Deutz – Von 1939 bis 1944 war das Messegelände am Deutzer Rheinufer einer der schlimmsten Orte der organisierten Verfolgung und Unterdrückung von Menschen, die den Kölner Nazis nicht genehm waren. Die erst 1924 entstandene Messe war in wechselnden Funktionen von zentraler Bedeutung für das Terrorsystem der Nationalsozialisten in der Stadt. Nacheinander diente sie als Internierungslager für Zwangsarbeiter, als Sammelstelle für die Verschickung todgeweihter Menschen in die Konzentrationslager des Ostens, als Möbelhalle für das den Juden geraubte Eigentum, als Außenlager des KZ Buchenwald und schließlich als Hilfsgefängnis der Polizei und der Gestapo. Tausende Juden, Sinti und Roma wurden von hier aus in die Gaskammern geschickt, mehr als 170 hier internierte KZ-Häftlinge verloren bei der Entschärfung von Bomben, der Leichenbergung oder Trümmerbeseitigung in Köln ihr Leben.
Diese Wahrheit wollten viele Funktionsträger der Messe in den Jahrzehnten nach dem Krieg nicht wahrhaben. Als 1981 eine erste Gedenktafel angebracht wurde, war das von der Messeleitung gar nicht gern gesehen, wie sich Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums, erinnert.
1932 trat Hitler dreimal in Deutz auf
Am Mittwoch war nun alles ganz anders. Messe-Chef Gerald Böse hatte im 90. Jahr der Messe an das 1993 geschaffene größere Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verfolgung eingeladen. Böse, der das Mahnmal des Kölner Bildhauers Wolfgang Reuter erst kurz nach seinem Amtsantritt beim Joggen entdeckte, hatte die Ziegelkonstruktion mit Gedenktafel restaurieren lassen, weil er den Zustand als „unwürdig“ empfand. Das Denkmal wurde gereinigt, Ziegelsteine ergänzt und Bleche zum Schutz vor Wetterschäden angebracht.
„Das Lager ist Bestandteil der Geschichte des Messegeländes, die Instandsetzung des Mahnmals Teil unserer Verantwortung vor der Geschichte“, sagte Böse. Gerade weil der Gedenkort oft von Gruppen ehemaliger Zwangsarbeiter und ihren Angehörigen besucht wird, sollte er seiner Bedeutung entsprechend gepflegt sein. Werner Jung erinnerte daran, dass Nazi-Größen wie Hitler, Göring, Goebbels schon vor der Machtergreifung immer wieder gerne zu Kundgebungen in der Messe kamen. Allein 1932 trat Hitler hier dreimal auf. Unter der gleichgeschalteten Messeleitung fanden auch Veranstaltungen wie die „Deutsche Kolonialausstellung“, die „Braune Messe“ oder die „Reichsschau Ewiges Volk“ statt.
Nach Kriegsbeginn wandelte sich die Messe allmählich in ein einziges großes Lager um, die Leitung saß im Messeturm. Mal waren es Kriegsgefangene aus Polen oder Frankreich, die hier interniert waren, dann Sinti und Roma – und immer wieder Juden, die über den Bahnhof Deutz-Tief zum Teil direkt nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Erst ein Bombenhagel am 14. Oktober 1944 zerstörte das Messelager und beendete die Geschichte von Terror und Schrecken.