„Unsere Geschichte beginnt nicht mit der Sklaverei“Warum Köln den Black History Month feiert

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Glenda Obermuller, Jasmin Smalls und Joanna Peprah posieren für ein gemeinsames Foto auf einem von ihnen organisierten Events.

Glenda Obermuller, Jasmin Smalls und Joanna Peprah (v.l.n.r.) sind die Organisatorinnen des Black History Month 2023 in Köln.

Der Black History Month ist Grund zum Feiern, aber auch zum Mahnen. Die Organisatorinnen erklären, warum das auch in Köln nötig ist.

Kochkurse, Lesungen, Filmabende, Workshops für Kinder und ein Netzwerktreffen für Unternehmer: Das diesjährige Programm zum Black History Month in Köln ist so vielfältig wie die Menschen dahinter. Wie an vielen anderen Orten der Welt feiern auch Kölnerinnen und Kölner jedes Jahr im Februar die Geschichte Schwarzer Menschen.

„Eigentlich ist es traurig, dass es dafür einen extra Monat bedarf“, sagt Joanna Peprah. Sie bildet mit Glenda Obermuller und Jasmin Smalls das dreiköpfige Organisationsteam. Die Events, zu denen alle Kölnerinnen und Kölner eingeladen sind, werden von der Stadt Köln gefördert.

Black History Month wird in Köln vielfältig gefeiert

Mit den Veranstaltungen wollen die drei Aktivistinnen Geschichten Schwarzer Menschen aus der Perspektive dieser erzählen: „Unsere Geschichte beginnt nicht mit der Sklaverei. Wir sind mehr als das. Auch wir haben mit Erfindungen und Errungenschaften zur Menschheitsgeschichte beigetragen“, sagt Obermuller.

Sie beschreibt sich selbst als Mutter und Aktivistin, die Menschen in Köln zusammenführt. Sie ist Mitgründerin einer Schwarzen Selbstorganisation und der ersten Schwarzen Bibliothek in Köln, der Theodor Wonja Michael Bibliothek.

„Schwarz“ ist nicht „schwarz“

Das „Schwarz“ – mit großem S geschrieben – bezieht sich dabei nicht auf die Hautfarben der beschriebenen Menschen. Vielmehr drücken damit Menschen aus, dass sie zu einer Gruppe gehören, die aufgrund ihrer Hautfarbe Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben. Diese Gruppe ist in Deutschland weiterhin groß.

Einer Umfrage zufolge gaben 85 Prozent der befragten Menschen mit afrikanischer Herkunft an, in der Öffentlichkeit diskriminiert worden zu sein – meistens aufgrund ihres Aussehens. In Deutschland leben über eine Million Menschen afrikanischer Herkunft. Köln ist von dem Diskriminierungsproblem nicht ausgenommen.

Kooperation mit Stadt Köln gibt Schwarzen Menschen Sichtbarkeit

2021 suchten 412 Menschen die Beratungsstelle der Kölner Caritas auf, weil sie aufgrund ihrer Herkunft oder Aussehens diskriminiert wurden. Im selben Jahr zählte der Verein Öffentlichkeit gegen Gewalt 48 Diskriminierungsfälle aufgrund von Anti-Schwarzem Rassismus. Darunter fallen nicht die Fälle, in denen keine Beratung aufgesucht wurde.

Daher ist die Unterstützung der Stadt für Obermuller wichtig: „Sie gibt dem Thema Sichtbarkeit und macht es zugänglicher für die Mehrheitsgesellschaft.“ Peprah fügt hinzu: „In Köln präsentieren wir uns gerne als sehr tolerant und weltoffen. Deshalb sollte gerade Köln das auch leben und als Leuchtkraft vorausgehen.“ Die gelernte Psychotherapeutin ist Leiterin des Kölner Büros der Initiative für Schwarze Menschen in Deutschland. Beim Arsch-huh-Konzert 2022 hielt sie eine bewegende Rede.

Black History Month soll Geschichten Schwarzer Menschen sichtbar machen

Obwohl Peprah die Bemühungen der Stadt wahrnimmt, stecke man in Sachen Diversität und Anti-Schwarzen Rassismus noch in den Kinderschuhen. Denn es fehlt weiterhin ein Platz am Tisch: „Wenn in der Stadtpolitik nur in Deutschland sozialisierte, weiße Menschen arbeiten, dann bringen die auch nur ihre Themen mit.“ Deshalb würde die Mehrheitsgesellschaft die Interessen Schwarzer Menschen nicht oft genug wahrnehmen.

Dabei sieht sie auch die Medien in der Verantwortung: „Es wird oft argumentiert, dass sich der Leser nicht für unsere Geschichten interessiere. Aber der Leser möchte vieles und er möchte vor allen Dingen Abwechslung. Da kann man ihm viel mehr zutrauen, als wir es aktuell tun.“

Peprah hofft, mit dem Black History Month ihre Anliegen für nicht-Schwarze Menschen sichtbarer zu machen und dadurch zu normalisieren. Obermuller möchte Schwarze Menschen in ihrem Tun und Sein bestärken: „Letztendlich geht es darum, dass sie sich in Köln wohlfühlen und vollständig entfalten können.“

Die Aktivitäten zum Black History Month beginnen am Freitag, den 3., mit einer Buchlesung eines Autors aus Benin. Informationen zu allen Veranstaltungen finden Sie auf der Facebook-Seite der Theodor Wonja Michael Bibliothek.

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