Am Kölner Eigelstein ist bald noch mehr Musik

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Zur Vorstellung des Konzepts interpretiert Musiker Michael Maria Hübner „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ auf der Gitarre. Jürgen Potratz (v.l.), Kum & Luk-Dozentin Ursula Neumann und Ruth Wennemar hören zu.

Zur Vorstellung des Konzepts interpretiert Musiker Michael Maria Hübner „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ auf der Gitarre. Jürgen Potratz (v.l.), Kum & Luk-Dozentin Ursula Neumann und Ruth Wennemar hören zu.

Innenstadt – Monoton brummt der Rasierapparat vor sich hin, sein Surren erfüllt den kleinen Raum in einem Hinterhof am Eigelstein. Kein Ton, zu dem man Musik machen könnte, hat man noch wenige Minuten zuvor geglaubt, doch jetzt rappt Michael Maria Hübner dazu.

Musik machen ist eben ganz einfach, sagt der Kölner Musiker – und will diese Philosophie von nun an vor allem Kindern und Jugendlichen im Ebertplatz-Viertel nahebringen. Und zwar kostenlos. Ein Angebot, das dabei helfen kann, Probleme zu lösen, glaubt der Bürgerverein.

Ernsthaft Musik gemacht haben Hadi (13), Enes (12) und Elias (14) vorher noch nie. Doch seit Hübner sie als erste Mitglieder der Band, die jetzt am Eigelstein entstehen soll, angefragt hat, wissen sie ganz genau, welche Rolle in der Gruppe zu ihnen passen könnte. „Gitarre spielen zu können, ist einfach cool“, sagt Elias – seine Freunde Hadi und Enes wollen sich indes am DJ-Pult und mit Rapgesang versuchen. Dass die drei überhaupt die Chance dazu haben, verdanken sie dem Projekt, dass ab dem heutigen Dienstag am Eigelstein anläuft. „Ich lege den Köder – und warte darauf, dass angebissen wird“, sagt Hübner.

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Michael Maria Hübner nutzt den Rasierapparat zum Musikmachen.

Michael Maria Hübner nutzt den Rasierapparat zum Musikmachen.

Denn mit seinem besonderen Konzept wird möglich, was für viele Familien bisher unbezahlbar schien: Bei ihm können sich zunächst Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 25 Jahren, später vielleicht sogar Erwachsene an verschiedenen Instrumenten vom Schlagzeug bis zum Bass versuchen – und das mindestens die ersten Monate kostenlos. Am Ende könnte so eine generationenübergreifende Eigelsteinband entstehen. Finanziert wird das durch eine Subventionierung des Landesmusikrats NRW, die Räumlichkeiten stellt das Bildungswerk Kum & Luk.

„Es gibt sehr viele Familien hier am Eigelstein, von denen wir glauben, dass sie bildungsfern sind oder bei denen es nicht üblich oder einfach kostentechnisch nicht machbar ist, dass Kinder Instrumente spielen lernen“, sagt Jürgen Potratz, Geschäftsführer von Kum & Luk. „Dabei ist es wichtig, diese Kreativität zu fördern – ohne dabei eine Konkurrenz zum klassischen Einzelunterricht sein zu wollen.“

Deshalb ist Jürgen Potratz sicher, dass der Pilotversuch dauerhaft auch auf andere Stadtteile zu übertragen sei. Und mit Hübner scheinen Bildungswerk und Bürgerverein für dieses Ziel eine eierlegende Wollmilchsau gefunden zu haben: Zur Vorstellung des Konzepts rappt, singt und interpretiert der Musiker „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ auf der Gitarre.

Das kommt gut an beim Publikum – Ruth Wennemar, Sprecherin des Bürgervereins am Eigelstein, spricht von einer „neuen Vernetzungs-Möglichkeit der Eigelsteinfamilie“. Mit dem Projekt könne Großes entstehen, glaubt sie: „Wenn Jugendliche, die hier bisher ihren Nachmittag auf der Straße verbringen, nur zweimal herkommen und sehen, dass sie etwas schaffen können – dann hat es sich schon gelohnt.“

Die Musikgruppe trifft sich jeden Dienstag ab 16 Uhr in den Räumlichkeiten von Kum & Luk, Hamburger Straße 15. Voranmeldung unter Tel. 0221/1390551 oder per Mail.

kum-und-luk@netcologne.de

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