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Obdachloser vor GerichtGewaltserie am Kölner Hauptbahnhof – mehrere Seniorinnen verletzt

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Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Carsten Friedel Keil beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Carsten Friedel Keil beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Offenbar wahllos hatte der 43-jährige Beschuldigte zugeschlagen. So wurde er gefasst.

Der Gewaltausbruch begann am Kölner Hauptbahnhof und zog sich bis zur nahegelegenen Marzellenstraße. Mehrere Seniorinnen wurden verletzt, weitere Menschen gefährdet. Für die Taten im vergangenen Januar muss sich seit Mittwoch ein 43-jähriger Obdachloser vor dem Landgericht verantworten. Dem aus der Ukraine stammenden Mann droht die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.

Köln: Seniorin erlitt Platzwunde im Hauptbahnhof

Die Serie begann an einem Donnerstagmorgen in der Bahnhofshalle. Ein Mann mit Rucksack, so zeigen es Aufnahmen der Überwachungskamera, wollte die zur U-Bahn führende Rolltreppe betreten, als er plötzlich einen Stoß in den Rücken spürte. Er wurde nach vorne geschleudert, konnte sich jedoch durch einen Ausfallschritt am Handlauf festhalten und so einen Sturz verhindern.

Unmittelbar danach wandte sich der Täter zwei Seniorinnen zu, die vor der Bäckerei Kamps warteten. Dort riss der Beschuldigte einer der Damen die Brille von der Nase, um sie der anderen Frau wuchtig ins Gesicht zu werfen. Die Folge war eine Platzwunde am Kopf, so beschreibt es die Staatsanwaltschaft. Danach verließ der Angreifer das Bahnhofsgebäude zunächst unerkannt.

Köln: Angriff auf ältere Dame mit Rollator

Vor dem Schnellrestaurant McDonald’s an der Trankgasse fand der Angeklagte sein nächstes Opfer. Einer älteren Dame, die sich mit einem Rollator auf dem Gehweg bewegte, habe der Mann „anlasslos in den Rücken getreten“, so die Anklage. Anschließend sei der psychisch kranke Beschuldigte geflüchtet. Ein Straßenreiniger der Kölner AWB wurde Zeuge des letzten Angriffs.

„Ich habe der Frau wieder auf die Beine geholfen und dann die Verfolgung aufgenommen“, berichtete der 31-Jährige beim Prozessauftakt im Zeugenstand. Gleichzeitig habe er die Polizei alarmiert. Der Täter habe zunächst noch in einem Kiosk randaliert, dann sei er in ein Hotel gelaufen. Die Beamten kontrollierten alle Zimmer und fanden den Beschuldigten. Der Mann wurde abgeführt.

Köln: Beschuldigter gilt als Gefahr für die Allgemeinheit

Ob die Dame mit dem Rollator bei dem Angriff schwerer verletzt wurde, konnte im Nachhinein nicht festgestellt werden. Denn noch während des laufenden Polizeieinsatzes entfernte sie sich vom Tatort. „Vielleicht war ihr die Situation unangenehm“, mutmaßte der Zeuge vor dem Landgericht. Die Polizei hatte vergeblich nach der Seniorin in lilafarbener Jacke und weißer Mütze gefahndet.

Verteidiger Carsten Friedel Keil räumte die Vorwürfe für seinen Mandanten ein. Zu einem möglichen Motiv äußerte er sich nicht. Dem Beschuldigten droht die Einweisung in die Forensik, da er laut Staatsanwaltschaft eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Das Gericht will im Verlauf des Prozesses auch ähnliche Vorfälle aus der Vergangenheit beleuchten. Ein Urteil ist für Ende Oktober geplant.