Schleppender Ticketverkauf, fehlende RäumeViel Frust bei erster Kölner Kulturkonferenz

Lesezeit 3 Minuten
Das Otto-und-Langen-Quartier in Mülheim.

Das Otto-und-Langen-Quartier sorgte für hitzige Diskussionen.

Bei der ersten Kölner Kulturkonferenz haben Verantwortliche aus den Kölner Kulturinstitutionen und der Freien Szene, der Kulturpolitik und Wissenschaft über die Herausforderungen in der Kulturlandschaft  diskutiert.

Erst die coronabedingte Zwangspause und jetzt – wo alles wieder läuft und nachgeholt wird – bleibt das Publikum beim Ticketkauf zögerlich. Die Kölner Kulturszene steht unter Druck, nicht nur der schleppende Ticketverkauf bereitet Sorgen. Dazu kommt noch der mangelnde Raum für Künstlerinnen und Künstler.

Das Künstlerkollektiv „raum13“ etwa konnte immer noch nicht in das Otto-und-Langen-Quartier einziehen. Seit die Stadt einen Teil des Geländes gekauft hat, soll dort eigentlich das Zentralwerk der Schönen Künste reaktiviert werden. Stattdessen verwahrlost das Otto-und-Langen-Quartier zunehmend, die Drogenszene setzt sich fest.

Kölner Kulturkonferenz spricht Probleme an

Das ist eines der Themen, die bei der ersten Kölner Kulturkonferenz für frustrierte Zwischenrufe sorgten. „Dann macht doch was!“, ruft jemand aus dem Publikum, sichtlich in Rage. „Ist denn jemand vom Baudezernat oder Liegenschaftsamt hier?“, fragt jemand anders. Stille. Damit ist die Diskussion auch wieder beendet.

Der Kölner Kulturrat hat am Freitag zur ersten Kölner Kulturkonferenz eingeladen. Unter dem Motto „Kultur unter Druck: Mittel und Menschen“ haben im Forum Volkshochschule Verantwortliche aus den Kölner Kulturinstitutionen und der Freien Szene, der Kulturpolitik und Wissenschaft über die Herausforderungen in der Kölner Kulturlandschaft sowie mögliche Lösungen diskutiert.

„Ich erzähle immer das gleiche und erkenne keinen Paradigmenwechsel.“
Meryem Erkus

An einem Tag Lösungen für tief sitzende Probleme, die es auch in ganz Deutschland gibt, zu finden, das ist utopisch. Die Diskussionen waren entsprechend immer wieder von Frust geprägt, teils erschien der Eindruck, man drehe sich nur im Kreis. Und die, mit denen man eigentlich mal ins Gespräch kommen müsste, hauptsächlich ist hier die Verwaltung gemeint, die war nicht anwesend. Bei der Gesprächsrunde zu Kulturräumen sagte Meryem Erkus aus dem Kulturnetz-Vorstand eingangs: „Ich erzähle immer das gleiche und erkenne keinen Paradigmenwechsel.“

Viel Kritik für die Verwaltung

Es habe sich aber sehr wohl etwas getan und zum Otto-und-Langen-Quartier sei man auch in Gesprächen, betonte Benjamin Thele. Er ist Mitglied der neuen Stabstelle „Kulturraummanagement“ und war als einziges Verwaltungsmitglied anwesend. Entsprechend musste er sich viel Kritik anhören, die er aber beschwichtigte. Immerhin gebe es jetzt endlich die Stabstelle und deren Durchschlagkraft könne man in so kurzer Zeit, sie wurde im August gegründet, nicht bewerten.

„Das wäre ein Wahnsinn, das zu opfern.“
Stefan Bachmann

Mit Stefan Bachmann war auch einer der Leiter der großen Kölner Kultur-Institutionen an der Diskussion beteiligt. Er machte deutlich, dass er sich dafür einsetzen werde, dass das Depot in Mülheim in städtischer Hand bleibt, wenn das Schauspiel zurück an den Offenbachplatz wechselt. „Das wäre ein Wahnsinn, das zu opfern.“

Das Depot könne als dritte Spielstätte und für eine Tanzkompanie genutzt werden. Und damit sei die Kapazität nicht ausgereizt: Auch die Freie Szene könne sich dann dort austoben. „Das ist eine Chance für Köln, sein kulturelles Angebot zu erweitern.“

Kulturelles Angebot in Köln muss überdacht werden

Das kulturelle Angebot der Stadt – und wie sich das vielleicht verändern muss – wurde genauso diskutiert. Die Frage, ob sich die Inhalte ändern müssen, die Form, die Preise, die Zugänglichkeit, irgendwas, um das Publikum wieder für Kultur zu interessieren. Auch die Diversität von Kulturschaffenden wurde angesprochen. Ralph Christoph, Leiter des c/o pop-Festivals meinte etwa: „Wer heute noch denkt, er könne mit einem rein männlichen Line-Up funktionieren, liegt falsch.“ Die junge Generation habe andere Ansprüche und würde Diversität auch belohnen.

In Workshops haben auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander diskutiert. Ein Fazit, das im Laufe des Tages häufiger fiel: Man muss mehr miteinander reden. Innerhalb der Kulturszene, wofür die Kulturkonferenz eine gute Gelegenheit bietet, aber auch mit der „dark side“, der dunklen Seite. Gemeint war die Verwaltung. Und dafür wurde immer wieder der Wunsch nach einem Vermittler laut – jemand zwischen Kulturszene und Verwaltung.

KStA abonnieren