Ehrenstraße, Deutzer Freiheit„Eine Fußgängerzone habe ich mir anders vorgestellt“

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Ehrenstrasse Verkehr

Fußgängerinnen und Radfahrer auf der umgestalteten Ehrenstraße in Köln.

  • Die Ehrenstraße ist seit fünf Monaten Fußgängerzone und die Deutzer Freiheit ist es nun versuchsweise für ein Jahr.
  • Allerdings dürfen in beiden Straßen weiterhin Radfahrer fahren.
  • Wir haben geschaut, wie Passanten und Radler miteinander auskommen.

Köln – Ein sonniger Tag auf der Ehrenstraße. Die schmale Einkaufsstraße, die nach Hohe Straße und Schildergasse zu den wichtigsten Meilen zählt, ist seit April Fußgängerzone. Denn zu oft hatte es in der Vergangenheit Probleme gegeben, weil sich die vielen Passanten auf den schmalen Bürgersteigen drängelten, während der Autoverkehr gefährlich nah durchrauschte.

Der ist nun weg. Doch die meisten Fußgänger benutzen weiterhin die Bürgersteige. Denn Fahrradfahrer dürfen hier weiter fahren. Und das tun sie auch. Bei einer Blitzumfrage unter Passanten fällt das Urteil über dieses Arrangement sehr gemischt aus. „Eine Fußgängerzone stelle ich mir anders vor. Darunter verstehe ich eine Straße, die nur für Fußgänger da ist“, sagt ein junger Vater, der mit dem Kinderwagen unterwegs ist. „Ach ja, die Schilder habe ich gesehen, dass hier Radfahrer erlaubt sind“, sagt eine Frau. „Es ist schon sehr angenehm, dass hier keine Autos mehr fahren. Aber der Radverkehr ist immens, da geht man nicht so gerne auf der Straße.“

Radfahrerin klagt über Fußgänger

Eine Radlerin sagt: „Für Fahrradfahrer ist es hier sehr anstrengend, weil die Fußgängern einfach ohne zu gucken auf die Fahrbahn laufen. Vielleicht sollte man farblich ein Radfahrzone in der Mitte markieren.“ Eine Frau, die seelenruhig auf der Straße geht, meint: „Viele Radfahrer meinen, dass gehöre hier alles ihnen. Ich gehe aber nicht gern am Rand gequetscht. Das hier ist eine shared space.“

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Es gibt also noch jede Menge Unsicherheiten und Konflikte. Davor hatte der ADFC Köln gewarnt. Die Ehrenstraße ist für Radler eine wichtige Achse zwischen Innenstadt und dem Kölner Westen. So hat es die Stadt im Radwegeplan festgeschrieben und kann deshalb die Radfahrer nicht aus der Ehrenstraße vertreiben. „Es handelt sich um die einzige durchgehende Ost-West-Verbindung, auf der der Radverkehr weitgehend abseits vom Autoverkehr oder auf Kfz-Nebenstraßen fahren kann“, so der ADFC.

Ausschluss von Radfahrern auf Ehrenstraße nicht möglich

Ein Umwandlung in eine reine Fußgängerzone war deshalb nicht möglich. Aber die jetzige Lösung sei nicht gut. „In einer freigegebenen Fußgängerzone müssen Fußgänger Hauswand zu Hauswand überall mit Radfahrenden rechnen. Das ist weder für den Fußverkehr noch den Radverkehr angenehm.“

Besser wäre es gewesen, die Ehrenstraße zu einer Fahrradstraße zu machen – wie den Eigelstein. Verbreiterte Gehwege stünden den Fußgängern zur Verfügung, während eine Mittelgasse als Fahrbahn des Radverkehrs erhalten bliebe. Fußgänger dürfen nur zum Wechseln der Straßenseite auf der Fahrbahn laufen. Auf dem Eigelstein führt diese Regelung allerdings immer wieder zu Streitigkeiten – weil viele Fußgänger diese Regelung nicht kennen und oft auch nicht gut heißen. Und Radfahrer durchrasen.

Die gleiche Regelung wie auf der Ehrenstraße wird derzeit für ein Jahr auf der Deutzer Freiheit erprobt. Erster Eindruck: Der Frieden hat Einzug gehalten. Vereinzelt laufen Fußgänger auf der Straße, viele Radfahrer sind im moderaten Tempo unterwegs. Alle gehen rücksichtsvoll miteinander um. Passanten sitzen auf Straßenmöbeln, die noch bis zum 14. September auf der Freiheit stehen.

Seit dem 10. Juni ist die Straße für Autos gesperrt. Erlaubt ist nur noch das Überqueren mit dem Auto aus Seitenstraßen in Seitenstraßen im Schritt-Tempo. Im Abschnitt zwischen Siegburger Straße und Luisenstraße hat die Verwaltung nach Beschluss der Bezirksvertretung eine Fußgängerzone eingerichtet, die auch von Radfahrern genutzt werden darf.

Deutzer Freiheit keine wichtige Fahrradstrecke

Die Deutzer Freiheit ist keine wichtige Durchgangsstraße für Radfahrer. Die bewegen sich deutlich schneller über die Siegburger, Opladener und Justinianstraße. Überhaupt ist die Freiheit eine Veedelsstraße zum Einkaufen, Bummeln und Kaffee trinken in und vor den Cafés. Hier treffen sich die Leute aus der Nachbarschaft. Überregional bedeutend wie der Eigelstein und die Ehrenstraße ist die Deutzer Freiheit nicht.

In einem Jahr wird Bilanz gezogen und die Bezirksvertretung wird entscheiden, wie es auf der Deutzer Freiheit weiter geht. Zur Zeit läuft eine Online-Befragung bei den Anwohnern.

Sechs Millionen für Umbau der Ehrenstraße

Die Regelung auf der Ehrenstraße ist stattdessen wohl endgültig. Hier soll für knapp sechs Millionen Euro umgebaut werden. Die Bürgersteige werden verschwinden, es wird eine plane Fläche von Hauskante zu Hauskante entstehen, Bäume werden gepflanzt. Doch das wird noch dauern. Der Baubeginn ist für die knapp 100 Meter vom Hohenzollernring bis zum Friesenwall für 2024 vorgesehen, für die weiteren 300 Meter folgt er erst später.

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So bleiben die Fußgänger wohl auch weiterhin mehrheitlich und vorsichtshalber auf den Bürgersteigen. Und eines ist trotz Fußgängerzone auch geblieben: Das Schaufahren dicker Autos in der Monaco-Kurve rund um das Café de Paris. Denn Autofahrer dürfen weiterhin aus der Pfeilstraße in die Benesisstraße und die Alte Wallgasse fahren.

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