Anklage erhobenMit zwei Schüssen getötet – Rätselhafter Kölner Mordfall wohl geklärt

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Polizisten hängen in Chorweiler Plakate auf, mit denen sie um Hinweise bitten.

Köln – Einer der wohl rätselhaftesten Mordfälle, der die Kölner Polizei in den vergangenen Jahren beschäftigt hat, scheint gelöst. Jedenfalls sind sich die Ermittler sicher, dass sie genug Beweise gegen einen seit sieben Monaten hauptverdächtigen 34-Jährigen sammeln konnten und haben nun vor dem Landgericht Anklage gegen den Kölner erhoben. Wann der Prozess startet, ist noch nicht sicher – vermutlich aber noch in diesem Jahr, sagte ein Gerichtssprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dem Angeklagten, der seit Weihnachten vergangenen Jahres in Untersuchungshaft sitzt, wird vorgeworfen, am Abend des 17. Dezember 2020 seine damalige Geliebte in ihrem Auto von außerhalb des Wagens mit zwei Kopfschüssen getötet zu haben. „Die Anklage geht von einem Heimtückemord aus“, sagte der Gerichtssprecher.

Die Tat soll laut Staatsanwaltschaft entweder in Köln oder im nächsten Umkreis stattgefunden haben. Das Opfer, eine 31-jährige Bulgarin, soll vor den Schüssen von lauter Musik im Auto abgelenkt worden sein. Die Leiche soll der Angeklagte mit einem Komplizen vermutlich noch in derselben Nacht nach Rheinland-Pfalz gebracht und dort angezündet haben. Eine Passantin fand den verbrannten und stark entstellten Körper gegen 13.20 Uhr am nächsten Tag auf einem Feldweg in der Nähe von Ochtendung, einer kleinen Gemeinde zwischen Koblenz und Mayen. Erst am 23. Dezember wurde die Leiche identifiziert.

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Beamte der Spurensicherung untersuchen den gelben Fiat Panda

Schnell führte die Spur zu dem jetzt angeklagten Kölner, der den Ermittlern zufolge seit mehreren Monaten ein außereheliches Verhältnis mit dem späteren Opfer gehabt hatte. An Heiligabend nahmen Spezialkräfte der Polizei den Familienvater in seiner Wohnung in Ossendorf fest.

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Anklage benennt 64 Zeugen

Rätselhaft ist der Fall bis heute, weil viele Fragen noch offen sind – allen voran die nach dem Motiv. „Die Motivlage ist in der Anklage nicht abschließend geklärt“, hieß es vom Gericht. Ob der Verdächtige also, sollte er sich als Täter herausstellen, seine Affäre verschleiern wollte oder ob etwas anderes vorgefallen ist, könnte in der Hauptverhandlung geklärt werden. Um welche Art von Pistole es sich handelte und ob die Ermittler die Tatwaffe gefunden haben, ließ der Sprecher noch offen.

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Auch wie die Leiche genau in das kleine Örtchen im Nettetal gebracht wurde, ist Gerichtsangaben zufolge noch nicht zweifelsfrei geklärt. In Betracht kommt der Kleinwagen des Opfers, der am 15. Januar in der Allerstraße in Chorweiler gefunden wurde und in dem die Kölnerin mutmaßlich erschossen worden war. Die Ermittler fanden in dem hellgelben Fiat Panda jedenfalls Spuren, wonach das Auto kurz zuvor auch von innen gereinigt worden war. Seit dem Fund des Wagens leitete die Kölner Polizei die Mordkommission und rief unter anderem mit einer groß angelegten Öffentlichkeitsfahndung zu Hinweisen aus der Bevölkerung auf. Der mutmaßliche Komplize des Verdächtigen wurde ebenfalls ausfindig gemacht. Er ist nicht mit angeklagt und soll an der Tötung selbst nicht beteiligt gewesen sein.

Der Prozess wird die Schwurgerichtskammer wohl lange beschäftigen. Allein die Staatsanwaltschaft hat bisher 64 Zeugen benannt. Ob aber tatsächlich alle angehört werden, ist noch nicht sicher und hängt womöglich auch vom Prozessverlauf ab. 

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