Für 450 Millionen EuroNeue KVB-Bahnen kommen in Köln – trotz Hürden für Behinderte

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Ein 1:1-Modells der neuen Generation von Niederflur-Stadtbahnen

Ein 1:1-Modells der neuen Generation von Niederflur-Stadtbahnen

Auf dem Papier ist die Barrierefreiheit zwar gegeben, doch die neuen KVB-Bahnen werden nicht für jeden ohne Probleme nutzbar sein.

Die Kölner Politik kommt den Behindertenvertretern bei der Barrierefreiheit der neuen Niederflurbahnen entgegen. In einer gemeinsamen Sitzung des Verkehrs- und Sozialausschusses wurde beschlossen, dass die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) alle Möglichkeiten prüfen soll, um die Barrierefreiheit der neuen Bahnserie zu optimieren. Eine komplette Neuausschreibung ist jedoch vom Tisch. 

Erhöhung von fünf Zentimetern müssen überwunden werden

Nachdem der Einstieg in die Bahnen im vergangenen Jahr bei einem „Mock-up“ der KVB unter anderem von Horst Ladenberger getestet wurde, kamen ernsthafte Bedenken auf: Vom Bahnsteig bis in die Bahn muss eine Erhöhung von fünf Zentimetern überwunden werden, es folgt ein sechs-prozentiger Höhenanstieg. Ladenberger ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises Barrierefreies Köln (ABK). In der Ausschusssitzung sagte er: „Es gibt eine deutliche Verschlechterung zu alten Bahnen.“

Bisher gab es die Fünf-Zentimeter-Hürde nicht, weil die Niederflurbahnen auf Höhe der Bahnsteige fuhren. Und es folgt unmittelbar eine Steigung: „Diese Kombination ist ein Problem. Niemand käme auf die Idee, mitten in einer Rampe eine Stufe zu bauen. Aber man kommt auf die Idee, davor eine zu bauen.“

Kölner Behindertenvertreter: „Nutzbarkeit nicht erreicht“

Die Politiker waren bemüht, sensibel mit den Bedenken umzugehen. Und gleichzeitig klarzumachen, dass eine Anpassung unrealistisch sei: 450 Millionen Euro kosten die neuen Bahnen der Serie NF12/NF6 insgesamt, eine Neubeauftragung würde im dreistelligen Millionenbereich liegen. „Wir sind mitten in einem Beschaffungsprozess, das darf man nicht vergessen“, sagte der Lino Hammer (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses.

Zudem seien die Modelle „baugleich oder ähnlich in anderen Städten unterwegs“. Man nehme die verständlichen Sorgen ernst und versuche, kleine Verbesserungen zu bewirken – etwa Schlaufen an den Türen, ein gesondertes Fahrertraining für die Unterstützung beim Einstieg und die Prüfung von elektrischen Rampen im weiteren Verlauf stehen im Raum.

Die Ausschüsse haben die Prüfung von Verbesserungen beschlossen, eine Neubeschaffung der Bahnen ist damit jedoch vom Tisch. Die Behindertenvertreter bedankten sich für die Anhörung der Bedenken, zeigten sich mit dem Ergebnis aber nur begrenzt zufrieden. Auch innerhalb der Verwaltung gibt es kritische Stimmen. „Wenn eine Bahn von allen genutzt werden soll, kann eine Barrierefreiheit nicht mit ein oder zwei Befragungen hergestellt werden“, sagte Mirjam Tomše, die Behindertenbeauftragte der Stadt.

Paul Inveen aus der Stadtarbeitgemeinschaft Behindertenpolitik ergänzte: „Wir bewerten die Nutzbarkeit und Zugänglichkeit als nicht erreicht. Wir bewerten das Fahrgerät als nicht barrierefrei.“ Seine Forderung: Der Vorgang darf sich nicht wiederholen, es brauche eine frühere Einbindung der Behindertenvertreter in die Planung von Großprojekten. Auch dies wurde beschlossen. Obwohl KVB-Chefin Stefanie Haaks im Ausschuss sagte, man sei ein „Vorzeige-Verkehrsunternehmen“, wenn es um die Vorab-Prüfung der Barrierefreiheit in der Praxis gehe. „Andere Städte machen das gar nicht“, sagte Haaks. Die Bahnen sollen ab Ende 2024 sukzessive eingesetzt werden.

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