Vom Buchhändler zum KaffeeverkäuferKölner zieht mit Sohn zusammen Pop-up-Café hoch

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Rainer Weithoff bietet Kaffee und Tee in einem Pop-up-Projekt an.

  • Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
  • Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach. Diesmal geht es um den ehemaligen Buchhändler Rainer Weithoff.
  • Rainer Weithoff kam über den Buchhandel ins Kaffeegeschäft. Jetzt betreibt er mit seinem Sohn ein Pop-up-Café.

Köln – Von all den Zugereisten, den „Imis“, die bisher in dieser Rubrik zu Wort gekommen sind, ist mein heutiger Gesprächspartner der mit der – aus meiner Sicht – ungewöhnlichsten Definition von „Heimat“. Auf meine Frage nämlich, wie er sich gefühlt habe, als er als junger Mann mit seiner Frau in das beiden noch völlig fremde Köln zog, sagt Rainer Weithoff: „Wir könnten überall bleiben, wo wir eine Aufgabe haben. Heimat ist da, wo Aufgaben sind. Wenn man offen ist und auch innerlich so gestimmt, findet man sie überall.“

Die Aussage, „hier könnte ich niemals leben“ würden Sie also nie treffen? frage ich. „Ich erwarte von mir, dass ich den Schalter umlege, wenn ich am Anfang eine Aversion habe oder etwas unangenehm finde. Das gelingt vielleicht nicht immer, aber es kann gelingen, sagt mir meine Erfahrung. Und wenn es gelungen ist, fühlt man sich wohl und gesund.“

Köln: Kaffe und Tee im Öko-Fair-Fashion-Laden

Es reizt mich einerseits, diese Sichtweise zu vertiefen, aber die Begegnung mit Weithoff ist von vornherein mit einem anderen Thema verbunden, für das ich sehr empfänglich bin: Kaffee. 

Ich treffe den 70-Jährigen am Sudermanplatz. Er habe sich gerade ein belegtes Brötchen besorgt, sagt er und sei auf dem Rückweg ins IGLU von „Kiss the Inuit“. In diesem Öko-Fair-Fashion-Laden bietet Weithoff gemeinsam mit seinem Sohn Johannes bis Ende dieses Monats Kaffee und Tee im Rahmen eines Pop-up-Konzepts an. In diesem Fall bin es also gar nicht ich, die einlädt, sondern Weithoff, der mir bei einem leckeren Cappuccino erzählt, wie er als Fotograf zur Kaffeebohne kam.

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Vom Buchladen zur Kaffeemaschine

Es war Ende der 70er Jahre, als der damals 28-Jährige hörte, dass eine kleine Buchhandlung in Köln Unterstützung suchte. Weithoff und seine Frau reisten an den Rhein und fragten die Inhaberin, ob sie auch ausbilde. Das war zwar nicht der Fall. Weil die ältere Dame ihren Betrieb alleine nicht mehr stemmen konnte, stiegen Weithoffs trotzdem ein und führten das Geschäft schließlich bis 2002.

Der gebürtige Mannheimer denkt mit Freude an diese Zeit zurück – insbesondere an die immer sehr arbeitsintensive Vorweihnachtszeit. „Wenn man ein gutes Team hat und in so einen Flow reinkommt, dann ist das toll“, schwärmt er und berichtet davon, wie er sich und seine Mannschaft nach den Feiertagen mit einer Kaffeemaschine belohnte, einer italienischen Handhebelmaschine.

Unterwegs mit Fahrrad und Espressomaschine

Ein Grundstein für sein jetziges Thema wurde also früh gelegt und zog eine intensivere Beschäftigung mit der Materie Kaffee nach sich. Nach Aufgabe der Buchhandlung war er zwar noch ein paar Jahre als mobiler Buchhändler unterwegs, zugleich dockte er 2012 bei der Coffee-Bike GmbH an, einem aus Osnabrück stammenden Franchise-Unternehmen.

„Da waren Sie dann einer der ersten?“, frage ich. Mein Gegenüber nickt und stimmt sofort meiner Einschätzung zu, dass die Vorstellung von dieser Tätigkeit – unterwegs mit dem Fahrrad und der Espressomaschine – romantischer ist, als der Job selbst. „Auf jeden Fall!“, sagt Weithoff, obwohl es damals „noch nicht so kritisch mit den Standorten“ gewesen sei. Weithoff suchte sich deshalb einen festen Platz, den er am Barbarossaplatz bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft fand. Dass sein Vier-Jahres-Vertrag dort ausgerechnet zu dem Zeitpunkt auslief, als Corona anfing, mag man Schicksal nennen. Es führte jedenfalls dazu, dass der 70-Jährige ein neues mobiles Konzept austüftelte, welches er gerade mit seinem Sohn testet. Wo er ab Ende Oktober sein wird, weiß Weithoff noch nicht. Aber er verspricht, mir irgendwann bei einem weiteren Cappuccino davon zu erzählen.

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