Angstraum in PorzSchmuddelecke wird zum Freizeitparadies

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Das derzeit noch unattraktive Areal soll zu einem Erlebnis- und Erholungspark werden.

Das derzeit noch unattraktive Areal soll zu einem Erlebnis- und Erholungspark werden.

Porz – Attraktivität ist der Schlüssel, wenn ein aus dem öffentlichen Blick verlorener Ort in das Bewusstsein der Bevölkerung zurückkehren soll. Übersichtlichkeit gehört zur Gestaltung eines solchen Ortes unbedingt dazu, spezielle Angebote für jede Altersklasse machen ihn zum unwiderstehlichen Anziehungspunkt nicht nur für Anwohner.

Die Grünanlage zwischen Glashüttenstraße und der Linie 7 wird nicht einmal als solche wahrgenommen, eher eilt ihr der Ruf eines Angstraums voraus. Eine vom Bündnis Porz-Mitte durchgeführte Angstraumanalyse hat das im vergangenen Jahr bestätigt. Dem ungeliebten und von vielen gemiedenen Stück Land steht nun eine Metamorphose bevor, die sein Image drehen könnte.

Vier Millionen Euro hat die Stadt für die bauliche Neugestaltung bewilligt, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) sieht die Umgestaltung zum hochwertigen, generationenübergreifenden Aufenthaltsort zur Revitalisierung der Porzer Innenstadt vor – dass der noch namenlose Park zu einem echten Begegnungs- und Erlebnisort wird, liegt nicht zuletzt an denen, die ihn nutzen sollen.

Klaus Schäfer zeigt Pläne für den Park.

Klaus Schäfer zeigt Pläne für den Park.

Seilbahn, Kletterfelsen, Skater-Parcours

Ein Informationsabend desBündnisses Porz-Mitte im Matthias-Chlasta-Saal des Porzer Bezirksrathauses setzte Bürgerinnen und Bürger über Gestaltungsmöglichkeiten des Areals ins Bild. Zusammen mit der AWO, dem Interkult e.V. und dem jüngst erst gegründeten Mieterbeirat Glashütte hatte die parteiunabhängige Bürgerinitiative eingeladen. Bürgeramtsleiter Karl-Heinz Merfeld eröffnete die „Auftaktveranstaltung Bürgerbeteiligung – Partnerschaftspark Porz“.

Mit vielen gelungenen und einigen suboptimalen Planungsergebnissen deutscher Parklandschaften führten Klaus Schäfer und Jochen Reichel vom Bündnis Porz-Mitte durch ihre Präsentation. Klettergerüste, Wasserspiele, eine Seilbahn und sogar Airtrampolins für die Kleinen sind denkbar, für Jugendliche bieten sich Kletterfelsen, BMX- und Skater-Parcours an. Frei zugängliche, robuste Fitnessgeräte würden Jugendliche, Erwachsene und Senioren ansprechen, ein für die Älteren angedachtes, fest installiertes Schachbrett könnte für die anderen Generationen ebenso interessant sein wie eine Boule-Bahn. Ganze, mit Brunnen bestückte Oasen-Landschaften scheinen möglich, selbst die gute alte Kneippanlage könnte zu neuen Ehren kommen.

Als Garanten für den Erfolg von Freizeitanlagen gelten Kioske und Pavillons, besonders wenn sie auch Spielzeug und Mobiliar verleihen, „denn das sorgt für regen Austausch“, sagte Jochen Reichel, Vorsitzender des Bündnisses Porz-Mitte. Der Kiezpark in Berlin-Marzahn etwa ist ein Beispiel für das Konzept, bei dem sich Begegnungen unwillkürlich ergeben, die Kommunikation miteinander vorprogrammiert ist.

Berührungsängste abbauen

Besonders für einen Ort, an dem Menschen mit verschiedenen kulturellen und sozialen Hintergründen räumlich zwar nah beieinander leben, sich aber sonst meist fremd bleiben, eröffnen sich Möglichkeiten, ohne äußeren Anlass zusammenzukommen und Berührungsängste abzubauen. Damit die Porzer ihren Park aber zuerst einmal annehmen, nutzen und langfristig pflegen, müssen sie sich mit ihm identifizieren können. Von Anfang an sollen die Bürger an der Entstehung beteiligt sein, ihre Wünsche und Ideen massiv in die Planung durch die Stadt einfließen.

Die Generation der Jugendlichen ist als vorerst einzige von der Stadt nach ihren Vorstellungen befragt worden. Paul Röser hat als engagierter Besucher des Jugend- und Gemeinschaftszentrums Glashütte aktiv an der Ideenfindung mitgearbeitet. Rund 20 Geräte schafften es beim Brainstorming in die engere Wahl. Nun sollen, öffentliche Einrichtungen und ältere Anwohner, bei der AWO, befragt werden.

Vieles ist bei der Gestaltung einer derart bedeutsamen Anlage zu bedenken, Barrierefreiheit und die allgemeine Sicherheit etwa kommen bei der Diskussion im Anschluss an den Vortrag zur Sprache. Kontroverse Meinungen zum Wasserspielplatz – wegen Ertrinkungsgefahr für Kinder – und der Wegfall des Parkraumes erhitzen die Gemüter, allerdings wäre durch die vollständige räumlich und zeitliche Öffnung des schon vorhandenen Parkhauses eine naheliegende Lösung in Sicht. Zu einem sicheren Umfeld aller könnten Aufsichtspersonen beitragen, Sozialarbeiter oder Kräfte aus dem noch zu bauenden Kiosk.

Eine "Herzensangelegenheit"

Reichel und Bündnis-Geschäftsführer Schäfer raten zur Gründung eines Nachbarschaftsvereins. Mit ihm stünde den Bürgern ein Sprachrohr zur Verfügung. Wünsche auch jenseits der baulichen Neugestaltung, wie die Mittel für Aufsichtspersonal, seien so einfacher zu formulieren und durchzusetzen.

Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, die sich während der Diskussion als brennende Befürworterin des Parkprojekts erweist, erinnert an die private „Gießt Kölle“-Bewegung. Von klein bis groß machen die Kölner bei den Gieß-Aktionen mit und das Überleben der Bäume zu ihrer Sache. Für sie sei „die Initiative um den Porzer Park eine Herzensangelegenheit“, sagt sie und wünscht sich, dass eine Bewegung aus ihr wird.

Bis 2025 werden die Anlieger mindestens warten müssen, um ihren Park aktiv nutzen zu können. Jetzt aber ist ihr Engagement gefragt, um einen Ort der Begegnung und Freizeitgestaltung nach ihren Wünschen zu gestalten.

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