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Röntgengerät und BrillantringDiese Gegenstände versteigert das Kölner Fundbüro

4 min
Die Auktionatorin zeigt ein zur Versteigerung stehendes Handy.

Hier wird Verlorenes zu Geld gemacht: Auktionatorin Sylke Heckmann leitet die Versteigerung von Fundgegenständen, die länger als sechs Monate nicht abgeholt wurden.

Sammelfigur, Bohrmaschine, DJ-Pult: (Fast) alles, was verloren werden kann, wird vom Fundbüro versteigert.

„Sechs, Acht, Zehn da hinten, Zwölf hier vorne – und damit zwölf Euro zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten.“ Ein Herr aus der letzten Reihe erhält den Zuschlag für eine Papiertüte mit der Aufschrift „Wundertüte Haushalt“. Auktionatorin Sylke Heckmann kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, greift in die Wundertüte und überreicht dem Käufer eine Sechserpackung Toilettenpapier. Wenn das Fundbüro zur Versteigerung einlädt, ist ein gewisser Unterhaltungswert garantiert.

Im städtischen Fundbüro landet, was im Kölner Stadtgebiet gefunden und abgegeben wurde. Was dann nach der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist von sechs Monaten (drei Monate bei in der KVB verlorenen Gegenständen) nicht abgeholt wurde, kommt heute unter den Hammer. Vom Kopfhörer über das DJ-Pult bis zur Schlagbohrmaschine kann alles, was in Bus, Bahn oder anderswo liegenbleibt, von der Öffentlichkeit ersteigert werden. Sylke Heckmann ist ehemalige Leiterin des städtischen Fundbüros und springt heute als Auktionatorin ein. Beim Einlass erklärt sie, dass die Gegenstände nicht auf Funktionalität überprüft wurden und die Stadt auch keine Gewährleistung übernehme: „Gekauft wird wie gesehen, wer bezahlt hat, kann seinen Kauf direkt mitnehmen.“

Schnäppchenjäger und Händler kommen auf ihre Kosten

Ab elf Uhr ist die Tür zu, Sitzplätze gäbe es ohnehin keine mehr. Hastig versuchen einige Interessenten, schon einen Blick auf das Angebot zu erhaschen und tauschen dabei wissende Blicke aus. Rolands ist zum ersten Mal hier, ein Freund hat ihm die Versteigerung empfohlen. Sein Ziel? „Ehrlich gesagt hoffe ich einfach auf ein Schnäppchen“, sagt er. Den Anfang machen Plastikbeutel voll mit Schmuck. Sechs Mitarbeiter gehen durch die Reihen und präsentieren die Objekte. Bei 30 Euro liegt das Startgebot. Fast augenblicklich schießen mehrere Hände nach oben, Heckmann steigert den Preis konzentriert in zweier Schritten, dann wechselt sie auf fünfer Schritte. Für 65 Euro geht der erste Beutel an den Höchstbietenden.

Ronalds bei der Versteigerung. Versteigerung von Fundsachen im Fundbüro der Stadt Köln.

Rolands ist eher zum Spaß hier, er hofft mit der Bieternummer 56 auf Schnäppchen.

Manche Interessentinnen und Interessenten bieten bei fast jedem Gegenstand routiniert mit, andere erhoffen sich etwas Bestimmtes. Als ein Mitarbeiter einen schwarzen Kasten öffnet und eine glänzende Trompete zum Vorschein kommt, geht ein Raunen durch die Runde. Für 70 Euro nimmt Elias das Instrument entgegen, genau dafür sei er heute hergekommen: „Ob das ein guter Deal ist, weiß ich noch nicht. Aber ich sammele Instrumente und da habe ich hier oft Glück.“ Ein gelber Handstaubsauger für acht Euro, ein Iphone für 120, zwei Yogamatten für 16, das Angebot ist vielfältig und nie vorhersehbar: „Das kommt immer darauf an, was bei uns ankommt. Zurzeit werden viele Schuhe verloren, meistens sogar noch im Schuhkarton“, erzählt Heckmann.

Elias sammelt Musikinstrumente und hofft für 70 Euro eine gutes Schnäppchen  mit der Trompete, die er in die Kamera zeigt, gemacht zu haben.

Instrumentensammler Elias hat den Zuschlag für eine Trompete erhalten.

Von Schlagbohrmaschine bis Waffeleisen

Plötzlich entsteht Unruhe im Raum. Ein älterer Herr sprintet nach vorn, um den angebotenen Gegenstand genauer zu begutachten: Ein mobiles Röntgengerät, Warenwert je nach Marke ab 1.000 Euro. Für 85 Euro geht das eventuell funktionierende Gerät vom Tisch. Auf die Frage, was der Käufer damit anstellen möchte, zuckt er mit den Schultern und antwortet: „Vielleicht kann ich damit meine Organe durchleuchten.“ Kurz darauf kauft er einen Beutel voll gesperrter Smartphones und zwei Tablets.

Weiter geht es mit Goldschmuck. Ein junger Mann kratzt sich am Kopf und bietet dabei versehentlich um einen Ring mit vier Brillanten, ein anderer verpasst im entscheidenden Moment den Zuschlag für einen tragbaren Projektor, weil er von seinem Handy abgelenkt ist. In Reihe fünf surrt plötzlich ein offensichtlich funktionstüchtiger Akkuschrauber und sein Besitzer strahlt übers ganze Gesicht.

Auktionatorin Sylke Heckmann präsentiert eine Wundertüte, die eventuell voller Schätze ist.

Auktionatorin und Sachgebietsleiterin Sylke Heckmann präsentiert eine der beliebten Wundertüten.

Nach zwei Stunden türmen sich auf dem Tisch neben Heckmann noch immer Pakete. Sie fragt das Publikum, ob die Auktion verlängert werden solle. Aus der letzten Reihe ertönt sofort ein „Wegen mir gerne bis Morgen!“ und unter zustimmendem Nicken versteigert Heckmann noch den letzten Rest. Für Rolands blieb der Besuch erfolglos, doch er möchte wiederkommen: „Es war witzig, vieles aber auch teuer. Vielleicht habe ich nächstes Mal mehr Glück!“ Glück, das heißt hier dann auch zu hoffen, dass jemand das Richtige verliert.

Die Versteigerung des Fundbüros findet mehrmals im Jahr statt. Mehr Informationen finden Sie auf der Website der Stadt Köln.