – diese fallen für den Betrieb vorerst aus.

KVB-Chefin wegen Baustelle an Mülheimer Brücke besorgt

Insbesondere die Baustelle an der Mülheimer Brücke bereite Haaks Sorgen. Die Linien 13 und 18 fahren dann linksrheinisch nur noch bis zur Haltestelle Slabystraße, die Linie 18 rechtsrheinisch nur zwischen den Haltestellen Thielenbruch und Wiener Platz. Die Linie 3 verkehrt dafür ganztägig bis Thielenbruch.

Zudem soll zur Entlastung der Linie 4 eine Zusatzlinie 14 von der Haltestelle Keupstraße über Deutz und Neumarkt bis zur Haltestelle Ebertplatz eingerichtet werden. Der Betrieb des Ersatzverkehrs rund um die Baustelle sei deutlich aufwendiger als der Normalbetrieb. Und der Zeitraum alles andere als ideal: „Ich habe mit der Terminplanung große Bauchschmerzen, denn ich kenne wenige Baustellen dieser Größenordnung, die sich nicht verzögert haben“, so Haaks. Wenn die Baustelle am 11.11. nicht abgeschlossen sei, werde der Tag im kommenden Jahr „eine riesige betriebliche Herausforderung“.

Auch nach 2025 wird das Unternehmen vermutlich nicht mehr in den regulären Fahrplan, den es vor den Einschränkungen im März gab, zurückkehren. Haaks kündigte an: „Aus meiner Sicht brauchen wir für das Jahr 2025 einen grundsätzlich neuen Fahrplan.“


So fahren die Kölner Linien im eingeschränkten Fahrplan

  • Die Linie 4 fährt nach 9 Uhr nur noch von Schlebusch bis zur Leyendeckerstraße.
  • Auf der Linie 7 entfallen morgens einige Verstärkerfahrten.
  • Auf der Linie 9 entfällt morgens eine Verstärkerfahrt im Rechtsrheinischen.
  • Die Linie 12 fährt nach 9 Uhr zwischen Niehl und Merkenich im 20-Minuten-Takt.
  • Die Linie 18 fährt nach 9 Uhr nicht bis Thielenbruch. Dafür ist die Linie 13 von der Vischeringstraße nach Thielenbruch verlängert, um die Linie 3 zu entlasten und eine Verbindung zum Bezirkszentrum Mülheim herzustellen.
  • Auf dem Abschnitt zwischen Buchheim und Klettenberg verkehrt die Linie 18 alle 10 Minuten statt wie im regulären Fahrplan alle 5 Minuten. Im Abschnitt Schwadorf bleibt es beim 10-Minuten-Takt, von dort bis nach Bonn beim 20-Minuten-Takt.
  • Die Linie 17 fährt im 20-Minuten-Takt.
  • Die Expressbus-Linien 171, 173 und 179 entfallen.
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