Zum Jahresende schließt der Kölner Großmarkt. Wir haben nachgehakt, wie sich die Händler auf einen Umzug vorbereiten – oder die Insolvenz.
Aus mit JahreswechselKölner Großmarkt bis zum letzten Tag offen – Müllproblematik verschärft

Der Kölner Großmarkt öffnet am 31. Dezember 2025 zum letzten Mal.
Copyright: Michael Bause
In gut zwei Monaten schließt der Kölner Großmarkt – noch aber läuft der Verkauf wie gewohnt. Umgezogen sind bislang die wenigsten der zuletzt rund 80 verbliebenen Händler. Einige haben alternative Standorte gefunden, die sie jetzt unter Zeitdruck herrichten. Andere stehen schlichtweg vor dem Aus. „Es wird einige Insolvenzen geben“, sagt Michael Rieke, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Großmarkt.
Die Politik hat am 1. Oktober 2024 seine Schließung zum Jahresende 2025 festgesetzt, denn um die Halle herum entsteht das Stadtentwicklungsprojekt Parkstadt Süd. Dass der Markt weichen muss, steht schon mindestens zwanzig Jahre fest. Doch die Händler hatten all die Jahre auf einen alternativen Standort, einen gemeinsamen Umzug mit nahtlosem Übergang, gehofft. So kam es nicht.
Im Jahr 2022 dürfte der Gesamtumsatz auf dem Großmarkt bei rund 150 Millionen Euro gelegen haben, schätzt Norbert Heep, der der IG Großmarkt vorsitzt, mit einer Umschlagsmenge von 80.000 Tonnen Obst und Gemüse. Genaue Zahlen gibt es nicht, auch nicht, wie viele Menschen direkt von der Schließung betroffen sind. Es dürften mehrere Hundert sein.
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Wenige Händler haben alternative Standorte gefunden
Für sein Unternehmen Früchte Heep ist er nach intensiven Gesprächen mit verschiedenen Flächenbesitzern und Investoren jetzt beim Blumengroßmarkt in Niehl nach einem Alternativstandort fündig geworden. 1200 Quadratmeter seien frei gewesen. Heep hätte zwar auch mehr Platz gebrauchen können, kann aber seine 25 Mitarbeiter behalten, „das war eine Bedingung für mich“, sagte er. Umziehen will zwei Wochen vor dem Weihnachtsgeschäft.

Kurz vor Ende des Großmarkts verschärft sich die Müllproblematik noch einmal.
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Eine der wenigen Gewerbeflächen im Kölner Stadtgebiet, die den Ansprüchen vom Handel mit frischen Waren gerecht werden, liegt in Gremberghoven. Dort mieten nun 14 Händler eine neue Halle mit 8500 Quadratmetern vom Spezialisten für Gewerbestandortentwicklung Dibag. Nevzat Taskiran, Geschäftsführer der Fruchthandelsgesellschaft Birkenheyer und einer der Chefs vom neuen „ABA Frischecentrum“, hofft, zumindest im Kleineren weiter von einem Cluster unterschiedlicher Händler profitieren zu können. Geplanter Umzug: Nach Weihnachten.
Wer auf dem Großmarkt seinen Bereich baulich verändert hat, muss für den Rückbau, den die Stadt übernimmt, Geld zahlen. Für Taskiran sind das nach eigenen Angaben 178.000 Euro. „Die tun weh“, sagt er, habe sich aber seit Jahren darauf vorbereitet. So steht es in den Pachtverträgen. Vorgesorgt haben aber nicht alle, wie zu hören ist. Die Stadt teilt mit: „Die Gebäude auf dem Gelände sind in ihrer Bauweise und ihrem Baujahr sehr unterschiedlich, weshalb die Rückbaukosten individuell stark schwanken und eine Schätzung der durchschnittlichen Kosten nicht seriös möglich ist.“
Kurz vor Ende türmt sich nochmal mehr Müll am Großmarkt auf
IG-Sprecher Rieke berichtet aber auch von Händlern, die das Ende noch nicht wahrhaben wollen. Er geht davon aus, dass noch am 31. Dezember die letzten Waren des Großmarkts über die Theken gehen. Weil das der letzte Betriebstag ist, teilt die Stadt mit: „Die Rückbautätigkeiten können somit überwiegend erst im Jahr 2026 erfolgen. Ziel der Verwaltung ist es, den Auszug der Händler planvoll und organisiert zu gestalten und dabei die Einhaltung aller vertraglich vereinbarten Verpflichtungen sicherzustellen. Es wird insofern einen begrenzten Zeitraum nach der Schließung geben, in dem Räumungs- und Rückbauarbeiten durch die Nutzer erfolgen.“
Es sei nicht auszuschließen, dass die Einhaltung vertraglicher Verpflichtungen der Mieter und Pächter in einigen Fällen gerichtlich durchzusetzen sein werde.

Kurz vor Ende des Großmarkts verschärft sich die Müllproblematik noch einmal.
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Auf den letzten Metern verstärkt sich auf dem Großmarkt noch ein Problem, dass wie mehrfach berichtet seit Jahren Anwohner, Stadt und Händler umtreibt: Müllberge. Seit rund zwei Wochen ist die Abfallannahmestelle von Remondis auf dem Großmarkt nun schon zu, das verschärft die Situation. Die Stadt bestätigte, dass Remondis schon angefangen hat, den Rückbau selbst zu realisieren, um Ende des Jahres damit fertig zu sein. Weiter heißt es: „Die Verantwortung zur Entsorgung des Mülls liegt grundsätzlich bei den Händlern, sodass hier durch diese alternative Entsorgungsmöglichkeiten zu gewährleisten sind.“
Fremde sowie einige der Händler, von Rieke als „schwarze Schafe“ bezeichnet, laden ihren Abfall illegal auf dem Gelände ab. Rieke sieht die Stadt als Marktverwalterin in der Pflicht, Ordnung durchzusetzen, sie habe den Großmarkt schon seit vorigem Jahr aufgegeben, obwohl der Betrieb noch bis zum 31. Dezember läuft und das auch darf.
Der Stadtverwaltung ist die Müllproblematik bekannt, teilt eine Sprecherin mit: „In Fällen, in denen ein Verursacher ermittelt werden kann, wird ein Ordnungsgeld verhängt. Zudem beauftragt die Verwaltung regelmäßig die AWB mit einer außerordentlichen Reinigung. Die Kosten hierfür trägt die Stadt Köln.“