Tochter möchte wegziehenMüllentsorgung auf der Schildergasse – Kölner klagt über „Riesensauerei“

Lesezeit 3 Minuten
Müll liegt zerstreut auf der Schildergasse.

So sah ein Abschnitt der Schildergasse am Donnerstagabend gegen 22.30 Uhr aus.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Anwohner der Schildergasse von Müll und Dreck vor seiner Haustür überrascht wird. Und nicht nur das stinkt ihm gewaltig.

Wenn Georg S. (Name geändert) spät abends von der Arbeit nach Hause kommt, ist er inzwischen so manche Überraschung gewohnt. Es sind in der Regel negative, denn der Familienvater wohnt seit 17 Jahren an der Schildergasse unweit des Neumarkts. Nicht nur die Konflikte mit Obdachlosen und Drogenabhängigen hätten in den vergangenen Jahren die Wohn- und Lebensqualität stark herabgesetzt, hinzu komme das Problem mit dem Müll.

Am Donnerstagabend gegen 22.30 Uhr stößt Georg S. nahe seiner Wohnung auf mehrere Quadratmeter Verpackungsabfall, mitten auf der Schildergasse verteilt. Kunststoffe, Folien, Kartons, mit denen sich Obdachlose ein Quartier für die Nacht gebaut haben. Als Verursacher für den Anblick macht der Kölner jedoch andere aus: „Hier stellen Angestellte von Geschäftsfilialen einfach nach Geschäftsschluss ihren Abfall auf die Straße, und daraus wird dann eine Riesensauerei.“ Es sei nicht das erste Mal, dass es abends auf der Einkaufsmeile so aussehe.

Schildergasse Köln: Familienvater klagt über Vermüllung

S. berichtet, dass seine Kinder morgens schon des Öfteren Probleme gehabt hätten, das Haus in Richtung Schule zu verlassen, da Obdachlose oder Drogenabhängige mit ihrem Pappkarton-Verschlag direkt vor der Eingangstür campierten. Vor allem Schwerstabhängige reagierten unberechenbar, wenn man versuche, die Tür zu öffnen. Seine jüngste Tochter, neun Jahre alt, habe vor kurzem den Wunsch geäußert, aus der Stadt wegzuziehen.

Alles zum Thema AWB

„Ich weiß, dass diese Leute Hilfe brauchen und viele krank sind, aber uns hilft in dieser Situation leider auch keiner“, sagt S.. Er möchte anonym bleiben, weil er beim letzten Mal die Polizei gerufen hatte und es danach nur noch mehr Ärger gegeben habe. „Eine Frau, die ihr Quartier vor unserer Tür räumen musste, hat danach eine Woche lang in unseren Eingang uriniert und gekotet.“

In der Regel würde der Verpackungsabfall früh morgens vor die Tür gestellt und dann von beauftragten Entsorgungsunternehmen abgeholt. Diese Praxis bestätigt auch Cordula Beckmann, Sprecherin der Abfallwirtschaftsbetriebe der Stadt (AWB). Es sei durchgängig eine Herausforderung auf der Schildergasse und in der Innenstadt generell, geeignete Abfall- und Wertstofftonnen aufzustellen.

„Gewerbebetriebe sind frei in der Wahl des Entsorgers bei den Wertstoffen und können diese durch andere Entsorger als die AWB abfahren lassen“, erklärt Beckmann. „Wir sind von einigen Händlern mit der Wertstoffentsorgung auf der Schildergasse beauftragt, aber längst nicht von allen.“

Auf Anfrage bei dem Modeunternehmen, an das die Warensendung adressiert war, hieß es lediglich, dass man keine Erklärung für den abendlichen Müllhaufen habe. Man halte sich an die Regeln der Müllentsorgung. Nach Angaben der Stadt Köln droht dem Verursacher einer Vermüllung ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro.

Das Thema Dreck und Sauberkeit in der Stadt erregt seit Jahren die Gemüter vieler Kölnerinnen und Kölner. Dem sind sich auch Stadt und AWB bewusst: „Stadtsauberkeit ist für die AWB eine zentrale Grundlage für das gesellschaftliche Zusammenleben und die Lebensqualität in unserer Stadt. Dazu kommt, dass die Innenstadt ein Touristenmagnet ist“, sagt die AWB-Sprecherin. „Deshalb reinigen wir die Schildergasse auch 13-mal pro Woche. Das beinhaltet die Reinigung der Fußgängerzone mit Kehrmaschinen und die Leerung der Papierkörbe.“

KStA abonnieren