„Den echten kölschen Karneval erleben“Blaskapellen unterhalten Jecken in der Altstadt

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In der Altstadt feiern die Menschen am 11.11. den Straßenkarneval in vollen Zügen. In den kleinen, engen Gassen trifft man nicht nur Kölner und Ur-Karnevalisten, sondern auch viele junge Menschen und niederländische Musiker.

Die Melodie von „Cordula Grün“ ertönt aus den Trompeten einer Blaskapelle in einer Gasse der Kölner Altstadt. Daneben tanzen bunt verkleidete Jecken Diskofox. Wer an diesem 11.11. abseits der Zülpicher Straße, des Neumarkts oder des Tanzbrunnens den Sessionsbeginn feierte, bekam genau dieses Bild geboten – und zwar an jeder Ecke.

Denn nur 100 Meter weiter stehen schon die Musiker der nächsten Blaskapelle, daneben tanzt Erik Otto in einem Ganzkörper-Alpaka-Kostüm mit seinen Freunden. „Wir sind heute in die Altstadt gegangen, da wir den echten kölschen Karneval erleben wollten“, sagt der 28-Jährige. Und das sei für ihn eben der Straßenkarneval abseits der Touristen-Hotspots.

Junge Menschen aus Göttingen feiern in der Altstadt den Kölner Karneval.

Julia Müller und Erik Otto unten (unten, von links) sind mit ihren Freunden aus dem Landkreis Göttingen nach Köln gekommen.

Mit insgesamt zehn Freunden ist er aus dem Landkreis Göttingen nach Köln gekommen. „Wir kommen zwar aus einem Dorf, aber dort sind alle richtig karnevalsverrückt“, sagt Julia Müller. Karneval in Köln ist für die 21-Jährige ein ganz besonderes Erlebnis. „Es ist einfach zum Schreien und Heulen, so schön ist es. Und es ist so schön zu sehen, dass alle Leute wieder willkommen sind“, sagt sie.

Durch die Altstadt zieht währenddessen auch Linda van der Vegte. In einem Reisebus ist sie mit 50 Freunden aus dem kleinen holländischen Städtchen Ommel am Morgen nach Köln gekommen. Neben zwei Bollerwagen, beladen mit Dosenbier, haben sie ihre eigene Blaskapelle direkt mitgebracht.

Gruppe Niederländer in der Kölner Altstadt.

Linda van der Vegte (zweite von rechts) mit ihren Freunden aus den Niederlanden.

Die Niederländerin ist das erste Mal beim Kölner Karneval, aber die Musiker kommen jedes Jahr. „Unser Ziel ist es, Musik für alle Menschen zu machen und einen Teil zur tollen Atmosphäre beitragen“, sagt Linda van der Vegte. Ihr gefalle vor allem die gute Stimmung. „Jeder ist einfach gut drauf.“

Trotz der engen Gassen und den vielen tanzenden Jecken gibt es kaum Gedränge in der Altstadt, die Lage ist im Gegensatz zu vielen anderen Teilen der Stadt sehr entspannt. Junge wie auch ältere Menschen schlendern hier mit ihrem Kölsch von Bierstand zu Bierstand, einige verschwinden auch in den Bars.

Junge Jecken kommen von der Zülpicher in die Altstadt

So wie Olga Agitovič und Lukas Waldkemper aus Köln-Raderthal. Sie stehen in der Schlange vor dem Eingang zum Biermuseum. Sie haben sich an diesem 11.11. für einen Kneipenkarneval entschieden, „weil die Atmosphäre in den Kneipen immer so toll ist“, sagt die 22-jährige Olga Agitovič.

Dennoch war die Kneipe nicht die erste Wahl für Lukas Waldkemper. Der 23-Jährge wollte eigentlich, wie schon in den vergangenen Jahre auch, auf der Zülpicher Straße feiern. „Aber da war es mir zu voll. Hier kommt man viel schneller rein als durch den einzigen Eingang auf der Zülpi“, sagt er.

Florian Gerstein aus Meerbusch in der Kölner Altstadt

Florian Gerstein aus Meerbusch in der Kölner Altstadt

Junge Menschen wie den Kölner trifft man heute öfters in der Altstadt. Auch der 21-jährige Florian Gerstein aus Meerbusch war am Morgen auf der Zülpicher Straße. „Ich bin aber nicht reingekommen, weil ich Glasflaschen dabei hatte. Jetzt ist die Altstadt mein Ziel.“ Eine gute Alternative, wie er findet.

Bewusst für die Altstadt entschieden haben sich hingegen Stefan G. und Mario L. aus Bornheim. Sie stehen mit einem Bier an einer der vielen Bierbuden. „Wir sind auf dem Weg zum Dorint-Hotel, dort feiern wir jedes Jahr mit unserer Karnevalsgesellschaft“, sagt Stefan G.

Stefan G. und Mario L. aus Bornheim stehen an einer Bierbude in der Kölner Altstadt

Stefan G. und Mario L. aus Bornheim in der Kölner Altstadt

Den Straßenkarneval will der 56-Jährige lieber den jungen Menschen überlassen. Aber der Weg durch die Altstadt sei trotzdem schön. „Wir sind mit dem Karneval aufgewachsen, man trifft an jeder Ecke alte Freunde, es ist wie ein großes Klassenstreffen“, sagt Stefan G. und genießt sein frischgezapftes Kölsch.

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