Kölner mit 140 Messerstichen getötetRichterin zeigt Leichenfotos – Mutter flüchtet aus Saal

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Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht mit seinen Verteidigern Maximilian Klefenz und Dawit Stefanos. Der Angeklagte versteckt sein Gesicht hinter einem Aktenordner.

Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht mit seinen VerteidigernMaximilian Klefenz (l.) undDawit Stefanos.

Drastische Tatortfotos mit einer blutüberströmten Leiche zeigte die Richter beim laufenden Prozess im Landgericht. Die Mutter des Getöteten hielt das nicht aus.

Mit 140 Messerstichen wurde ein Mann in Kalk von seinem Mitbewohner getötet. Bei der Fortsetzung des laufenden Strafprozesses am Landgericht richtete sich Richterin Sabine Kretzschmar mit einer Warnung an die Zuhörer. Man werde nun Fotos vom Tatort anschauen, auf denen auch die Leiche zu sehen sei. „Wer das nicht sehen will, sollte jetzt den Saal verlassen“, sagte die Richterin.

Köln: Mutter des Getöteten flüchtet vor Leichenfotos

Kretzschmar bedauerte, die Fotos über die Leinwände groß projizieren zu müssen, für gewöhnlich sichte man drastische Bilder mit den Prozessbeteiligten am Richterpult. Aufgrund der Corona-Situation wolle sie dort aber kein dichtes Gedränge. Eine Polizeibeamtin beschrieb danach mit einem Laserpointer ausgestattet die Tatortfotos. Zunächst wurde lediglich der Hauseingang in Kalk gezeigt.

Nach weiteren eher harmlos anmutenden Fotos zeigte die Richterin dann eine Übersicht aus der Wohnung, in der der 23-jährige Bewohner vergangenen Juni erstochen wurde. Plötzlich war die blutüberströmte Leiche im Saal zu sehen. Die Mutter des Getöteten, die den Prozess als Nebenklägerin verfolgt, stöhnte verzweifelt auf und verließ umgehend den Gerichtssaal.

Der 25-jährige Angeklagte schaute sich die drastischen Bilder nicht an. Er blickte nach unten, schloss zeitweise die Augen. Er hatte beim Prozessauftakt über seinen Verteidiger Maximilian Klefenz die Messerattacke grundsätzlich gestanden. Allerdings sparte er bei seiner Aussage zum Unmut der Richterin den Part aus, wie es zu dem Streit der eigentlich gut befreundeten Männer gekommen war.

Kölner Angeklagter beteuerte zunächst seine Unschuld

„Ich weiß nicht, wieso ich so außer Kontrolle geraten bin, irgendwas in meinem Kopf hat nicht mehr funktioniert“, hatte der Angeklagte mitteilen lassen. Im Zeugenstand berichtete die Polizeibeamtin von ihrem ersten Kontakt zu dem Beschuldigten. Ruhig habe er gewirkt und ihr sachlich erklärt, dass ein anderer die Tat begangen habe. Dabei sei er bis zum Schluss geblieben.

Durch die erdrückende Beweislage konnte der Angeklagte seine Unschuldsversion nicht mehr aufrechterhalten. „Ich bin für den Tod meines besten Freundes verantwortlich“, räumte er beim Prozess schließlich ein. Ein Mordmerkmal wie Heimtücke oder niedere Beweggründe sieht die Staatsanwaltschaft nicht. Dem 25-Jährigen droht aber eine lange Haftstrafe wegen Totschlags.

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