Am Kölner Eigelstein ist jetzt nicht nur Musik, sondern auch Gemüse pur. Das Vunky bietet tolle Produkte und pure Aromen
Henn’s GeschmackssacheIm „Vunky“ ist die Liebe zum Gemüse eine Herzensangelegenheit

Kaddy Saidykhan und ihr Mann Tom Mackenroth sind in Küche und Service tätig und man merkt sofort: Das Restaurant ist eine Herzensangelegenheit.
Copyright: Arton Krasniqi
„Am Eigelstein es Musik – am Eigelstein es Danz. Jo da pack dat decke Rita“ – die Menükarte mit pflanzenbasierter Küche an. Zugegeben, die Rita aus dem „Räuber“-Klassiker ist jetzt sicher überrascht, aber so geht es seit März am Eigelstein zu, sogar auf Außenplätzen mit Blick auf die Torburg. Beim Testessen sang dort zufällig auch ein Chor, und kurz danach verhackstückte eine transportable Männercombo mit Cajon jeden Klassiker, der sich nicht rechtzeitig aus dem Staub machte. Drinnen sitzt man im „Vunky“ ebenfalls sehr schön und zudem kunstsinnig – selbst auf der Toilette.
Dieses Restaurant ist eine Herzensangelegenheit, das spürt man sofort. Und diese Herzen gehören Kaddy Saidykhan und ihrem Mann Tom Mackenroth, die im Service präsent sind – wobei letzterer auch für die Küche verantwortlich ist.
Mittags gibt es eine kleine Karte mit fünf Speisen, abends kommt ein Menü aus der offenen Küche. „Vegetarisch oder vegan?“, fragt die freundliche Bedienung. Es ist die einzige Wahlmöglichkeit hier, neben der Anzahl der Gänge – drei bis fünf sind möglich. Wobei preislich das mit vier Speisen am meisten Sinn macht, der finanzielle Sprung zum Fünfer ist überraschend groß.
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Drinnen sitzt man im „Vunky “sehr schön und zudem kunstsinnig.
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Zum Start gibt es Erkennungszeichen von Fine Dining: gleich dreierlei hausgebackenes Brot (Baguette, Focaccia, Sauerteig-Roggen), eine Rote-Beete-Butter mit viel Dill, sowie als Gruß aus der Küche eine Rote-Beete-Gazpacho – zum Abschluss des Menüs wird später auch ein Petit Four gereicht. Ich kann mir vorstellen, dass jetzt einige denken: Rote Beete, genau das habe ich von solch einem Restaurant erwartet. Um das Klischee vollends zu erfüllen, vereint der erste Gang einen Buchweizensalat mit Portulak, Gurkensud sowie einem Sorbet aus Gurke und Sauerampfer.

Großer Ravioli gefüllt mit Ratatouille, dazu Bohnencreme und Beurre Blanc: Zum Auftakt wird es italienisch.
Copyright: Carsten Henn
Aber all das ist richtig gut gekocht.
Der Buchweizen bietet fein nussige Aromen, Gurke und Sauerampfer Frische-Akzente. Als nächstes gibt es eine Scheibe bei 800 Grad im Ofen gegarte grüner Tomate, dazu ein paar halbe Kirschtomaten, dünn geschnittenen Fenchel, ein wenig Tomatengelee sowie eine Vinaigrette von roten Zwiebeln. Feigen-Öl sorgt hierbei für einen leicht fruchtigen Touch. Man sollte Freude am puren Geschmack von Gemüse und Kräutern haben, um das zu goutieren. Bis auf Pfeffer wird bewusst auf Gewürze verzichtet – so dogmatisch müsste es für meinen Geschmack nicht sein.
Der Star der null anstrengenden Küche: Blanchierte Erbsen
Italienisch wird es dann mit einem großen Raviolo, gefüllt mit einer zurückhaltend gewürzten Ratatouille, dazu weißer Bohnencreme, sowie einer subtil tomatisierten Beurre Blanc. Auch mit Salz arbeitet man zurückhaltend, die Bühne gehört eben voll den Pflanzen. Der Star beim nächsten Gericht sind blanchierte Erbsen sehr guter Qualität zu denen es drei kleine Nocken hausgemachten Frischkäse, Erbsensud und Zitronenverbene gibt. Eine leichte, null anstrengende Küche. Zum Abschluss wird es dann mit einem Choux (französischer Brandteigkrapfen), gefüllt mit einem Erdbeersorbet und ein wenig (okay, zu wenig) Salat von Erdbeeren sehr klassisch, obwohl auch gefrorene Sahne und Basilikum eine Rolle spielen.

Die Erbsen sind sehr guter Qualität, dazu gibt es drei kleine Nocken hausgemachten Frischkäse, Erbsensud und Zitronenverbene.
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Funky, wie der Name des Restaurants suggeriert, ist das alles nicht, eher angenehm unangestrengt, oder neudeutsch gechilled. Wenige zentrale Komponenten, meist unverfälschte Geschmäcker, die klug kombiniert werden. „Lokal und nachhaltig“ hat man sich bei den Lebensmitteln auf die Fahnen geschrieben, darunter versteht das „Vunky“ Produkte aus einem 100 Kilometer Umkreis.

Zum Abschluss gibt es einen französischen Brandteigkrapfen mit Erdbeeren.
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Zu all dem bietet die kleine Weinkarte eine rein deutsche Auswahl an. Im Wein-Menü wird mal mit einem Naturwein, mal mit einem Klassiker kombiniert, nicht alle passen zu den Speisen, allerdings sind es stets gute, spannende Tropfen.
Der ausgesprochen freundliche und persönliche Service braucht noch etwas Übung, und wenn man abends um 20.30 Uhr zum zweiten Seating kommt (das erste ist um 18.30 Uhr) kann man schon mal warten. Rund alle sechs Wochen wechselt das Menü und man darf gespannt sein, wie der Winter gemüsetechnisch gestaltet wird.

Das „Vunky “direkt am Eigelstein hat eine Außengastro mit Blick auf die Torburg.
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Messerscharfes Konzept und lustvolles Essen
Ein Restaurant mit so messerscharfem Konzept kann gerne mal zu verkopft geraten, und dann ist ein Essen anstrengend statt lustvoll. Im „Vunky“ passiert das nicht, die Liebe zum Gemüse überträgt sich beim Besuch, genau wie der Aufbruchsgeist des engagierten Gastgeberpaars. Eine wirklich schöne Ergänzung für das kulinarische Köln. Und wer will kann hier sogar einen Fermentationskurs belegen.
Fazit: Pflanzenbasiertes Casual Fine Dining ohne Fisch und Fleisch als Herzensangelegenheit. Tolle Produkte, pure Aromen.
Bewertung: 4 von 6
Henns Auswahl:
Menü: 3-Gang 45 €, 4-Gang 55 €, 5-Gang 75 €
(Preislich das 4er am sinnvollsten)
Weinbegleitung beim 5-Gang-Menü: 49 € (0,1l pro Gang)
Eigelstein 127-129, 50668 Köln
Di-Fr 12-15 & 18.30-23 Uhr, Sa 18.30-23 Uhr, So 10-15 Uhr
Tel. 0176 - 320 88 492
vunky-foods.com