Kinder sind entlang der Straßen einer Stadt immer in der Opferrolle und müssen sich schützen. In Köln kommen auf jedes Kind drei Autos – sie müssen leuchten und blinken, um nicht überfahren zu werden. Mit dieser Grundannahme haben die Verantwortlichen beim jährlich parallel in Köln, Mülheim an der Ruhr und Düsseldorf stattfindenden „Impulse Theaterfestival“ das Konzept für das stets in eine der drei Städte wechselnde „Stadtprojekt“ entwickelt. Mit kreativen Formen der Auseinandersetzung und mitten im öffentlichen Raum angelegt, findet das Projekt im Jahr 2023 vor dem Deutzer Bahnhof statt.

Unter dem Titel „Verkehrte Welt – Ein Konfrontationsraum im Autoscooter für Kinder“ hat dafür die Performancegruppe Turbo Pascal einen Kirmes-Autoscooter aus den 60er-Jahren gemietet und auf dem Ottoplatz aufgebaut. Ohne Autos, dafür mit moderner Musikanlage und zahlreichen Requisiten bildet das ausrangierte Fahrgeschäft in der „verkehrten Welt“ das Zentrum des Geschehens. „Es geht um einen spielerischen Konfrontationsraum, eine freie Fläche für Spaß an der Bewegung, ein Übungsplatz für die Stadt von morgen“, sagt Angela Löer von Turbo Pascal, die auch selbst aktiv die Performance mitgestaltet.

Erwachsene und Kinder sammeln Ideen für einen Straßenverkehr der Zukunft

Von Donnerstag, 8. Juni, bis Sonntag, 18. Juni, sind dabei täglich Kinder ab zehn Jahren, aber auch Erwachsene eingeladen, gemeinsam mit dem Ensemble „über den Verkehr der Gegenwart nachzudenken, Ideen für ein anderes Morgen zu sammeln und diese mit ganz viel Action im Autoscooter auszuprobieren“, erläutert Löer das Projekt. Am Mittwochmorgen war zunächst eine sechste Klasse der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule aus Longerich dabei. Die Jungs und Mädchen hatten zuvor Erfahrungsberichte eingereicht zu Fragen rund um den Verkehr in Köln.

Kinder sollen spielerisch an Verkehrsehrziehung herangeführt werden

Dabei stehen weder Verkehrserziehung noch „der erhobene Zeigefinger“ im Vordergrund, spielerisch ordnen sich die Kinder am Mittwoch Aussagen zu, hinter denen sie stehen. Fast alle sammeln sich bei „Verkehrte Welt“ um einen Ballon auf der Scooter-Fläche, auf dem „Stress“, steht, „Schock“ und „Spaß“ auf anderen – sie alle stehen für Erlebnisse, die die Kinder im Zusammenhang mit dem jeweiligen Schlagwort bereits persönlich im Verkehr erlebt haben.

Etwa ein Viertel aller Anwesenden kann sich kurz darauf vorstellen, viele Straßen zugunsten von Fußgängern und Radfahrern zu verbreitern, sie alle sammeln sich danach aber auch um Ensemble-Mitglied Löer, als sie die Schülerinnen und Schüler fragt: „Wer will später unbedingt mal den Führerschein machen?“

Zusammenarbeit auch mit Behörden und der AG Verkehrswende Köln

Mehr als ein Jahr Vorarbeit hat das Team um Haiko Pfost in Kooperation mit Turbo Pascal, dem Kölner Comedia-Theater sowie mit „ganz viel Verkehrsexpertise aus Behörden und von Initiativen wie der AG Verkehrswende Köln“ in die Vorbereitung der diesjährigen Auflage investiert, so der künstlerische Leiter des Impulse-Festivals. „Verkehrte Welt ist Spiel und Plädoyer zugleich. Für eine andere Verkehrsordnung, in der nicht immer die Vorrang haben, die größer, schneller oder dominanter sind“, sagt der 51-Jährige.

Theater, Tanz, Musik, Podcast

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Jan-Philipp Chluba

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Verkehr sei ein von erwachsenen Männern erdachtes und gebautes System, bei dem es vor allem darum gehe, dass Autos gut vorankommen. Gänzlich ohne eigene inhaltliche Ausrichtung kommt die Performance also nicht daher. Dennoch wird sehr deutlich, wie wichtig den Kindern die angesprochenen Themen sind, zu denen sie ihre eigenen Meinungen mitbringen und diese einbringen, was sie laut Pfost „ja auch unbedingt tun sollen“.

Weitere Informationen zu „Verkehrte Welt“, dem Stadtprojekt 2023 des Impulse-Theaterfestivals, Ablauf, Termine und Zeiten sind im Internet zu finden unter www.impulsefestival.de.