„Hüter des Wissens“Erste Schwarze Bibliothek NRWs steht in Köln – und feiert Jubiläum

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Njoula Baryoh spricht aufgeregt zu den Gästen der Feierlichkeiten.

Die erste Schwarze Bibliothek NRWs feiert ersten Geburtstag. Njoula Baryoh (r.) sprach über die Vergangenheit und Zukunft der Bibliothek.

Die Theodor Wonja Michael Bibliothek besteht seit einem Jahr. Die Feierlichkeiten strahlten eine ansteckende Lebensfreude aus.

Im Vereinshaus der Sonnenblumen Community wird gefeiert. Über die drei Etagen verteilt sind lebhafte Gespräche, spielende Kinder und schwungvolle Musik zu hören. Obendrein ein würziger Geruch von Speisen, die im Keller angerichtet werden. Mehr als 120 Besucher, Bekannte und Freunde haben am Samstag das erste Jubiläum der Theodor Wonja Michael Bibliothek gefeiert.

„Um uns herum steht ein Schatz an Wissen“, sagte Mitgründer Lamin Kargbo zur Begrüßung. „Es sind so viele Bücher, dass man sie in einer Lebenszeit nicht lesen kann. In Afrika sagt man: Wenn ein alter Mensch stirbt, dann stirbt eine ganze Bibliothek mit ihm.“ Die Bibliothek beherbergt den Nachlass von Theodor Wonja Michael, der 2019 verstarb: Dokumente, Bücher, autobiografische Aufzeichnungen und Fotografien. Die Organisatoren seien nun „die Hüter des Wissens“.

Theodor Wonja Michael war ein afrodeutscher Zeitzeuge der NS-Zeit, der durch sein antirassistisches Engagement zur Symbolfigur des Kampfes um Sichtbarkeit Schwarzer Menschen in Deutschland wurde.

„Erst der Anfang“ für erste Schwarze Bibliothek in NRW

Bisher besteht die erste Schwarze Bibliothek in NRW aus zwei Räumen des Vereinshauses auf der Victoriastraße in der Kölner Innenstadt. „Das ist erst der Anfang“, sagt Keith Hamaimbo. Wenn es nach dem Autor und Mitgründer der Bibliothek geht, dann wird die Büchersammlung in Zukunft ein ganzes Gebäude befüllen, wie die Eoto-Bibliothek in Berlin. Bisher können Interessierte der Schwarzen Bibliothek die Bücher nur vor Ort lesen und noch nicht ausleihen.

Cupcakes, die mit Sonnenblumen verziert sind, stehen um eine große Schokoladentorte. Dahinter ist ein Luftballon in der Ziffer „1“, das vor einem Bücherregal steht.

Zum feierlichen Anlass wurde eine Torte und mit Sonnenblumen verzierte Cupcakes gebacken.

Um auf den Erfolgen aufzubauen, müsse man hungrig bleiben, sagt die Mitgründerin Njoula Baryoh den Gästen. Zudem müsse man denen Respekt zollen, die vor einem kamen: „Wir sind hier, weil andere vor uns überlebt haben. Aber auch, weil wir unseren Beitrag geleistet haben.“

Die Gründer hatten nach den Protesten um den rassistischen Mord an George Floyd zum ersten Mal die Idee, eine Bibliothek zu gründen. Auf einer Parkwiese Kölns organisierten sie sich in Arbeitsgruppen. Zweieinhalb Jahre später verwalten sie einen Bestand aus mehr als 1200 Werken und feiern den ersten Geburtstag ihrer Bibliothek. Das Programm bestand aus Lesungen für Erwachsene und Kinder) und Live-Musik.

Die Jubiläumsfeier war Teil der Veranstaltungsreihe zum Black History Month, die die Sonnenblumen Community mit anderen Aktivisten auf die Beine gestellt hat. Wie an vielen anderen Orten der Welt feiern auch Kölnerinnen und Kölner jedes Jahr im Februar die Geschichte Schwarzer Menschen.

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