Bauforscher in St. PantaleonSanierung gibt Blick frei auf römische Steine

Ulrike Heckner vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland zeigt mehrfach wiederverwendete Steine mit Ziegelsplittplomben.
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Köln – Putz und Anstrich sind ab. Seit mehr als 100 Jahren ist erstmals ein freier Blick auf die Steine im Westwerk der Romanischen Kirche St. Pantaleon möglich. Im Zuge der Grundsanierung, die Ende April begonnen hat, bekommt die Bauforschung eine Chance. Noch ist vieles unklar über die Kirche, deren Anfänge im 7. Jahrhundert nach Christus liegen.
Zunächst fallen Fachleuten die vielen römischen Steine auf. Diese ließen sich am Format sowie an Bearbeitungsspuren erkennen, erklärt Ulrike Heckner vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Der Fund sei so ungewöhnlich nicht, denn die vielen römischen Ruinen in Köln wurden bis ins hohe Mittelalter als Steinbruch genutzt.
Steine mit Plomben aus Ziegelsplittmörtel wiesen auf einen Einbau in karolingischer Zeit, also um 800 nach Christus, hin. Das Westwerk von St. Pantaleon stammt jedoch aus der Zeit um das Jahr 1000. „Manche Steine sind wohl mehrfach wiederverwendet worden“, mutmaßt Heckner.

Lateinische Inschrift an einer Rundbogenkonsole
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Erstmals liegen auch die Gewölbe der Seitenschiffe offen. „Das südliche Gewölbe ist aus kleinen Quadern sehr gleichmäßig gemauert“, lobt Heckner. Der Clou ist jedoch ein unscheinbares Stück Holz in einem Mauerspalt, wohl ein Rest des Stützgerüstes für die Errichtung des Gewölbes. Die Datierung kann Aufschluss geben über die tatsächliche Bauzeit. Bisher war man vom 12. Jahrhundert ausgegangen, als die Kirche um Seitenschiffe erweitert wurde. Es könnte jedoch auch deutlich früher sein.
Lateinische Inschrift sorgt für Überraschung
Die Möglichkeit, vom Gerüst aus die Mauern aus nächster Nähe zu inspizieren, brachte eine Überraschung zutage. An einem Kapitell der Westwerk-Empore weit oben zeigte sich der Rest einer lateinischen Inschrift. Diese könnte, so Heckner, Teil eines Segensspruchs sein, wie man ihn früher bei Benediktinerklöstern fand. Bekanntlich wurde ein solches im Jahr 955 an St. Pantaleon gegründet. Doch ein „Stein-Recycling“ so kurz nach dem Ersteinbau ergebe keinen Sinn.
Viel Zeit bleibt den Bauforschern jedoch nicht im Westwerk von St. Pantaleon. Ab Januar 2021 werden die Mauern wieder verputzt oder mit Anstrich versehen. Daher ist das Steingefüge akribisch dokumentiert und von dem Kreuzgratgewölbe ein dreidimensionales, in alle Richtungen drehbares Digitalmodell erstellt worden. „Das könnte man für alle nutzbar ins Internet stellen“, regt Heckner an.