Galerie SmendSo kam die Batik-Kunst nach Köln

Rudolf Smend sammelt und zeigt Kunstwerke aus Batik – hier eine Arbeit von Haryani Winotosastro.
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Innenstadt – Seit 40 Jahren gibt es in der Kölner Südstadt die Galerie Smend, die sich ausschließlich mit Batik-Kunst beschäftigt. Vor fünf Jahren hat Inhaber Rudolf Smend einige Häuser weiter in der Mainzer Straße noch ein Batik-Museum eröffnet. „Mit beidem bin ich europaweit einzigartig. Aber man muss schon einen Spleen haben, um so etwas zu machen.“ Mit einer Ausstellung zum Thema „Mein Lieblingsstück“ (bis Ende September) hält der Galerist Rückblick auf die vergangenen vier Jahrzehnte. Dazu haben befreundete Künstler aus England, Holland und Belgien, aus den USA, Japan und Indonesien, die sich ebenfalls mit der alten ostasiatischen Textilkunst beschäftigen, einige Arbeiten beigesteuert.
Eigentlich wollte Smend weg von Köln – weit weg. Das war im Jahr 1972. Die Südstadt sollte aufwendig saniert, das Haus in der Mainzer Straße 28, in dem er zur Miete wohnte, abgerissen werden. Mit dem Auto und teils mit Fähren wollte der damals 31-Jährige nach Australien. „Dort wollte ich Fuß fassen und ein neues Leben beginnen.“ Doch bis Australien ist er nie gekommen.
Erste Ausstellung in Düsseldorf
Über die Türkei – dort lernte er Mustafa Pulathaneli kennen, der später zum Studium nach Deutschland kam, sein erster Mitarbeiter wurde und auch noch heute noch in der Galerie arbeitet – Afghanistan, Pakistan, Indien und Malaysia gelangte er nach Bali. „Das war meine Endstation. Ich blieb drei Monate in Indonesien.“ Der gelernte Diplomkaufmann verliebte sich in das Land und seine Traditionen, belegte Kurse bei Batik-Künstlern, die damals schon international gefragt waren, besuchte die kleinen Handwerksbetriebe, studierte die unterschiedlichen Techniken und sammelte kostbare Stoffe aller Art. Mit vielen dieser handgearbeiteten Textilien und Kunstwerke im Gepäck kam er zurück nach Köln. Das alte Haus stand noch, er durfte wieder einziehen und im Erdgeschoss gar seine Galerie eröffnen. „Batik war auf einmal gefragt, es passte zum Zeitgeist. Harry Owens veranstaltete Flohmärkte, die Leute kauften Räucherstäbchen und Wickelröcke mit Batik-Mustern.“
Über den Streit in der damaligen Kölner Kunstszene kam Smend zu seiner ersten Ausstellung – in Düsseldorf. Südstadtgalerist und Organisator Ingo Kümmel hatte sich vom Kölner Kunstmarkt getrennt und machte in der Landeshauptstadt seine eigene Gegenveranstaltung – den Internationalen Kunstmarkt. Dabei durfte Smend mitmachen. „Doch mit unserem Textil flogen wir da schnell wieder raus. Batik hatte ja das Image von Hausfrauenkunst.“
Weltweit anerkannter Experte
Den großen Durchbruch brachte im Jahr 2000 die von Smend zusammengestellte große Ausstellung mit „Batiken von Fürstenhöfen und Sultanspalästen aus Java und Sumatra“ im alten Rautenstrauch-Joest-Museum. „Von da an spielten wir plötzlich in einer anderen Liga. Allerdings ist die Textilkunst im Vergleich zu Bildern und Skulpturen immer noch weit unterbewertet.“
Smend weiß, dass die Batik und ihre unterschiedlichen Muster in Südostasien Gebrauchsgegenstände im Alltag sind, zudem in Massen als Kunstgewerbe produziert oder gar schlichtweg als Stoffdrucke kopiert werden – vor allem in China. Doch Smend war all die Jahre auf der Suche nach der wahren Kunst. Heute gilt er weltweit als einer der Experten für indonesische Batiken. Mehr als 250 Ausstellungen hat er in seiner Galerie gezeigt und 15 Bücher und umfangreiche Kataloge veröffentlicht. Einige besonders prachtvolle Stücke aus seiner Sammlung sind in Museen in Paris, Singapur und Toronto zu bestaunen. Auch das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum hat einige Stücke von Smend im Fundus.
Techniken beinahe verloren gegangen
Weil die alten Techniken dieser Textilgestaltung in den vergangenen Jahren vor allem auf den Inseln Java und Sumatra verloren gingen, haben die Indonesier einige von Smend gesammelte und über Jahre aufbewahrte Tücher zurückgekauft. „Inzwischen werden die traditionellen Motive aus den Sultanspalästen von jungen Künstlern wieder aufgegriffen“, sagt er und verweist auf eine Arbeit von Haryani Winotosastro aus Yogyakarta in der aktuellen Ausstellung. Da hängt der wertvolle Stoff („Eine Leihgabe“) nun genau gegenüber von Smends Lieblingsbild, einer mit flüssigem Wachs und Naturfarben geschaffenen Frauendarstellung aus dem Jahr 1931.
Die Galerie Smend, Mainzer Straße 31, ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, an Samstagen von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Das Batikmuseum (Mainzer Straße 21 a) ist nach Voranmeldung (Tel. 312047) zu besichtigen.