Kurz vor EröffnungsspielDemo in Köln fordert WM-Boykott

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Demonstrierende stehen auf dem Barmer Platz und fordern einen Boykott der Fußball-WM in Katar.

Die Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer forderten einen Boykott der Fußball-WM in Katar.

Kurz vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM hat es am Sonntagmittag eine Demonstration gegeben. Statt mehreren Tausend Menschen kamen nur wenige Hundert zum Barmer Platz in Köln-Deutz. Ihre Botschaft war dennoch klar.

Wenige Stunden vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar haben am Sonntagmittag in Köln mehrere Hundert Gegnerinnen und Gegner des umstrittenen Turniers in dem Wüstenstaat demonstriert. Die Versammlung auf dem Barmer Platz in Deutz blieb bei sehr niedrigen Temperaturen und fast eisigem Wind jedoch deutlich kleiner und kürzer als zunächst erwartet.

Organisatoren verzichten auf Protestzug

Am Ende kamen Schätzungen zufolge etwa 200 bis 300 Menschen zusammen, die sich für einen WM-Boykott aussprachen. Vorab war mit mehreren Tausend Teilnehmenden gerechnet worden. Auf den geplanten Protestzug über die Deutzer Brücke und Teile der Innenstadt verzichteten die Organisatoren. Ausschreitungen gab es nicht.

Fußballfunktionär Andreas Rettig steht während einer Demonstration gegen die Fußball-WM in Katar auf dem Barmer Platz in Deutz und applaudiert.

Andreas Rettig nahm an der Anti-Fußball-WM-Demo in Deutz teil.

Gekommen waren einzelne Fußballfans unterschiedlicher Vereine, darunter der 1. FC Köln, Schalke 04, Werder Bremen und der VfL Bochum. Auch die Wirte mehrerer Kölner Kneipen, die in den kommenden Wochen kein Public Viewing anbieten werden, nahmen an der Demo teil. Sie verband an jenem Sonntag die Forderung, das weltgrößte Fußballturnier unter anderem wegen massiver Menschenrechtsverletzungen und miserabler Arbeitsbedingungen auf den Stadionbaustellen zu boykottieren.

Auch Andreas Rettig nimmt an Anti-WM-Demo teil

Ein Redner sprach von der „Blut-WM von Katar“. 15.000 Arbeiterinnen und Arbeiter seien auf den Baustellen gestorben, hieß es. Auch die Klimabilanz des Turniers sei verheerend. Der Weltverband Fifa wolle sich eine klimaneutrale WM geben. Diese Behauptung sei aber durch die Fakten nicht zu halten, da die Stadien wegen der Wüstenhitze heruntergekühlt und einige Mannschaften für die Spiele aus den Nachbarstaaten nach Katar geflogen werden müssten, weil nicht alle Teams in den dortigen Hotels unterkämen. Insgesamt sei die WM auch aus Klimagründen „ein absolutes Verbrechen.“

Unter den Demonstranten war auch der langjährige Fußballfunktionär Andreas Rettig, Ex-Geschäftsführer von Viktoria Köln und unter anderem ehemaliger Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga. Rettig, der sich bereits in den vergangenen Monaten gegen die Fußball-WM in Katar positioniert hatte, sagte am Sonntag in Deutz, er werde keines der Spiele schauen. Stattdessen wolle er die boykottierenden Kneipen in der Südstadt mit „ein paar Kölsch mehr“ unterstützen. Seine Teilnahme an der Demo sei eine Solidaritätsbekundung mit den Menschen, die „seit sich Monaten ehrenamtlich für einen WM-Boykott einsetzen“. Alle, die diese Bewegung unterstützten, sollten „laut sein und auf die Straße gehen“.

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