Künftige ErstklässlerViele Kölner Eltern warten immer noch auf die Zusage für einen Grundschulplatz

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Kinder mit bunten Ranzen auf dem Weg in die Schule.

Viele künftige Kölner Erstklässler haben immer noch keine Zusage von ihrer Grundschule.

Einige Kölner Grundschulen können auch ein halbes Jahr nach der Anmeldung immer noch keine Zusagen für das neue Schuljahr verschicken. 

In der Michael-Ende-Grundschule in Ehrenfeld steht das Telefon nicht still. Die 60 Eltern der dortigen künftigen Grundschulkinder warten immer noch auf die Zusage für einen Grundschulplatz. Die Verunsicherung bei den Eltern sei groß, ebenso wie das Bedürfnis, endlich schriftlich Gewissheit zu haben, dass ihr Kind einen Platz bekommen hat, sagt Schulleiterin Ute Hinz auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Auch an der Gemeinschaftsgrundschule Gartenstadt in Longerich, der Rheinschule in Mülheim und der Gemeinschaftsgrundschule Annastraße in Raderberg sind die Zusagen nach Auskunft von Eltern gut sechs Wochen vor dem Beginn der Sommerferien immer noch nicht raus.

Zusagen in Köln sollten längst verschickt sein

An wie vielen Kölner Grundschulen insgesamt Eltern ein halbes Jahr nach der Anmeldung immer noch auf die Zusagen warten, weil an der Schule das Vergabeverfahren noch nicht abgeschlossen ist, ist unklar. Die Stadt sagte auf Anfrage, ihr lägen keine Informationen darüber vor, dass Schulen noch keine Bescheide versendet hätten. Die Zusagen für alle 10.735 künftigen Erstklässler hätten eigentlich bis zum 28. April versendet werden sollen. 

Das Problem in diesem Jahr waren jedoch die zahlreichen Widersprüche, die von Eltern eingelegt wurden, die an der Grundschule, an der sie angemeldet hatten, eine Absage erhalten haben. Die Absagen wurden bereits Mitte März vorab verschickt.

Massive Anmeldeüberhänge an einem Drittel der Kölner Grundschulen

Eltern, die innerhalb der einmonatigen Frist Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid eingelegt haben, bekamen in den vergangenen Wochen nach und nach Akteneinsicht. Da bei jedem Widerspruch die Ablehnung akribisch auf potenzielle Verfahrensfehler abgeklopft werden muss, zieht sich das Verfahren nun immer weiter in die Länge. Und an den Schulen, an denen Widerspruchsverfahren derzeit noch laufen, können die Zusagen für die gesamten künftigen Erstklässler so lange nicht verschickt werden. Eltern mit und ohne Ablehnung hängen so in der Luft.

Hintergrund ist, dass es in diesem Jahr in Köln erstmals an mehr als einem Drittel der Kölner Grundschulen teilweise massive Anmeldeüberhänge gab. Allein an einer Porzer Grundschule waren es beispielsweise 40 Kinder zu viel, an den drei Grundschulen in Worringen und Roggendorf/Thenhoven waren 70 Kinder leer ausgegangen.

Laut Schulgesetz hat jedes Grundschulkind einen Anspruch auf „Aufnahme in die seiner Wohnung nächstgelegene Grundschule“. An der GGS Mülheimer Freiheit in Mülheim kamen auf die 84 Plätze 134 Anmeldungen. Allesamt von Kindern, für die das die nächstgelegene Grundschule war. De facto bekamen aufgrund des Mangels dann Kinder teilweise Grundschulplätze zugewiesen, die bis zu sieben Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt liegen.

Durch den Mangel treibt man Eltern in den Widerspruch. Alles dauert dann ewig und keine Lösung ist in Sicht
Olaf Wittrock, Sprecher der Initiative "Die Abgelehnten"

Für Olaf Wittrock, Sprecher der Initiative „Die Abgelehnten“, ist die jetzige Hängepartie ein weiteres Kapitel des „Irrsinns“ aufgrund fehlender Schulplätze. „Durch den Mangel treibt man Eltern in den Widerspruch. Alles dauert dann ewig und keine Lösung ist in Sicht“, beschreibt er die Dynamik.  In anderen Jahren, als der Platzmangel noch nicht so gravierend war, wurden die Bescheide im Februar oder März rausgeschickt.

Für die Schulen ebenso wie für die künftigen Erstklässler hatte das viele Vorteile, da so die wichtige Zeit bis zu den Sommerferien genutzt werden konnte. Es gab Schnuppernachmittage und Kennenlernrunden in den Klassen, wo auch schon mit den Eltern über etwaige Förderbedarfe beraten werden konnte. Das ist nun nicht mehr möglich. Auch bei der Schulpflegschaftsvorsitzenden Nathalie Binz gehen in diesen Tagen viele Nachfragen künftiger Grundschuleltern ein, die noch auf ihre Bescheide warten. Seit der Anmeldung im November hingen sehr viele Kölner Familien nun seit einem halben Jahr in der Luft. Daher fordert die Stadtschulpflegschaftsvorsitzende künftig schnellere und rechtssichere Verfahrensabläufe für die Anmeldeverfahren.

Auch Unklarheit über Plätze im Offenen Ganztag

Im Nachgang zu den teils gravierenden Anmeldeüberhängen hatte die Stadt über die ohnehin geplanten Mehrklassen hinaus kurzfristig noch weitere Mehrklassen eingerichtet. So an den beiden Worringer Grundschulen oder auch an der Florianschule in Weidenpesch.

Laura Schormann aus Longerich hatte für ihre Tochter Klara statt einer Zusage an der Longericher Wunschschule einen Platz an der für die Familie vier Kilometer entfernten Florianschule in Weidenpesch erhalten. „Aber eine Zusage darüber, ob es dort auch einen Platz im offenen Ganztag für unsere Tochter gibt, habe ich wie die anderen Eltern immer noch nicht“, erzählt die berufstätige Mutter von drei Kindern. Wie ihr gehe es vielen Familien. Gerade an denen, an denen die Schulplätze durch Mehrklassen aufgestockt wurden. „Wie man unter solchen Voraussetzung Vereinbarkeit von Familie und Beruf planen soll, ist mir schleierhaft.“

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