Daten zeigen deutliche EffekteWie das Neun-Euro-Ticket den Kölner Autoverkehr verändert hat

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Autos fahren über die Innere Kanalstraße in Nippes

Vielbefahren: Die Innere Kanalstraße in Nippes

Verkehrsdaten zeigen, dass im vergangenen Jahr wieder mehr Autos in Köln unterwegs waren und das Neun-Euro-Ticket deutliche Effekte hatte. Wir erklären Kölner Verkehrsdaten aus 2022.

Das Neun-Euro-Ticket hat sich im vergangenen Jahr deutlich auf den Kölner Autoverkehr ausgewirkt. Diesen Rückschluss lassen Daten des Navigationsgeräte-Herstellers TomTom zu, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegen.

Entscheidendes Indiz ist die durchschnittliche Zeit, die Autofahrer durchschnittlich brauchen, um einen Kilometer zurückzulegen. Grundsätzlich gilt für Großstädte wie Köln: Je kürzer diese Zeit, desto weniger Verkehrsteilnehmer sind unterwegs. Vergleicht man die Fahrzeit pro Kilometer während der Zeit des Neun-Euro-Tickets (Juni bis August) mit der Fahrzeit pro Kilometer während des restlichen Jahres, so fällt auf, dass während der Geltungsdauer des Neun-Euro-Tickets der Autoverkehr in Köln durchgängig besser geflossen ist – unabhängig vom jeweiligen Preis für Benzin und Diesel.

„Autofahrer haben das Auto bewusst stehen gelassen“

Dies gilt auch, wenn man die Sommerferien, die auch in die Zeit des Neun-Euro-Tickets fallen, aus der Betrachtung herausnimmt. „Dies deutet darauf hin, dass die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen im Aktionszeitraum des Neun-Euro-Tickets tatsächlich niedriger gewesen ist“, heißt es vorsichtig in der Analyse des Unternehmens. Der Trend bestätigt sich in anderen deutschen Großstädten.

Die Vermutung deckt sich mit den Ergebnissen einer Befragung zum Neun-Euro-Ticket, die das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin (WZB) gemeinsam mit dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) im September 2022 durchgeführt hat. Sozialwissenschaftler und Mobilitätsforscher Andreas Knie, der die Studie durchführte, sagt mit Blick auf die TomTom-Daten: „Die Daten legen die Vermutung nahe, dass Autofahrer während der Neun-Euro-Ticket-Kampagne bewusst zeitweise das eigene Auto stehen gelassen haben – unabhängig vom Preis für Benzin und Diesel.“

Kölner Autofahrer mussten deutlich mehr Geld für Sprit zahlen

Doch auch der Spritpreis hat einen unmittelbaren Einfluss auf das Verkehrsverhalten, wie die Daten ebenfalls zeigen. Während die Preise ab dem 20. Februar steil anstiegen, ging die Fahrzeit deutlich zurück, verharrte für einige Wochen auf diesem Niveau – und stieg erst Ende März wieder an, als die Preise wieder fielen. Es ist von einem statistisch signifikanten Verzicht auf Autofahrten aufgrund der hohen Spritpreise zu Beginn des Jahres auszugehen. Während einer zweiten Hochpreisphase Ende August ist dieser Effekt nicht mehr zu erkennen. Insgesamt haben Pendler im Jahr 2022 in Köln deutlich mehr Geld für Sprit zahlen müssen, laut TomTom lag der Anstieg für ein Jahr zum Beispiel bei Pendlern, die mit Benzin fahren und eine Strecke von zehn Kilometern zur Arbeit zurücklegen, bei 90 Euro.

Vergleicht man die Daten mit dem Vorjahr, fällt auf, dass der Autoverkehr in Köln insgesamt wieder leicht zugenommen hat. Die Rücknahme vieler Corona-Beschränkungen gilt als Hauptgrund.  Während der Hauptverkehrszeiten floss der Verkehr im Vergleich zum Jahr 2021 am Morgen etwas langsamer, abends ist die Lage gleich geblieben. Die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt im Kölner Autoverkehr unverändert bei rund 31 Kilometern pro Stunde.

Köln: Wer donnerstags nicht Auto fährt, spart am meisten Zeit

Für zehn Kilometer braucht man in Köln mit dem Auto 19 Minuten und 20 Sekunden. Damit ist Köln zwar unter den fünf langsamsten Städten, es geht dennoch etwas schneller als in den anderen drei Millionenstädten Berlin, München und Hamburg. Hamburg ist mit 23 Minuten und 10 Sekunden die langsamste Autostadt Deutschlands.

In Köln ist zwischen sieben und 19 Uhr – im Gegensatz zu vielen anderen Städten – durchgehend viel Verkehr auf den Straßen, zwischen den morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten gibt es nur einen kleinen Rückgang im Verlauf eines Tages.

Der verkehrsreichste Tag der Woche ist den Daten zufolge in Köln der Donnerstag, hier können Pendler sich im Homeoffice etwas mehr Fahrzeit sparen als etwa am Freitag oder Montag. An diesen Tagen ist Homeoffice besonders beliebt, was sich inzwischen auf der Straße bemerkbar macht. Auch mit einer späteren Fahrt zum Arbeitsplatz kann Zeit gespart werden, sofern dies möglich ist – trotz des in Köln konstant hohen Verkehrsaufkommens. Wer dienstags um 10 Uhr statt um 8 Uhr ins Büro fährt, braucht laut TomTom für zehn Kilometer statt 22 Minuten im Schnitt nur 19 Minuten.

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