Brandstiftung auf jüdischem FriedhofKölner Anwohner bekämpft Feuer mit Wasserpistolen

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Der Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs Bocklemünd in Köln-Vogelsang.

Der Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs in Köln-Vogelsang (Archivbild).

Ein durch einen Molotow-Cocktail verursachtes Feuer auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Vogelsang bekämpfte ein Anwohner mit den Wasserpistolen seiner Kinder. 

Im Prozess um einen Brandanschlag auf den jüdischen Friedhof in Köln-Vogelsang haben am Mittwoch im Kölner Landgericht zwei Zeugen des Vorfalls im vergangenen Mai ausgesagt. Der Beschuldigte soll einen Molotow-Cocktail gegen die Wand des auf dem Friedhof befindlichen Waschhauses geworfen und sich laut Staatsanwalt zudem antisemitisch geäußert haben.

Köln: Anwohner bekämpft Feuer mit Wasserpistolen

Ein Anwohner sagte im Zeugenstand, mit seiner Familie auf dem Friedhof spazieren gegangen zu sein, als ihm ein Mann mit Rucksack aufgefallen sei. Als er diesen aus dem Blick verloren habe, sei ihm eine Rauchwolke aufgefallen. Der Zeuge schaute nach und sah, dass die Mauer des Waschhauses brannte, zudem vernahm er einen strengen Geruch, der offenbar vom verwendeten Benzin stammte.

Brandanschlag auf den jüdischen Friedhof in Köln-Vogelsang: Der Beschuldigte im Landgericht mit Verteidigerin Susanne Cziongalla.

Der Beschuldigte beim Prozessauftakt im Landgericht mit Verteidigerin Susanne Cziongalla.

Mit den Wasserpistolen seiner Kinder habe er dann versucht, die Flammen zu löschen, auch hatte die Familie zum Auffüllen der Kinderspielzeuge einen Eimer Wasser dabei. Letztlich schaffte es der Zeuge, eine weitere Ausbreitung der Flammen zu verhindern. Der mutmaßliche Täter habe ihn beobachtet und sei dann geflüchtet, nachdem der Familienvater mit der Polizei gedroht habe.

Laut Vorwürfen der Staatsanwaltschaft soll der Täter sich zuvor antisemitisch und antiamerikanisch geäußert haben. Das konnte der Zeuge aber im Landgericht so nicht bestätigen. Der Mann habe einen US-Präsidenten erwähnt, entweder George Bush oder Joe Biden und „irgendwas“ mit „jüdisches“ gesagt, so der Zeuge, dessen Worte von einer Russisch-Dolmetscherin übersetzt wurden.

Mutmaßlichem Brandstifter droht dauerhafte Unterbringung

Bei einem zweiten Vorfall etwa vier Wochen später habe er den mutmaßlichen Brandstifter wiedererkannt. Diesmal habe dieser Steine geworfen. Die Schwiegermutter des Zeugen sagte aus, zunächst Angst vor dem Mann gehabt zu haben. Doch dann habe dieser permanent auf sie eingeredet, „als wollte er mich von etwas überzeugen“. Danach habe sie nur Mitleid empfunden.

Diesmal wurde die Polizei gerufen, die den obdachlosen Mann festnehmen konnte. Der 46-Jährige wurde letztlich in die Psychiatrie eingeliefert, ihm droht die dauerhafte Unterbringung. Verteidigerin Susanne Cziongalla kündigte an, dass sich ihr Mandant noch zu den Vorwürfen äußern wolle. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit, da seine Krankheitsgeschichte zur Sprache käme.

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