„Ich habe mich sofort verknallt“Kölner Influencerin schreibt New-York-Reiseführer

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Miri Bouaouina auf der Brooklyn Bridge. Im Winter, sagt sie, sei es dort vergleichsweise leer.

Miri Bouaouina auf der Brooklyn Bridge. Im Winter, sagt sie, sei es dort vergleichsweise leer.

Miri Bouaouina lebt in Köln und liebt New York. So sehr, dass sie einen Reiseführer über die Stadt geschrieben hat. Die Idee: etwas von der New-York-Liebe weitergeben.

Diese Liebe brauchte keine Anlaufzeit, sie war einfach sofort da. „Ich habe mich direkt verknallt“, sagt Miri Bouaouina, Content-Creatorin und ehemalige Princess-Charming-Teilnehmerin aus Köln. Bouaouina schwärmt so nicht etwa von einem Menschen, sondern von New York. Ihre große Liebe zu der Ostküsten-Metropole hat die Kölnerin jetzt in einen Reiseführer gegossen. Der Titel: „Mein New York, dein New York – Die coolsten Spots und Storys der Stadt.“

Der Klassiker in New Yorks Straßenschluchten: ein Hot-Dog-Wagen.

Der Klassiker in New Yorks Straßenschluchten: ein Hot-Dog-Wagen.

Vor mehr als zehn Jahren war Bouaouina das erste Mal in der Stadt. Sie hatte grade die Schule, damals noch in Schleswig-Holstein, beendet, kam vom Dorf und quasi direkt aus dem Kinderzimmer. „Ich war noch auf der Suche nach mir, nach meiner Identität“, sagt die 30-Jährige. New York vermittelte der queeren jungen Frau mit aller Macht: Hier kannst du alles ausprobieren, keiner guckt dich blöd an, egal, was du trägst, egal, wie du bist, einfach alles ist normal. „Das hat mir einen totalen Mut-Schub gegeben“, sagt sie.

Beim Lesen begibt man sich auf einen Spaziergang durch New York

Fast ein Jahr hat sie nun an dem Reiseführer gearbeitet, musste mehr als 15.000 Fotos sichten, die sie bei ihren zehn Besuchen aufgenommen hat, musste sich klar werden, welche Wege, welche Orte, welche Restaurants und Bars sie beschreiben will, hat gedanklich Ping Pong gespielt mit dem Verlag, der zu ihren Texten ein Layout bastelte, selbst Karten mit für sie wichtigen Punkten versehen.  „Mein New York, dein New York“ ist aufgebaut wie ein Spaziergang, als würde man einen Tag in der Stadt an der Ostküste verbringen. 

Bouaouina will New-York-Neulinge genauso mit in die Stadt nehmen wie Menschen, die schon oft dort waren. „Wenn jemand schon alles kennt, würde mich das total wundern, dafür ist die Stadt zu groß, und dafür verändert sich auch immer zu viel“, sagt sie. Sie schaut sich im Buch an der 5th Avenue um, bummelt durch Chelsea, SoHo oder das West Village, macht einen Abstecher ins queere New York, erzählt von der Christopher Street und ihrem ersten Besuch in einer lesbischen Bar: „Ich war total unsicher, als ich reingegangen bin. Irgendwann hat mich eine junge Frau angesprochen und hat mich eingeladen, mit ihr und ihren Freundinnen zu feiern. Die junge Frau ist bis heute eine enge Freundin von mir, und wir sehen uns ein Mal im Jahr“, erzählt die Kölnerin.

Rund 15.000 Fotos hat die junge Frau für den Reiseführer gesichtet.

Rund 15.000 Fotos hat die junge Frau für den Reiseführer gesichtet.

Leben möchte Bouaouina nicht in New York: „Ein Teil des Zaubers macht für mich auch aus, dass ich ein- bis zweimal im Jahr dort bin und mich dann immer total freue – und außerdem ist es wahnsinnig teuer.“ In Köln ist die junge Frau derzeit sehr zufrieden.

Wo Köln und New York sich ähneln

Ob es Punkte gibt, an denen sich New York und Köln ähneln? Bouaouina überlegt kurz, und ihr fallen drei Dinge ein: „In beiden Städten haben die Leute Bock, sich zu unterhalten – an der Supermarkt-Kasse, auf der Straße, egal. Ich habe überall schon grandiose Gespräche geführt, das liebe ich auch an Köln.“ Dass man akzeptiert wird, wie man ist, auch das verbindet die Städte am Rhein und am Hudson. „Ich denke hier zu Hause überhaupt nicht darüber nach, wie ich rausgehe, und ich fühle mich immer angenommen“, erzählt sie. Und dann: „Ich bin in Köln total viel zu Fuß unterwegs, und das mache ich auch in New York – man kann da total viel erlaufen.“

Eine Sache aus der Heimat vermisst Miri Bouaouina dann aber doch, wenn sie in New York zu Besuch ist, und die Antwort auf die Frage kommt wie aus der Pistole geschossen: „Deutsches Brot“. Der New-York-Liebe tut das aber natürlich keinen Abbruch.


Das Buch Miri Bouaouina, Mein New York, dein New York, Polyglott, Verlag Gräfe und Unzer

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