Chlodwigplatz in KölnSchmiererei oder Kunst? Sprayerin gestaltet KVB-Haltestelle

Lesezeit 2 Minuten
Katharina Grosse vor ihrer Kölner Sprayarbeit

Katharina Grosse vor ihrer Kölner Sprayarbeit

Köln – Da hat die Kölner Polizei anscheinend wieder mal nicht aufgepasst und die Frau mit der Spritzpistole erst passieren und dann einfach machen lassen. Und wir stehen jetzt ergriffen vor dem Malheur: Eine in allen Regenbogenfarben schillernde Monumental-Schmiererei auf Beton, kackfrech und wandfüllend in den Abstieg zum neuen U-Bahnhof am Chlodwigplatz gesetzt.

Man könnte geradezu nostalgisch werden bei dem Gedanken, wie einem Kölner Passanten vor – sagen wir – 50 Jahren beim Anblick von Katharina Grosses Sprayarbeit die Hutschnur hochgeht. Also in einer Zeit, als der Graffiti-Künstler Keith Haring noch als Kleinkrimineller galt und Hausbesitzer nicht mal im Traum daran dachten, ihre kahlen Brandschutzwände als Leinwände an Straßenkunstfestivals zu vergeben.

Spiel mit der Sachbeschädigung

Denn selbstredend spielt Grosse in ihrer von Museen und Biennalen in aller Welt abgesegneten Malkunst nur mit der Anmutung von Sachbeschädigung – der Schock des Unerhörten und Neuen stellt sich hier nicht mehr ein.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Dafür aber ein ganz und gar unwahrscheinliches Gefühl: Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), bislang nicht gerade für ästhetisches Feingefühl bekannt, machen sich um das Stadtbild Kölns verdient – wenn auch nur unterirdisch.

Grosses Hochdruck-Wandmalerei gehört zu einem vierteiligen Kunstprojekt, mit dem die KVB die Nord-Süd-Bahn künstlerisch aufwerten will. Den Anfang machte an der Haltestelle Breslauer Platz der dänische Künstler Tue Greenfort: Er blickt mit Spionagekameras in die Brutstätten Kölner Halsbandsittiche und überträgt Bilder und Töne in Echtzeit auf fest installierte Bildschirme und Lautsprecher.

Mit Katharina Grosses Wandarbeit schließen die KVB nun endgültig zu einem ähnlichen Projekt in Duisburg auf: In den 80er Jahren luden die dortigen Verkehrsbetriebe Künstler ein, sieben eher triste U-Bahnhöfe zu gestalten. Damals beteiligten sich auch Gerhard Richter und Isa Genzken mit einer abstrakten Arbeit, zu der Grosse nun so etwas wie Graffiti-Version geschaffen hat.

KStA abonnieren