Neuer Köln-Tourismus-ChefMit Übernahme der Leitung in „Champions League“ angekommen

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Der neue Köln-Tourismus-Chef Jürgen Amann

Köln – Am Abend vor dem Gespräch mit dem Aufsichtsrat von Köln-Tourismus spazierte Jürgen Amann durch die Altstadt und erlebte einen Moment, der ihn fesselte: Der Dom war angestrahlt, und die Glocken läuteten. Er machte ein kleines Video und schickte es seiner Frau. „Ich glaube, das ist ein Zeichen“, antwortete sie.

„Rückblickend glaube ich das auch“, sagte er am Freitag, als er sich den Medien vorstellte. Denn seine Bewerbung auf den Posten des Geschäftsführers der städtischen Gesellschaft hatte Erfolg. Anfang des Monats hat er die Arbeit aufgenommen und leitet nun statt Josef Sommer, der in den Ruhestand geht, das 90 Kollegen starke Team. „Ich bin ein leidenschaftlicher Reisender“, sagte der 47-Jährige. Doch natürlich ist es viel mehr, was ihn qualifiziert.

Aufgewachsen in Ingolstadt, studierte er an der Universität Erlangen Wirtschaftswissenschaften und Geografie. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Kulturgeografie – Schwerpunkt Tourismus – der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde Amann 2006 mit einer Dissertation über die deutsch-arabischen Unternehmensbeziehungen promoviert. Bis 2018 war er Prokurist und Leiter der Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH, modernisierte das Marketing und baute das touristische Angebot aus – mit Erfolg: Die Zahl der Übernachtungen und der Tagestouristen stieg deutlich. Anschließend wurde er Geschäftsführer der Dresden Marketing GmbH. Mit der Übernahme der Leitung von Köln-Tourismus fühle er sich in der „Champions League“ angekommen, sagte Amann, der eine Lizenz als Fußballtrainer besitzt und Fan des FC Ingolstadt ist.

Jürgen Amann sieht Köln touristisch gut aufgestellt

Köln sieht er touristisch gut aufgestellt. Das Angebot sei vielfältig und international, für jeden Geschmack etwas dabei und die Verkehrsanbindung gut. „Es gibt keinen Bedarf, alles auf links zu drehen.“ Allerdings gelte es, das „große Potenzial“ weiterzuentwickeln. Dazu gehöre, den Tourismus nicht nur quantitativ zu steigern, sondern auch qualitativ; dafür sei eine Analyse der „Zielgruppen“ nötig. Als Beispiel für ein solches „Destinationsmanagement“ nannte Amann Mallorca, das gezielt gegengesteuert habe, um vom „Ballermann-Tourismus“ wegzukommen.

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Eine weitere Aufgabe sei die „forcierte Digitalisierung“; das betreffe beispielsweise die Präsenz Kölns in sozialen Medien und Online-Buchungsportalen. Ein besonderes Augenmerk richtet er auf das, was in der Branche „MICE“ genannt wird: die Tagungswirtschaft. Befragt zur Verlegung des Haltepunkts für Touristenbusse von der Komödienstraße in die Gereonstraße (hier lesen Sie mehr) sagte Amann, dazu müsse er sich noch „Meinungen einholen“. Vorbildlich sei das Wiener Modell: Rund um das „Kernzentrum“ gebe es eine Reihe von Ein- und Ausstiegsstellen.

Neuer Köln-Tourismus-Chef hat Schwachpunkt beim Karneval

Amann wohnt nun mit Frau und drei Kindern in Lövenich. „Die Kölner mögen es, stolz ihre Stadt herzuzeigen“, ist seine Erfahrung. Er vergleicht es mit dem „Mir san mir“-Gefühl der Bayern. Einiges gibt es für ihn zu lernen. Bei seinem ersten Besuch in einem Brauhaus bestellte er „ein Bier“ und bekam zu hören: „Es gibt nur Kölsch.“ Seine Antwort: „Das nehme ich auch.“ Und der Karneval? „Das ist eine offene Flanke“, räumte er ein. So beschränke sich seine Kenntnis von entsprechendem Liedgut auf einen Refrain, den er aus dem Fußballstadion kenne: „Denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat….“.

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