Mit HygieneregelnSo könnte die Kölner Stunksitzung in der kommenden Session aussehen

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Martina Klinke als Funke-Mariechen mit einem Spitzebötzje als Corona-Maske.

  • Wie ist eine Stunksitzung unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften möglich?
  • Das wollten die Veranstalter bei ihrem kleinen Stunk-Festival im E-Werk testen. Kein Singen und kein Schunkeln, stattdessen müssen die Besucher einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
  • Wie der Abend verlaufen ist und was das für mögliche Stunksitzungen bedeutet, lesen Sie hier.

Köln – Stunksitzung ohne Singen und Schunkeln, ohne volle Kölschgläser auf den hölzernen Biertischen und ohne Köbes Underground auf der Bühne? Eigentlich unvorstellbar.

Aber es geht. Das ist das Ergebnis eines kleinen Stunk-Festivals zum Motto „Dä, do simmer widder“ mit Kabarett, Kleinkunst und Karneval, das an drei Abenden jeweils 490 Besucher ins E-Werk lockte.

Außer Mitgliedern der Stunksitzung machten Kollegen aus dem alternativen Karneval (Immisitzung, Schnittchen-Sitzung, Fatal Banal, Deine Sitzung) sowie aus der Kölner Kabarettszene mit. So Barbara Ruscher, Tina Teubner und Nessi Tausendschön, Fatih Cevikkollu, Johannes Flöck, Rene Steinberg und andere. Da war für manchen Besucher die eine und andere Neuentdeckung dabei.

Abstandsregeln und Hygienevorschriften

„Wir wollten gucken, ob und wie eine Show unter den gegebenen Bedingungen mit Abstandsregeln und Hygienevorschriften zu machen ist“, so die Stunker und Mitorganisatoren Martina Klinke und Bruno Schmitz. Ihr Fazit: „Unser Publikum toleriert alle Regeln und hält sich daran. Und auf der Bühne fühlt es sich richtig gut an. Es ist einfach schön, nach der langen Corona-Pause als Künstler wieder vor Leuten zu stehen und für das, was man macht, was unser Beruf ist, lauten Applaus zu kriegen.“

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Beim Festival „Stunk & Freunde“ saßen die Besucher im E-Werk teilweise recht eng beieinander in den Stuhlreihen.

Das ganze Konzept drum herum stimme, auch wenn die Rahmenbedingungen schon sehr gewöhnungsbedürftig seien. „Das ist wohl der erste Maskenball im E-Werk“, witzelte Stunk-Präsidentin Biggi Wanninger, die durch das knapp dreistündige Nonstop-Programm führte. Denn alle Besucher mussten die gesamte Zeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen und saßen in einer Art Theaterbestuhlung teilweise recht eng beieinander. Dafür habe es im Nachhinein viel Kritik gegeben. Klinke: „Mich hat es auch gewundert, dass es genau so vom Gesundheitsamt genehmigt war und nicht anders.“ Das wolle man bei möglichen Stunksitzungen auf jeden Fall ändern.

Stunksitzung in der kommenden Session?

Doch ob diese stattfinden werden, ist weiterhin offen. „Klar ist doch, dass es in der kommenden Session keine Stunksitzung geben wird, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen und lieben“, sagt Schmitz. In der kommenden Woche wolle man die Erfahrungen des Festivals mit den Kollegen – darunter auch alle Musiker von Köbes Underground – diskutieren, auch eine weitere Absprache mit E-Werk-Betreiber Willi Wirtz ist schon terminiert. Klinke: „Das Thema, was möglicherweise im Winter geht, wird uns die ganzen nächsten Wochen noch beschäftigen.“

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Doch zunächst durfte gelacht werden. So über die Publikumsbeschimpfungen eines gewieften Bau-Investors und die Klagen eines Funkenkorps („Bützen war unsere Religion“) im Lockdown. Anstatt die Lufthansa müsse die Kanzlerin die KG Luftflotte retten, hieß es. Ältere Nummern wie das Zwiegespräch zweier Omas über den Untergang eines Flüchtlingsbootes und die Vielfalt von Quereinsteigern als Lehrer waren zeitgemäß aktualisiert worden und wirkten wie neu. Doch als zum Finale beim Klassiker „Wegen dem Brauchtum“ (nach U2 „With or without you“) keiner im Saal mitsingen durfte, war das schon richtig bitter.  

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