Stephan Hilbrandt hat elf Kölsch-Marken für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ verkostet und nach Geruch, Antrunk und Nachtrunk bewertet.
Der große Kölsch-TestWie unterschiedlich schmecken elf Kölsche Biermarken?

Der Sommelier-Weltmeister Stephan Hilbrandt testet und beschreibt die Biere in der Brauwelt Köln in Kalk.
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Weinkenner und solche, die sich dafür halten, ergießen sich zuweilen in einem kaum enden wollendem Wortschwall. Stephan Hilbrandt ist hingegen einer, der Geschmack in gut zu verdauende Worte zu fassen vermag. Bei ihm dreht sich alles um Wasser, Malz, Hopfen und Hefe: 2017 wurde er Weltmeister unter den Bier-Sommeliers. Für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat er in der Brauwelt in Kalk elf Kölsch-Marken verkostet.
Kölsch darf nur in Köln gebraut werden
So geht der Bier-Sommelier vor: Nach dem Geruch bewertet er erst den Antrunk: Das, was im ersten Moment geschmeckt wird. Im Haupttrunk wird dann beschrieben, wenn sich das Bier im ganzen Mund vollständig ausgebreitet hat. Abschließend kommt der Nachtrunk: Der Geschmack beim Herunterschlucken. Für die Verkostung wurden ausschließlich Marken ausgewählt, die es in der Flasche im Handel zu kaufen gibt.
Hilbrandts Kölsch-Probe sehen die Kölner Brauer im Zeichen der 2024 gestarteten gemeinsamen Kampagne. Unter dem Motto „Kölsch verbindet“ soll das Bewusstsein für den einzigartigen Bierstil geschärft werden: Kölsch ist durch die EU geschützt und darf nur in Köln gebraut werden. „Die 18 im Kölner Brauerei-Verband vertretenen Marken unterstreichen die hohe Vielfalt der Kölner Bierkultur und beweisen, dass Köln eine der führenden Bierstädte der Welt ist“, sagt Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes.
Früh: Richtung Erdbeeren

Schaut man sich die Farbe an, dann ist Früh einer der helleren Vertreter.
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Schaut man sich die Farbe an, dann ist Früh einer der helleren Vertreter. Allerdings sind die Unterschiede nicht sehr groß. Im Geruch schmeckt man bei Früh leicht fruchtige Anklänge. Malz- und Hopfennoten halten sich da erst einmal zurück. Auch im Antrunk ist tatsächlich als erstes die Fruchtigkeit wahrnehmbar. Es geht dabei so ein bisschen in Richtung Erdbeeren.
Dann kommt ein ganz, ganz dezenter Malzkörper. Die Herbe ist hier sehr gut ausbalanciert. Das Kölsch ist nicht anhaltend herb, sondern eher zurückhaltend ausgeprägt. Das sorgt dafür, dass die Herbe quasi das Malz von der Zunge nimmt, so dass es nicht länger kleben bleibt und Lust auf mehr macht.
Reissdorf: Wahrnehmbare Süße

Bei Reissdorf Kölsch dominiert im Antrunk der Malz.
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Bei Reissdorf haben wir in der Nase sofort so eine kleine malzige, biskuitartige Note in der Nase. Im Antrunk dominiert dann der Malz, während es im Haupttrunk süßlich wird. Auch hier schmeckt man Biskuit, es ist malzig-süß – aber jetzt nicht so, dass es klebrig-süß daherkommt. Aber die Süße ist deutlich wahrnehmbar.
Und dann – im Grunde wie alle Kölsch-Marken mit wenigen Ausnahmen – reicht die Herbe, um die Balance herzustellen. Dieses Kölsch ist im Körper etwas kräftiger als andere Marken, damit meine ich vor allem die Malzigkeit. Allerdings wird diese durch die Herbe, durch die bittere Note, nach hinten raus von der Zunge genommen.
Sion: Sehr schlank

Sion ist im Geruch zunächst eher zurückhaltend, weist wenig malzige Anklänge auf.
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Sion ist im Geruch zunächst eher zurückhaltend, weist wenig malzige Anklänge auf. Hier sind eher so ein bisschen würzige Hopfennoten zu riechen. Das Bier kommt zunächst im Antrunk sehr schlank daher, bleibt auch im Haupttrunk erstmal schlank, ohne dass da jetzt eine große Vollmundigkeit käme, die kommt dann aber nach hinten raus: Es wird kurz so leicht karamellig-süß, wie man das von Rahmkaramell-Bonbons kennt, bevor es dann komplett verschwindet.
Was mir jetzt gerade sehr extrem auffällt: Es ist ganz wenig Hopfenaroma zu schmecken. Was im Geruch noch präsent ist, zeigt sich im Geschmack wenig.
Mühlen: Biskuit und Brot

Das Mühlen-Kölsch hat eine leichte Zitrusnote im Geruch.
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Man meint immer, Mühlen sei von der Farbe er das dunkelste Kölsch, aber die elf Marken hier tun sich alle nicht viel. Hier haben wir eine ganz leichte Zitrusnote im Geruch, verbunden mit typischen Malznoten. Der Antrunk ist eher schlank, im Haupttrunk wird es dann richtig malzig. Man schmeckt etwas Biskuit, leicht brotige Noten.
Und dann kommt aber auch eine wahrnehmbare Herbe, die stärker ausgeprägt ist als bei anderen Vertretern – aber ohne, dass sie aufdringlich ist. Das heißt, da hängt nichts nach. Am Ende bleibt die Malznote so ein kleines bisschen auf der Zunge, aber angenehm, ohne klebrig zu sein.
Schreckenskammer: Dezent fruchtig

Schreckenskammer ist vom Geruch her etwas fruchtiger.
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Schreckenskammer ist vom Geruch her etwas fruchtiger in der Nase als andere Kölsch-Marken. Insgesamt ist es noch sehr dezent. Das bleibt auch im Antrunk erstmal so. Es schmeckt zurückhaltend und hat eine sehr trockene Aromatik. Dann wird es im Haupttrunk im Mund ein bisschen vollmundiger, vor allem malzige Noten kommen hervor. So ein bisschen wie ein helles Brötchen könnte man den Geschmack umschreiben.
Und dann klingt dieses Kölsch auch dezent trocken aus, wenngleich eine leicht malzige Süße zurück bleibt. Und: Es ist auch noch eine sehr zurückhaltende Bittere zu schmecken, aber das sind nur Nuancen.
Gaffel: Hopfige Note

Bei Gaffel fällt beim Riechen sofort die hopfige Note auf.
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Bei Gaffel fällt beim Riechen sofort die hopfige Note auf. Ein bisschen würzig, grasig – also ein kräuteriger Hopfen, der hier wahrnehmbar ist, während bei vielen anderen Exemplaren das Malz im Vordergrund steht. Dann haben wir einen schlanken Antrunk, im Hauptpunkt zum einen ein bisschen Malzsüße, zum anderen leichte fruchtige Anklänge. Hier sind Zitrusauszüge wahrnehmbar.
Und dann klingt es herb aus, es bleibt auch noch ein Hauch Malz da – aber das, was zurückbleibt, ist eine leichte, angenehme Herbe, ohne dass es übermäßig wird. So gesehen ist Gaffel ist das Kölsch für Leute, die eher Pils gewohnt sind. Bei Reissdorf steht die Malzigkeit, bei Früh die Frucht im Vordergrund.
Hellers: Ausbalanciert

Bei Hellers fällt sofort die Malznote in der Nase auf.
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Bei Hellers fällt sofort die Malznote in der Nase auf. Ich schmecke eine klassische Braumalznote, die im Geruch markant ist. Etwas malziger ist es dann auch im Trunk, mit einer ganz leichten Zitrusnote hinten raus. Es ist insgesamt schön ausbalanciert.
Das heißt aber auch: Es hat keine oder wenig wahrnehmbare Herbe. Also, zusammenfassend ist zu sagen: Es ist ein sehr ausgewogenes Kölsch.
Gilden: Ein herberer Vertreter

Gilden Kölsch ist vom Geruch her erst einmal dezent.
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Hier wechselt sich im Geruch alles ein bisschen ab: Man schmeckt etwas Frucht, aber auch Malz und so ein ganz kleines bisschen Hopfen und Würze. Aber auch hier wieder – wie bei allen anderen getesteten Kölsch-Marken, ist Gilden vom Geruch her erst einmal zurückhaltend und dezent.
as passt zum Kölsch und ist typisch für diese Brauart. Es ist relativ schlank: Sowohl im Antrunk als auch im Haupttrunk passiert nicht viel, aber genug für Gilden-Fans: Wenig Malzkörper ist hier vorhanden, es ist sehr leicht, sehr süffig und dann doch mit einer wahrnehmbaren Herbe hinten raus. Die bleibt dann auch einen Moment länger. Also, Gilden ist auch einer der etwas herberen Vertreter.
Sünner: Kräuterig-grasig

Auch Sünner ist vom Geruch her erst einmal relativ zurückhaltend.
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Sünner ist vom Geruch her erst einmal relativ zurückhaltend, mit ein paar kräuterig-grasigen Noten. So viele Malztöne sind noch nicht rauszuriechen. Im Antrunk ist dann aber so eine leicht brotige Malzigkeit da.
Im Haupttrunk wird es relativ schlank. Es kommt eine sanfte Hopfenbittere, die das Ganze relativ gut balanciert, so dass das eigentlich schön trocken, aber nicht zu herb ausklingt – insofern habe ich da Lust auf den nächsten Schluck.
Dom: Malz in der Nase

Dom hat ganz klar diese klassische Braumalznote.
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Hier ist sofort Malz in der Nase. Das riecht so, wie man das kennt, wenn man an einer Brauerei vorbeikommt, wo gerade gebraut wird. Dom hat ganz klar diese klassische Braumalznote. Im Antrunk sehr dezent, im Haupttrunk hat man wieder das, was man auch riecht – allerdings nicht so ausgeprägt, wie ich es vom Geruch her erwartet hätte. Zudem ist eine leichte Malzsüße da, die ist ganz gut ausbalanciert.
Und ein ganz, ganz kleines bisschen Bitterkeit bleibt hinterher auch da. Aber auch hier – wie bei vielen anderen Kölsch-Marken – schmeckt das Ganze nicht aufdringlich oder so, dass es irgendwie zu viel oder zu herb ist.
Peters: Schlank und schnell

Durch die Bügelflasche hebt sich Peters optisch von den anderen Marken ab.
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Durch die Bügelflasche hebt sich Peters optisch erstmal von den anderen Marken ab. Aber das hat auf den Geschmack natürlich keinen Einfluss. Der Geruch ist erstmal sehr dezent. Wir haben auch einen relativ schlanken Antrunk. Die Malzigkeit liegt irgendwo zwischen süßlich und röstig. Aber diese verschwindet wieder relativ schnell, indem sie von einer dezenten Herbe weggenommen wird.
Aber alles hält nicht lange an. Es ist sozusagen ein sehr schlankes und schnelles Kölsch. Es ist sehr erfrischend, die Aromen sind sehr schnell wieder von der Zunge, so dass man bereit ist für den nächsten Schluck.