Blaue LaternenLeuchten nach Düsseldorfer Art

Links eine Original-Leuchte aus Düsseldorf, rechts die neue Replik aus der Kölner Altstadt.
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Altstadt – Mitten in der Kölner Altstadt können sich Düsseldorfer fast ganz wie zu Hause fühlen. Zwar wird in den Kneipen statt dunklem Alt helles Kölsch ausgeschenkt. Den Heimweg beleuchten jedoch nahezu identische Laternen. Das von der Stadt als „Historische Altstadtleuchte“ bezeichnete Modell wird von der Berliner Firma Hahn-Licht hergestellt. Im Produktkatalog heißt es: „Diese Form der historischen Aufsatzleuchte hat ihren Ursprung in der Gasbeleuchtung und wird häufig auch als Düsseldorfer Form bezeichnet“.
Die Rhein-Energie bestreitet, dass die in Köln eingesetzte Altstadtleuchte regional zugeordnet werden kann. „Es handelt sich nicht eins zu eins um dieselbe Laterne wie in Düsseldorf“, sagt Sprecher Christoph Preuß. Die Firma Hahn-Licht habe die Leuchte nach historischen Vorlagen nachgebaut, die ihren Ursprung unter anderem in Berlin, Marburg und Düsseldorf hätten. Auf den ersten Blick sind Unterschiede zwischen dem mehr als 100 Jahre alten Düsseldorfer Modell und dem Kölner Nachbau jedoch nicht festzustellen. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass die Leuchten nur in Details voneinander abweichen.
17.000 Original-Laternen in Düsseldorf
Der wesentliche Unterschied dürfte darin liegen, dass in der Landeshauptstadt noch 17 000 Laternen originalgetreu mit Gas betrieben werden. 1400 davon sollen auf die energiesparende LED-Technik umgerüstet werden. Der Kölner Nachbau wurde hingegen direkt mit LED-Licht ausgeliefert. Eine weitere Differenz ergibt sich in der Farbe. Während die Düsseldorfer seit 100 Jahren auf ein dezentes Dunkelgrün setzen, kommt in Köln Preußisch-Blau zum Zuge.
Genau dieser Farbton hat auch zum Streit zwischen der Stadt und Joachim Schürmann geführt. Der Architekt hatte die Kirche Groß St. Martin wiederaufgebaut und in den 80er Jahren große Teile der umgebenden Bebauung entworfen. Dazu gehörten auch doppelarmige Straßenlaternen, die in einem dunklen Grün gehalten waren. Die Stadt hatte die Maste vor einigen Wochen abgesägt und stattdessen das Modell „Historische Altstadtleuchte“ montiert. Architekt Schürmann zeigte sich entsetzt, weil der Nachbau einer Laterne aus dem 19. Jahrhundert nicht zu seinem Gebäudeensemble aus den 80er Jahren passe. Er kündigte an, auf seinem Urheberrecht zu bestehen, um die neuen Altstadtleuchten wieder zu entfernen.
Preußisch blau
Das Stadtplanungsamt reagierte mit Erstaunen auf die blaue Farbe. Laut Amtsleiterin Anne Luise Müller sollten die Leuchten eigentlich anthrazit sein. Zunächst konnte keine Erklärung für die Abweichung gefunden werden. Wie Rhein-Energie-Sprecher Preuß nun erklärte, gab es in den Jahren 2011 und 2012 Ortsbegehungen, an denen der Stadtentwicklungsausschuss, der Gestaltungsbeirat und die Bezirksvertretung teilnahmen. Am Eisenmarkt wurde der Gruppe eine bereits vor Jahren aufgestellte Altstadtlaterne als Musterbeispiel gezeigt. „Sie war Preußisch-Blau, aber über die Jahre schon nachgedunkelt“, sagt Preuß. Die Gruppe hatte daraufhin zugestimmt, dass dieser Lampentyp aufgestellt werden soll.
„Es hat aufgrund von Dreck und Staub offenbar niemand gemerkt, dass es Blau ist“, sagt Andreas von Wolff, stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamtes, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Aufstellen weiterer Laternen wurde vorerst gestoppt. Es soll nun geklärt werden, ob Architekt Joachim Schürmann tatsächlich Urheberrechte an den alten Leuchten besitzt. „Die Prüfung kann dauern, weil wir in den Tiefen der Vergangenheit schauen müssen“, sagt von Wolff.