Kölner Wirte froh über Gastro-Beschluss„Ich stelle die Stehtische wieder auf“

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Thebäerstasse

Judith Grazio und Marcos Rivas auf der Terrasse der Gin-Bar „The Bär“

Köln – Die Erleichterung war den Kölner Gastronomen am Dienstag anzumerken. Erleichterung darüber, dass der Rat beschlossen hat, die Gestaltungsvorschriften für die Außengastronomie und damit auch die Kontrollen durch das Ordnungsamt, die in den vergangenen Monaten immer wieder für Ärger gesorgt hatten, bis kommenden Sommer auszusetzen.

Judith Grazio von der Gin-Bar „The Bär“ an der Thebäerstraße freut sich sehr: „Toll, dass die Proteste bei der Stadt angekommen sind.“ Sie und ihr Kompagnon Marcos Rivas waren von der Stadt aufgefordert worden, ihre Terrasse vor der Bar abzubauen. Hier hatten sie Tische und Stühle auf ein Podest gestellt, die Fläche mit einem weißen Zaun einrahmt und mit Dach und Kunstblumenranken versehen.

Dach wegen Ordnungsamt abgebaut 

Die Gäste waren begeistert. Doch erlaubt seien nur Tische und Stühle, hieß es von der Stadt. „Das Dach haben wir deshalb schon abgebaut, und auch das Podest sollte weg. Aber der Handwerker hatte erst Ende dieser Woche einen Termin frei. Den konnten wird jetzt ganz absagen.“ Das Podest bleibt also und das Dach kommt wieder drauf. „Wir sind megaglücklich. Jetzt wird es wieder eine Terrasse, die sich auch so anfühlt.“

Auch Costa Fotiadis, Chef des „Filos“ in der Südstadt, ist froh: „Das war höchste Zeit, dass sich etwas bewegt.“ Er hatte Stehtische, die seit 15 Jahren vor dem Eingang standen, im vergangenen Oktober nach einer Kontrolle des Ordnungsamtes entfernen müssen. „Die stelle ich jetzt wieder auf.“ Sie sorgten zwar nur minimal für mehr Umsatz, aber seien für die Stimmung und die Kommunikation wichtig.

Chef des „Filos“ wartet noch ab

Allerdings will er mit dem Aufstellen noch ein bisschen warten – zuerst möchte er sich genauer informieren, ob das wirklich in Ordnung ist. Nach den Erfahrungen der letzten Monate ist er vorsichtig geworden. Beanstandet wurden auch Blumenkübel und Schirme, die er für 15.000 Euro gekauft hatte.

Martin Wolf, der seit 21 Jahren die „Torburg“ an der Severinstorburg betreibt, freut sich zwar auch über den Beschluss, aber sagt: „In unserem Fall liegt das Problem woanders.“ Er hatte Ärger wegen seiner vier mal sechs Meter großen, roten Schirme bekommen, die er in der Pandemiezeit angeschafft hatte, um die Gäste vor Wind und Wetter zu schützen.

Torburg

Hülya und Martin Wolf vor der Torburg

Die seien in aufgespanntem Zustand zu groß und blockierten Flucht- und Rettungswege, hatte die Stadt argumentiert. Deshalb darf Wolf sie nicht öffnen. „Das werde ich auch jetzt nicht einfach tun, sondern weiter das Gespräch mit der Stadt suchen.“ Die Schirme bleiben deshalb erst einmal geschlossen stehen. Obwohl er schon mehrmals demonstriert hat, dass es im Notfall nur wenige Sekunden braucht, um sie einzuklappen.

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Die Stadt will derweil einen „Konsultationskreis“ mit Vertretern aus Gastronomie, Politik, Verwaltung und auch Behindertenvertretungen bilden, um bis zum Beginn der Außengastronomie-Saison 2023 „tragfähige Regelungen für das Gestaltungshandbuch zu erarbeiten. Bis dahin greift das Ordnungsamt nicht ein – Voraussetzung ist allerdings, dass die Aufbauten nicht Fußgängern und Rettungskräften im Weg stehen.  

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