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Eifelwall in KölnParadies soll früher geräumt werden

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Fantasievolle Behausungen und künstlerische Installationen prägen das Bild der Brachfläche am Eifelwall.

Innenstadt – Die Vertreibung aus dem „Paradies“ ist für den 15. August angesetzt. Bis dahin sollen Rolf Tepel – besser bekannt als Ketan – und die anderen Bewohner und Nutzer der Brache am Eifelwall das Grundstück geräumt haben, dem sie eben diesen verheißungsvollen Namen gegeben haben. Die Gebäudewirtschaft der Stadt hat ihnen den neuen Termin vor wenigen Tagen mitgeteilt. Bislang gingen sie davon aus, bis zum kommenden Frühjahr bleiben zu können. Am nördlichen Rand des Grundstücks ist das neue Stadtarchiv geplant.

Wegzug wird vorbereitet

Die „weitere Einrichtung der Baustelle“ für den Archiv-Neubau mache laut Verwaltungssprecherin Inge Schürmann jetzt schon die Räumung erforderlich. Im Gebäude nebenan bereiten die Aktivisten des Autonomen Zentrums bereits ihren Wegzug zum Jahresende vor. Den Archiv-Neubau – Mitte nächsten Jahres soll Baubeginn sein – will die Gruppe um Ketan keinesfalls verzögern. „Sobald wir im Weg sind, räumen wir das Feld“, sagt Ketan. Mit dem früheren Leiter der Gebäudewirtschaft Engelbert Rummel habe es laut Ketan ein entsprechendes Abkommen gegeben. Als Auszugstermin sei demnach der 1. Mai 2015 angepeilt gewesen. Bei der Gebäudewirtschaft hingegen – inzwischen ist Petra Rinneburger auf Rummels Posten gefolgt – wird eine derartige Verabredung bestritten. Zu keinem Zeitpunkt habe es eine Duldung gegeben, gibt Sprecherin Schürmann die Position wieder.

Ketan wohnt mit einem knappen Dutzend weiterer Aussteiger in Bauwagen und Hütten. Sie haben das verwilderte Gelände mitsamt dem dort lagerndem Schutt und Schrott in den vergangenen acht Jahren in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. Skulpturen, Beete, Behausungen zieren so ziemlich jede Ecke. Ketan kritisiert nicht nur, dass ihnen viel zu wenig Zeit bleibe, ihre Wagen fahrtüchtig zu machen und den Transport von Erhaltenswertem vorzubereiten. Er wünscht sich eine offenere Diskussion über die Gestaltung des Geländes, die stärker im Einklang mit der Umgebung stehen solle. „Die Wand des geplanten Neubaus verläuft mitten durch unsere 80 Jahre alte Eiche“, sagt er. Seit kurzem steht fest, das gegenüber dem Archiv-Neubau das neue Justizzentrum entstehen soll. Im Masterplan Innerer Grüngürtel ist das Grundstück zudem als grüne Verbindung zwischen den Wiesen vor der Universität und dem Volksgarten vorgesehen.

Viele Sympathisanten

Künstler, Studenten, Theaterleute, Naturschützer – das Paradies hat viele Sympathisanten. Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter nennt es einen „Ort der Begegnung“. Er kann sich vorstellen, dass die Kunstzone auch in Zukunft ein „spannendes Gegenüber für das Archiv“ wäre. Er hat sich an den Oberbürgermeister gewandt und um Aufschub für Ketan und Kollegen gebeten.

Auch die Bürgerinitiative Innerer Grüngürtel am Eifelwall (Bige) spricht sich für den Verbleib der Künstler aus. Die Bürger fordern, die Großprojekte rund um das Gelände unter Beteiligung der Bürger generell besser aufeinander abzustimmen. Für den Grüngürtel sei das Gelände eine Schlüsselstelle. Die derzeitigen Plänen würden indes der Idee, ihn bis an den Rhein zu verlängern, nicht gerecht.