Kölner Weinhaus BrungsStadt wittert guten Immobiliendeal – und landet vor Gericht

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Das Bild zeigt die Außenansicht des Weinhaus Brungs.

Die Außenansicht des Weinhaus Brungs.

Das Weinhaus Brungs am Alter Markt hat eine lange Tradition, doch seit Ende Februar ist es geschlossen – wann es wieder öffnet, ist unklar.

Das traditionsreiche Weinhaus Brungs in der Kölner Innenstadt am Alter Markt steht seit Monaten leer. Es ist unklar, wann das Lokal wieder eröffnet. Es geht in dieser Geschichte um eine Stadtverwaltung, die einen guten Immobiliendeal direkt am Rathaus witterte. Und es geht um einen Streit, wer jetzt eigentlich wann einen gültigen Pachtvertrag hatte – sogar bis vor das Oberlandesgericht ging die Auseinandersetzung.

Weinhaus am Alter Markt seit Ende Februar geschlossen

Seit Ende Februar ist das Lokal geschlossen, trotz einer dieses Jahr gestarteten Petition seiner zahlreichen Fans. Den Aufruf „Das Weinhaus Brungs darf nicht sterben“ hatten 1000 Bürger unterschrieben.

Im Jahr 2019 wollte die Familie Brungs das Haus am Marsplatz verkaufen. Deshalb kündigte sie dem damaligen Betreiber des Weinhauses Brungs, Walech Mehmani, den Pachtvertrag zum 31. Dezember 2019. Der Kontrakt wäre eigentlich noch bis Ende 2022 gelaufen. Vor dem Verkauf des Hauses schloss die Familie Brungs aber einen neuen Zehn-Jahres-Vertrag ab dem 1. Januar 2020 mit einem neuen Betreiber ab: dem Immobilienunterunternehmer Patrick Höppener.

Das Bild zeigt den Wirtsraum im Weinhaus Brungs.

Der Wirtsraum im Weinhaus Brungs.

Nun wollte die Familie Brungs das Haus mitsamt dem neuen Vertrag an eine Privatperson verkaufen. Doch die Stadt Köln nutzte ihr Vorkaufsrecht und erwarb die Immobilie für drei Millionen Euro. So beschloss es der Stadtrat Ende 2019.

Die Verwaltung begründete den Kauf damit, dass sich das Weinhaus direkt am Rathaus befindet und sich eine gute Möglichkeit ergäbe, den umliegenden städtischen Besitz zu ergänzen. Rathaus und Weinhaus sind sogar über einen unterirdischen Gang verbunden. Es gab lose Ideen, das Weinhaus umzuwandeln, möglicherweise in ein Gebäude mit Büros.

Mit dem Kauf übernahm die Stadt aber auch den zehn Jahre laufenden Pachtvertag mit Höppener, so steht es im Beschluss des Stadtrates. Doch der frühere Betreiber Mehmani bezweifelt, ob die Familie Brungs ihm zum Jahresende 2019 überhaupt hätte kündigen dürfen – in dem Fall wäre unklar, welcher der beiden Pachtverträge gültig war und welchen davon die Stadt Köln beim Kauf übernommen hätte.

So sieht der Gewölbekeller im Weinhaus Brungs aus.

So sieht der Gewölbeekeller im Weinhaus Brungs aus.

Laut Höppener hatte die Familie Brungs Mehmani per einmaligem Sonderkündigungsrecht wirksam gekündigt. Das sieht Mehmani anders, seiner Aussage nach lag eine solche Kündigungsoption nicht vor. Mehmani widersprach der Kündigung und pochte auf sein Besitzrecht bis Ende 2022. Die Stadt kündigte daraufhin nach dem Kauf Höppener den Vertrag.

Die Gästezimmer im Weinhaus Brungs.

Die Gästezimmer haben schon mal bessere Zeiten gesehen.

Die Frage ist, warum die Stadt sich der Position Mehmanis anschloss? Dazu wollte sich Stadtsprecher Alexander Vogel nicht konkret äußern. Höppener verklagte daraufhin die Stadt und gewann zunächst vor dem Landgericht und später auch vor dem Oberlandesgericht. Sein Vertrag gilt demnach.

Mittlerweile ist Mehmani seit Ende Februar weg, das Weinhaus geschlossen und Höppener wartet: „Wir stehen in den Startlöchern und möchten endlich loslegen. Doch die Stadt antwortet nicht mehr.“ Den monatlichen Pachtzins zahlt er nicht, solange er das Weinhaus nicht betreiben kann.

Ein Gästetzimmer im Weinhaus Brungs.

Ein Gästetzimmer im Weinhaus Brungs.

Doch warum lässt die Stadt ihn nicht einziehen? „Der Auszug des bisherigen Pächters hat sich verzögert, steht aber nunmehr unmittelbar bevor“, schreibt Stadtsprecher Vogel. Walech Mehmani, der mittlerweile in Lindenthal in der Decksteiner Mühle seine Gäste bewirtet, erläutert, was damit gemeint ist: „Ich habe noch mein Inventar vor Ort und der Stadt Köln angeboten, es zu übernehmen, aber bislang keine Antwort von ihr bekommen, ob sie das möchte oder nicht. Spätestens Ende des Monats hole ich es aber ab.“

Wann das Weinhaus wieder öffnet, ist also weiter unklar. Im Schankraum macht das Weinhaus auf den ersten Blick einen guten Eindruck, dort könnte der Betrieb vermutlich weitergehen. Aber zumindest in den Obergeschossen inklusive der Gästezimmer ist das alte Weinhaus ein Sanierungsfall, Schimmel ist in den Zimmern zu sehen. Es könnte sein, dass der Stadt die nächste Sanierung eines traditionsreichen Gebäudes bevorsteht.


Die Geschichte des Weinhaus Brungs

An der Stelle des alten römischen Stadttors, das mittlerweile abgebrochen war, errichtete der Ratsherr Gillis Eifler im 16. Jahrhundert am Marsplaz 3 und 5 zwei Häuser, in denen heute das „Weinhaus Brungs“ zuhause ist. Mit ihren gegliederten Putzfassaden und den Kreuzstockfenstern sind sie typische Kölner Kaufmannshäuser des 16. Jahrhunderts. Die Gebäude wurden im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und danach wieder hergestellt.

Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte die Familie Brungs beide Häuser. Um mehr Platz zu schaffen, legte sie die Gebäude zusammen. Den Durchgang markiert ein markanter neogotischer Spitzbogen mit dem in den Stein gemeißelten Namen des Stadtnarren „Worbel“. Laut Überlieferung soll es diesen Worbel tatsächlich gegeben haben. Er hieß Pankratz Weinstock und unterhielt im 12. Jahrhundert die Stadtgesellschaft mit seinen Späßen. (se)

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