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Der Angeklagte wirkte „ruhig und gelassen“Zeuge sagt nach Brand in Deutzer Apotheke vor Gericht aus

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Rauch steigt aus der Apotheke im Alten Rathaus an der Deutzer Freiheit. Neben der Apotheke steht ein Feuerwehrauto.

Rauch steigt aus der Apotheke im Alten Rathaus an der Deutzer Freiheit.

Im Dezember soll ein 41-Jähriger in eine Apotheke in Köln-Deutz eingebrochen sein und einen Brand gelegt haben. Ein Zeuge beobachtete ihn.

„Es wird nicht in Abrede gestellt, dass er eingebrochen ist“, sagte am Montag die Verteidigerin eines 41-jährigen Mannes, dem zur Last gelegt wird, am frühen Morgen des 16. Dezember 2022 die Apotheke im Alten Rathaus an der Deutzer Freiheit eingestiegen zu sein. Weit schwerer wiegt ein weiterer Vorwurf: Um sich die Flucht zu ermöglichen und Spuren zu verwischen, soll er dort einen Brand gelegt haben. Das Feuer breitete sich über das Parterre des Mehrfamilienhauses hinaus aus, die Decke der Apotheke brannte durch, und es entstand ein Sachschaden von rund einer Million Euro. Verletzt wurde niemand.

Der Anklage zufolge gelangte der Mann in die Apotheke, indem er die Scheibe eines der Fenster einschlug. Bei der Suche nach Beute habe er einen als Geschenk verpackten 65-Euro-Gutschein für eine Kosmetikbehandlung an sich gebracht. Durch ein anderes Fenster habe er flüchten wollen. Nun kam der Mann ins Spiel, der am Montag als Hauptzeuge gehört wurde.

Brand in Apotheke in Köln-Deutz: Zeuge beobachtete den Täter

Er ist 48 Jahre alt, arbeitet auf der Deutzer Freiheit in einer Bäckerei und hatte an jenem Morgen Frühschicht. Von einer Passantin auf den Einbruch aufmerksam gemacht, hatte er durch das Fenster beobachtet, was sich drinnen tat. In dem Moment, als sich der Angeklagte rücklings und mit den Füßen voran nach draußen habe schieben wollen, habe er versucht, ihn an den Beinen festzuhalten, sagte der Zeuge.

Der Einbrecher habe sich mit Tritte dagegen gewehrt und sich nach innen fallen lassen. „Ich konnte mir keinen Reim darauf machen“, sagte der 48-Jährige dazu, was er anschließend beobachtet haben will. Der Mann, der ihm „ruhig und gelassen“ erschienen sei, habe mit einem brennenden Kopfkissen Gegenstände in der Apotheke angezündet, es dann auf den Boden zwischen dem Kassentresen und einem Medikamenten-Regal gelegt und weitere Objekte darauf platziert, damit sie Feuer fingen. Wozu aber sollte der Eindringling Spuren verwischen wollen, wo er doch längst erkannt worden war?

Täter soll nach Brandstiftung in Köln-Deutz mit Handgranate gedroht haben

Schleierhaft sei ihm auch, weshalb der Angeklagte zunächst den Brand gelegt und sich offenbar erst danach einen Fluchtweg gesucht habe, sagte der Zeuge. Der Mann habe die Glasscheibe einer Tür zerschlagen und sich in den Innenhof geflüchtet. Die Polizei war bereits eingetroffen, als der Täter in einem Treppenhaus gestellt wurde. Dort soll er gedroht haben, er habe eine Handgranate dabei.

Erst einen Tag vor dem Einbruch hatte der Angeklagte eine dreiwöchige stationäre Entgiftung beendet. Er stammt aus prekären Verhältnissen, hat unter anderem in Heimen und auf der Straße gelebt, Haftstrafen abgesessen und ist seit langem drogensüchtig. Nur eine von vier Suchttherapien habe er bis zum Ende durchgehalten, sagte er. Nach der Tat wurden verschiedene Rauschmittel in seinem Körper nachgewiesen. Für den Prozess sind drei Verhandlungstage angesetzt.