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„Adieu Tristesse“ in KölnFarbe und Fröhlichkeit

Lesezeit 3 Minuten

Maria Gvero schneidert die Mädchenkleider, die man früher gerne als Mutter gekauft hätte,

Köln – Am Anfang war – nein, nicht der Dom, sondern der Eiffelturm. Das Kölner Wahrzeichen entstand erst viel später. Ähnlich verhielt es sich mit dem Namen des Geschäfts. Der stand bereits zu einer Zeit fest, als der Laden noch nicht einmal konzipiert war. Dieses „Adieu Tristesse“ in Anlehnung an Françoise Sagans berühmten Roman war Maria Gvero vor vielen Jahren als Überschrift in einer Illustrierten aufgefallen. Und schon damals hatte sie gedacht: „Wenn ich jemals einen Laden haben sollte, dann soll er so heißen.“

Inzwischen gibt es das Geschäft im Belgischen Viertel, und der Name könnte zutreffender nicht sein. Schon das Schaufenster ist mit so viel Witz arrangiert, dass man stehenbleibt und schmunzelt. Im Laden selbst passiert es nicht selten, dass sogar Frauen im fortgeschrittenen Alter plötzlich „so gerne noch eine Tochter haben“ möchten. Das liegt daran, dass Gvero vielleicht genau die Mädchenkleider schneidert, die man früher gerne als Mutter gekauft hätte, wenn sie zu finden gewesen wären.

Man sieht es ihren Kreationen an: Gvero hat Spaß am Zusammenfügen – besonders von Stoffarten, die in der Massenherstellung nie in einem Kleidungsstück zusammenkämen. Die 52-Jährige ist eine Entdeckerin dergestalt, dass sie auf Flohmärkten ohne zielstrebig zu sein auf das richtige stößt: Alte, bestickte Kissenbezüge oder Tischwäsche, die sie in ihre Kinderkleidchen einarbeitet und ihnen damit einen Hauch von Nostalgie verleiht, freilich ohne fein gemacht zu wirken.

Letzteres vermeidet Gvero auch dadurch, dass sie bewusst mit Brüchen spielt und Teile kombiniert, die früher niemals in Verbindung gebracht worden wären: Ein zartes Kleid mit grobgestrickter Jacke und derben Stiefeln.

Apropos gestrickt: Hinter allem, was gewissermaßen von der Nadel gerutscht ist, steht Gveros Schwester Michaela Ketges, die ihre Pullis, Jacken und Mützen mit dem Label „Ela de Cologne“ verziert.

Maria Gvero ist weitgehend Autodidaktin. Der Vater habe ihr seinerzeit auf der Tretnähmaschine gezeigt wie es geht. Daraufhin habe sie ihrer Mutter die Bettlaken aus dem Schrank geklaut und losgelegt, berichtet die gebürtige Freiburgerin. Später in Köln hat sie ein Praktikum bei Modedesignerin Maria Lucas und Kostümbildner Norbert Münzer gemacht, eine Zeit lang bei Gesine Moritz gearbeitet und bei einer Freundin Braut- und Abendkleider genäht.

2009, als die eigenen Kinder bereits erwachsen waren, richtete sie sich ein eigenes Atelier ein, ein Jahr später konnte sie das heutige Ladenlokal dazubekommen, und dann ging es los. Gvero kann sich noch gut daran erinnern, wie sie vor 24 Jahren für ihren gerade geborenen Sohn ein schwarzes T-Shirt haben wollte. „Es gab keins. Also habe ich eins genäht. Die Schwestern im Krankenhaus waren entsetzt.“

Heute wären sie es nicht; denn Gveros Unikate strotzen vor Farbe und Fröhlichkeit. Und natürlich gibt es längst auch überall den Dom: Auf Bodies, Hütchen, Krabbeldecken. Es gibt den Kuscheldom, das Dom-Kissen und den Mini-Dom zum Anklipsen an den Kinderwagen.

Gveros Kombinationsfreude zeigt sich auch an ihren Kinder-Narrenkappen, die sie mit alten Möbelborden, Schleiern, Zöpfen und anderen Frisuren schmückt. Mit ihren Kissen in Form von Narrenkappen hat sie einen neuen Bestseller geschaffen wie einst mit dem langen Hund, einem Kissen, das sich etlichen anderen Tiergestalten fortsetzte.