TanzkommandoDieser Kölner Punk taugt auch für Hippies

Tanzkommando sind zurzeit: Anika Prowe, Jennifer Günther und Skaidra Müller-Paulus (v.l.n.r.)
Copyright: Marcus Flesch
Köln – Eine Gitarristin ausgestiegen, der Schlagzeuger mit seiner Partnerin auf großer Fahrt – per Fahrrad vom kanadischen Vancouver nach Südamerika. Dazu der sich abzeichnende Verlust des Proberaums. Das vergangene Jahr hätte besser laufen können.
Aber so schnell lassen sich Anika Prowe, Jennifer Günther und Skaidra Müller-Paulus den Spaß an ihrer Band Tanzkommando nicht nehmen. Vielleicht liegt es an der organischen Art und Weise, wie diese Gruppe zusammen gefunden hat.
Harmonisches Bandgefüge bei der Kölner Band
Während der Ausbildung lernte Prowe eine Grundschulfreundin von Günther kennen, über die die beiden dann in Kontakt kamen. Gewissermaßen der Urknall in der Bandgeschichte. Durch ihre Arbeit als Kamerafrau traf Gitarristin Günther bei einer Veranstaltung im Filmhaus auf Mischa Reisewitz. Dabei gab sich Reisewitz als Schlagzeuger zu erkennen. Der nächste Mosaikstein passte direkt ins Bild. „Wir haben uns alle auf freundschaftlichem Weg kennen gelernt“, erklärt Prowe das harmonische Bandgefüge.
Sängerin Müller-Paulus wurde auf einem Konzert entdeckt. „Guck mal, die ist irgendwie cool“, befand Reisewitz. Da Günther keine Einwände vorbrachte wurde Müller-Paulus kurzerhand engagiert: „Magst Du bei uns singen?“
Ausgefallene Instrumente wie Didgeridoo, Querflöte oder Xylophon werden genutzt
Seit gut neun Jahren besteht das Tanzkommando nun schon in seiner ursprünglichen Formation. Lediglich Gitarristin Verena Coenes, die aus persönlichen Gründen ausstieg, ist nicht mehr dabei. Die Position ist derzeit vakant und wird wie das vorübergehend verwaiste Schlagzeug gelegentlich von befreundeten Musikern besetzt.
Steckbrief
Die Band: Skaidra Müller-Paulus (27, Gesang, Querflöte, Xylophon), stammt aus Brühl und arbeitet als Requisiteurin, Jennifer Günther (41, Gitarre, Gesang, Didgeridoo), kommt aus Bad Neuenahr und ist freie Kamerafrau. Anika Prowe (41, Bass), ist aus Dormagen und in der Osteopathie tätig. Mischa Reisewitz (Schlagzeug, Djembe), aus Darmstadt ist derzeit Weltreisender. Alle leben in Köln.
Tanzkommando spielt progressiven Dance Punk mit bisweilen psychedelisch anmutenden Instrumentalanteilen – aber immer tanzbar.
Der nächste Auftritt ist Karnevalssamstag, 22. Februar, 20 Uhr. Die Band eröffnet für die befreundete Gruppe Catapulco, bei deren Album-Release-Show im Sonic Ballroom, Oskar-Jäger-Str. 190.
Bei der Suche lassen sich die Kommandantinnen, wie sich das verbliebene Trio augenzwinkernd selbst nennt, die nötige Zeit. Es muss nicht nur musikalisch, sondern auch zwischenmenschlich passen. Diese Verbundenheit spiegelt sich auch in der Entstehung der Musik wieder. Als progressiven Dance-Punk bezeichnen Tanzkommando den Stil selbst. Tatsächlich sind viele Songs deutlich länger als die für Punk typischen dreieinhalb Minuten. Hinzu kommen auch eher ausgefallene Instrumente wie das Didgeridoo, eine Querflöte und ein Xylophon.
Beim gemeinsamen Jammen im Proberaum werden Ideen gesammelt, die wie Puzzlestücke später zu einem Ganzen zusammengefügt werden. „In unseren Texten geht es um Spaß und Tanzen, aber auch um Politik und Dinge, die uns betreffen“, fasst Müller-Paulus zusammen. „Es ist uns schon wichtig auch was zu sagen“, ergänzt Günther.
Obwohl die Band bislang nur eine EP veröffentlicht hat – eine zweite soll bis Ende 2020 folgen – schaffte sie es auch auf vergleichsweise große Bühnen. Dazu gehört unter anderem ein Auftritt beim „Burg Herzberg Festival“, das mit Unterbrechungen seit 1968 stattfindet und als das größte Hippietreffen Europas gilt. Gut 10000 Menschen kommen dort zusammen.
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„Wir sind eine Liveband und experimentieren viel“, sagt Müller-Paulus. Vor Auftritten spielt die Gruppe wie bei einer Generalprobe das ganze Set durch, um für die kommende Show eine Dramaturgie zu entwickeln. Der neue Proberaum, den die Band nach kurzer Suche zum Jahreswechsel beziehen konnte, ist inzwischen auch wunschgemäß eingerichtet: Mit Kaffeemaschine, Glühweinwärmer, Weinregal, Lavalampe und dem ersehnten Sofa. Das Jahr verspricht besser zu werden.