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Nach 30 JahrenKölner Bruce Lee übergibt Vorsitz „seines“ Judoclubs

3 min
Ein Mann im Judo-Dress steht in einer Halle, die mit japanischen Zeichen und Bildern vom Judo geschmückt ist.

Peter Kloiber betreibt seit mehr als 50 Jahren Judo und Goshin Jitsu. 

Peter Kloiber ist seit 30 Jahren Vorsitzender des 1. Bocklemünder Judoclubs. Im Oktober wird er den Staffelstab an seinen Cousin weiterreichen.

Angst vor „hohen Tieren“? Das ist etwas, was Peter Kloiber nicht zu kennen scheint. Als ihm Bundespräsident Horst Köhler im Jahr 2006 in der Villa Hammerschmidt das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen hatte, „revanchierte“ er sich dafür prompt mit einem Karnevalsorden beim Staatsoberhaupt. Und als ihm die Stadtverwaltung beim Umbau des Trainingsraums seines Judoclubs nicht schnell genug arbeitete, sprach er einfach die Oberbürgermeisterin direkt darauf an, als sich die Gelegenheit im Rathaus bot.

Seit 1976 gibt es den 1. Bocklemünder Judoclub

Peter Kloiber ist seit 30 Jahren Vorsitzender des 1. Bocklemünder Judoclubs. Der gelernte Kfz-Mechaniker, der lange Jahre stellvertretender Betriebshofleiter der AWB war, hat den Verein sogar mit gegründet. 1972 zunächst als Abteilung der DJK Bocklemünd und 1976, als sich die Judokas selbstständig machten. Im Oktober jedoch will er nicht mehr kandidieren. Mit seinem Cousin Stefan Kloiber steht schon ein Nachfolger bereit.

Ein grauhaariger Mann steht neben einem jüngeren Mann mit dunklem Haar in einem Trainingsraum mit blauem Bodenbelag.

Peter Kloiber (l.) war 30 Jahre Vorsitzender des Bocklemünder Judoclubs. Nachfolger ist sein Cousin Stefan Kloiber.

Auf der Matte des Trainingsraums, dem Dojo, steht der bald 75-Jährige, der in Esch lebt, aber immer noch. „Ich kann den Jungen immer noch etwas vormachen“, sagt er und grinst dabei genauso breit, wie wenn er vom Bundespräsidenten oder der Oberbürgermeisterin erzählt. Man spürt geradezu, dass dieser Mann seit mehr als einem halben Jahrhundert Spaß an diesem Sport und an der Begegnung mit Menschen hat.

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Wettkämpfe fanden in der Kneipe Rochus-Eck statt

Als Schüler begann er zunächst mit Ringkampf beim SC Germania Ossendorf. Trainiert wurde in der belgischen Schule am Pistorhof. Die Wettkämpfe fanden im Saal der Kneipe Rochus-Eck statt. Mit 21 Jahren wurde Kloiber in Bocklemünd zunächst auf Judo aufmerksam und dann auf Goshin Jitsu, eine moderne Form der Selbstverteidigung. Schon 1978 errreichte er den 1. Dan im Judo. 1984 folgte der 1. Dan in Goshin Jitsu. Hier bekam er 2024 den 9. Dan als Auszeichnung für 25 Jahre Verbandsarbeit.

Besondere Erinnerungen? „Mein erster Wettkampf im Goshin Jitsu. Das war in Münster.“ Peter Kloiber erzählt davon, als hätte er seinen damaligen Gegner erst gestern aufs Kreuz gelegt. „Er war kräftiger als ich. Viel mehr Gewicht. Aber ich hab ihn gleich mit der ersten Aktion gestemmt. Ein Kata Guruma war das. Der Mattenrichter rief sofort ‚Ippon! Ippon!‘. Höchste Wertung, sofortiger Sieg. Du kannst dir nicht vorstellen, wie die Leute in der Halle getobt haben.“ Wieder zeigt Kloiber sein breites Grinsen.

Fahrten mit Kinder- und Jugendgruppen des Vereins sowie die geselligen Veranstaltungen – Bälle, Grillfeste und gemeinsame Ausflüge – sind ihm jedoch genauso gut in Erinnerung. Das Bundesverdienstkreuz erhielt er auch, weil der Verein seit Jahren regelmäßig Erlöse des Grillfestes an das „Elternhaus“ der Universitätsklinik Köln spendet. „Der Verein ist wie eine große Familie mit 200 Mitgliedern. Bei der Vorstandsarbeit war ich nie alleine. Wir waren immer ein gutes Team“, sagt Kloiber. Er wird weiterhin trainieren und will dem neuen Vorstand helfen, wenn das gewünscht ist. Seine zweite Leidenschaft ist der Karneval. Kloiber ist Senatspräsident der Alten Kölner KG Schnüsse Tring.

Judo für Ältere und Fitnesstraining für alle

Nachfolger Stefan Kloiber hat bereits Vorstellungen, wie der Verein, der neben Judo und Goshin Jitsu auch Aerobic und Gymnastik anbietet, fit für die Zukunft gemacht werden kann. „Angebote für junge Leute, mehr Förderung für den Nachwuchs, Ausbildung von Co-Trainern“, nennt er als Erstes. Die Konkurrenz durch andere Freizeitangebote sei nämlich immens. Vielleicht lasse sich aber Judo mit Fitnesstraining gut verbinden. Doch nicht nur junge Menschen hat er im Blick. Diejenigen, die kurz vor der Rente stehen, sollen auch gelockt werden. „Die kennen noch Bruce Lee oder die TV-Serie Kung-Fu. Wir haben vor, so etwas anzubieten.“


1. Bocklemünder Judoclub, Feltenstraße 130, 50827 Köln, Tel 0221/534666, bocklemuender-judo-club.de