Kölner EhrenbürgerWilly Millowitsch bekommt endlich seinen eigenen Ort in der Stadt

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2014: Die Geschwister Katarina  Millowitsch-Eisenlohr, Peter und Susanne Millowitsch am Denkmal ihres Vaters auf dem Willy-Millowitsch-Platz.

  • Willy Millowitsch wurde von der Stadt Köln zum Ehrenbürger ernannt.
  • Vor genau 20 Jahren beginnt der Weg hin zu einem Denkmal: dem Willy-Millowitsch-Platz in Köln. Doch dieser Weg ist ein langer.
  • Erst 14 Jahre später konnte offiziell die Eröffnung gefeiert werden.

Köln – Willy Millowitsch, Träger des Bundesverdienstkreuzes und ’ne kölsche Jung, fesselte jahrzehntelang mit seinen Schwänken die ganze Republik vor den TV-Geräten. Seine Heimatstadt ernannte ihn zum Ehrenbürger – nur mit einer weiteren, im Stadtbild sichtbaren Ehre tat sich Köln schwer: einem Willy-Millowitsch-Platz. Vor 20 Jahren, am 7. März 2000, beginnt der erste Akt der unendlichen Geschichte. Er endet auf einer unwirtlichen Hundewiese. Am Ende des achten Akts aber ist alles gut geworden – auf dem ehemaligen Gertruden-Plätzchen mitten in der Stadt.

Erster Akt

Am 7. März 2000 geht bei der Stadt ein Bürgerantrag ein: Gewünscht wird ein Platz für den am 20. September 1999 verstorbenen Willy Millowitsch. Es dauert ganze vier Jahre, bis endlich eine kleine Grünfläche hinter dem heutigen Steigenberger-Hotel an der Händelstraße als Willy-Millowitsch-Platz auserkoren wird. Ein Namensschild weist dort auf den Ehrenbürger hin – ansonsten ist das Stückchen Grün ganz in der Nähe seines Millowitsch-Theaters eine leere Wiese, auf die sich kaum mal ein Hund verirrt. Kein Wunder: Auf einem großen Schild steht: „Privatgrundstück. Betreten verboten.“

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Willy wird angeschraubt: Das Millowitsch-Denkmal ist vom Eisenmarkt weggezogen.

Zweiter Akt

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) will im Frühjahr 2010 den „Fehler“ korrigieren: „Wir müssen für den großen Sohn der Stadt einen wirklich würdigen Platz finden, der auch für alle Kölner zugänglich ist,“ sagt er dem „Express“. Und Peter Millowitsch, der nach dem Tod seines Vaters das Millowitsch-Theater bis zum 25. März 2018 weiterführt, freut sich über Hupkes Vorstoß: „Die jetzige Wahl halte ich nicht für gelungen. Mich würde es freuen, wenn sich tatsächlich ein schönerer, belebterer Platz finden ließe.“

Dritter Akt

Im Sommer 2010 macht Adolf Inden einen Vorschlag: Wenn es nach ihm ginge, könnte der Platz an der Ecke Apostelnstraße/Breite Straße bald „Willy-Millowitsch-Platz“ heißen. Inden hat das schöne Fleckchen mitten in der Kölner City mit Erbbaurecht von der Stadt übernommen und betreibt die darunter liegende Tiefgarage. Die Kölner nennen das Karree, auf das sechs Straßen zuführen, Gertrudenplätzchen. Eingetragen ist der Name aber in keinem Stadtplan, die Postadresse gibt es auch nicht.

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Das Denkmal wird auf dem neuen Platz an der Ecke Apostelnstraße/Breite Straße begeistert  gefeiert. 

Vierter Akt

Nach reichlich viel Hin und Her legen städtische Bedenkenträger ihr Veto ein. Sie sehen in der Umbenennung des Platzes einen Verstoß gegen amtliche Richtlinien. Demnach müsse ein durchgehender Straßenzug einen einheitlichen Namen haben. Es gehe nicht, dass die Breite Straße durch das Einfügen des Millowitsch-Platzes unterbrochen werde.

Fünfter Akt

Bezirksbürgermeister Hupke ist über die Posse derart sauer, dass er mit dem Gang vors Verwaltungsgericht droht. Am 20. Dezember 2012 bricht der Widerstand gegen die Umbenennung in Willy-Millowitsch-Platz dann. Ende Januar 2013 entscheidet die Bezirksvertretung auch formal.

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Die Wiese an der Händelstraße sollte es nicht sein, finden Peter Millowitsch (l.) und Andreas Hupke.

Sechster Akt

Es ist so weit: Im Amtsblatt der Stadt wird am 22. August 2013 die Umbenennung offiziell verkündet. Aber ein Straßenschild, das darauf hinweist, gibt es am neuen Millowitsch-Platz nicht. „Wir wundern uns, dass uns bei einer so bedeutenden Umbenennungsaktion keiner Bescheid gegeben hat“, heißt es beim Bauhof der Stadt. So manch einer denkt sich: „typisch Köln“.

Siebter Akt

Nun soll auch das 1992 von Harry Owens gestiftete Millowitsch-Denkmal vom Eisenmarkt auf den Willy-Millowitsch-Platz umziehen. Aber der Stifter stellt sich quer: „An dem neuen Platz steht das Denkmal in einer Reihe mit Fahr- und Motorrädern, das ist nicht angemessen“, so Owens. Wenig später ist er aber besänftigt: „Es ist richtig, den Willy ins Leben zu holen“, erklärt er nun.

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Achter Akt

Ende gut, alles gut. Am 25. April 2014 erreicht die 600 Kilo schwere Millowitsch-Statue auf einem Tieflader den Millowitsch-Platz, der nun auch sein Straßenschild bekommen hat. Jetzt wird Einweihung gefeiert – sogar mit der Segnung durch Künstler-Seelsorger Prälat Josef Sauerborn. „Vati hätte sich ein Bein aus der Hose gefreut!“, sagt Tochter Susanne Millowitsch. Seither sitzt Willy an seinem Platz – und scheint zufrieden.

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