„Urban Tools“ für das StadtmobiliarStühle und Leitern aus Stahl sollen Kölner Plätze attraktiver machen – Kritik von der Stadt

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Friedel Schlör hat Stahlaufsätze für Mülleimer, Fahrradständer und Schaltkästen gebaut. Damit übt er Kritik an der Kölner Stadtgestaltung.

Es ist doch auch die Büdchen-Kultur, weshalb viele junge Menschen Köln so sehr lieben. Schnell eine Cola oder ein Bier beim netten Kiosk-Verkäufer besorgt und weiter geht’s – nur wohin, wenn man nicht die ganze Zeit durch die Stadt laufen will? Der Brüsseler Platz ist meistens überfüllt und viele andere Plätze sind „starr und antisozial“, sagt Friedel Schlör.

Damit kritisiert der 27-jährige Student die Gestaltung vieler Plätze in Köln. „Der öffentliche Raum in Köln ist sehr minimalistisch gestaltet. Oft findet man nur zwei oder drei Bänke.“ Im Rahmen eines Projekts in seinem Designstudium an der International School of Design hat er deswegen sogenannte „Urban Tools“ entwickelt – drei Stahlaufsätze für das Kölner Stadtmobiliar, die den Aufenthalt für Kölnerinnen und Kölner in Parks, auf Plätzen oder in Seitenstraßen attraktiver machen sollen.

Gleich zwei der grellen, pinken Aufsätze sollen das Problem nach dem Getränke-Kauf am Kiosk lösen. Denn der erste Aufsatz ist eine Leiter, die Schlör an fast jeden Schaltkasten in Köln hängen kann. „Die ist hauptsächlich dazu da, um auf dem Kasten abzuhängen“, sagt der 27-Jährige. Als Sitzgelegenheit würden die Kästen sowieso genutzt werden und „die Leiter erleichtert den Aufstieg“.

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Auf Schlörs zweitem Tool kann man direkt sitzen, ein Sitz, den man ganz einfach in eine Fahrradnadel einhängen kann. „Alle drei Stahlaufsätze sind aber offen für Interpretation“, sagt Schlör. Das sei ihm ganz wichtig. Er selbst nutzt so den Sitz auch als Skateboard-Rampe, die er einfach auf die Straße legen kann.

Und es war auch eben das Skateboarden, weshalb er sich schon vor dem Projekt viel mit dem Thema „öffentliche Plätze“ beschäftigt habe. „Man ist viel in der Stadt unterwegs und guckt nach Orten, an denen man gut skaten kann.“ Gefunden hat er neben den Skateparks aber nur wenige. Eine Tatsache, die der Kölner schade findet.

Stadt Köln kann Kritik an der Stadtgestaltung nicht nachvollziehen

Kritik, die die Stadt Köln allerdings nicht nachvollziehen kann: „Die Stadt Köln schafft Platz für Stadtmobiliar, Außengastronomie oder Begrünung. Beispiele hierzu sind die Freitreppe an St. Maria im Kapitol, der Rheinboulevard in Deutz, die autofreie Deutzer Freiheit oder die Fußgängerzone Ehrenstraße“, schreibt ein Sprecher auf Anfrage.

Schlör jedoch fehle „das gemeinsame Miteinander.“ Viele Orte seien, wie eben Skateparks, vorgesehen für bestimme Nutzergruppen. Schlör würde sich Plätze wünschen, an denen alle Menschengruppen gemeinsam Zeit verbringen. Die einen beim Bierchen trinken, andere beim Tischtennis spielen und andere eben beim Skaten.

Sein letzter Stahlaufsatz für einen Mülleimer würde dann noch alle Hobby-Fußballer integrieren: Ein großer Ring, den man auf die grünen Papierkörbe mit der runden Öffnung platzieren und anschließend den Ball durchschießen kann.

Mit seinen Stahlaufsätzen will Schlör aber nicht nur Spaß mit seinen Freunden haben, sondern vor allem auf die für ihn geringe Lebensqualität in Köln aufmerksam machen, die für ihn durch die schlecht genutzten Orte entsteht. „Es ist erstmal symbolisch gedacht, die Stadt gehört uns allen.“

Kölner Student möchte die Stadt und öffentliche Plätze diverser nutzen

Jedoch das Stadtmobiliar nicht. Denn die Schaltkästen gehören unter anderem der Rheinischen Netz-Gesellschaft, die Fahrradnadeln der Stadt Köln und die Mülleimer der AWB. „Die Papierkörbe sind ‚nur‘ dazu da, dass die Besucherinnen und Besucher der Kölner Parks und Grünanlagen möglichst kurze Wege zur Abfallentsorgung haben“, heißt es von der AWB auf Anfrage.

Ähnliches sagen auch die Sprecher der Stadt Köln und der Rheinenergie, Letztere mit dem Zusatz: „Schaltkästen sind Betriebsmittel, an denen regelmäßig zu Wartungsarbeiten und in Störungsfällen gearbeitet werden muss. Angebrachte ‚Tools‘ oder Gegenstände müssten gegebenenfalls kostenintensiv entfernt werden.“

Erlaubt ist die Anbringung demnach wohl nicht. Schlörs Stahlaufsätze sind allerdings mobil und er würde sie nach jeder Nutzung direkt wieder abnehmen, sagt er. Und der 27-Jährige versichert: „Mir war es wichtig, dass meine Tools nichts kaputt machen und die Gegenstände weiter nutzbar sind.“

Wichtiger sei ihm aber sowieso die Symbolik und der Appell, „die Stadt diverser zu nutzen“. Denn: „Man muss bedenken, es gibt auch viele Menschen, vor allem Jugendliche, die keine Kohle haben, und deswegen ihre Zeit im öffentlichen Raum verbringen.“

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