„Heidewitzka, Herr Kapitän“Ein Wandbild am Karl-Berbuer-Platz in Köln

Das Wandbild von Karl-Berbuer am gleichnamigen Platz
Copyright: Philipp Haaser
Innenstadt – „Heidewitzka, Herr Kapitän“: Wem diese Zeilen beim Gang über den Karl-Berbuer-Platz bislang nicht durch den Kopf gingen, erhält nun einen deutlichen Hinweis auf den Namensgeber. Großflächige Darstellungen des Komponisten (1900-1977), Noten und Textteile sowie das besungene „Müllemer Böötche“ prangen seit voriger Woche auf der Fassade des Hauses mit der Nummer 1 und auf der Seitenwand des benachbarten Hauses.
Die GAG hat als Eigentümerin die Gestaltung in Auftrag gegeben. Entwickelt und umgesetzt haben die Wandbilder Simon Horn und Stefan Vogt-Thomas. Mit ihrer Künstler-Agentur Highlightz aus Bonn haben sie sich auf Graffiti und Wandbilder spezialisiert. „Wir helfen, den öffentlichen Raum ansehnlicher zu gestalten“, sagt Horn. Zu ihren Auftraggebern gehören Stadtwerke-Betriebe in der Region, Geschäftsleute, Kommunen und der Zoo.
Ungewollte Collage
Am Karl-Berbuer-Platz haben sie Porträts verfremdet. Die schwarz-weißen Bilder wirken erst aus der Ferne. Das liegt an einer Vorgehensweise, die Horn als Rastertechnik beschreibt. Das Bild wird dabei grob in Streifen und Punkte zerlegt, die Abbildung wird für den Betrachter erst mit ein wenig Abstand erkennbar. Die Farben aus dem Spektrum zwischen dunklem Rot und kräftigem Orange wählten sie so, dass sie zum Rest der Häuser passen. „Wir haben uns an den Balkonen orientiert“, sagt Vogt-Thomas. Auch die Rollläden eines Ladenlokals im Erdgeschoss haben sie in die Bilder integriert und bemalt. Es ist nicht die erste Gestaltung der Fassaden an dem Platz, der zwischen Nord-Süd-Fahrt, Auffahrt zur Severinsbrücke und Severinsviertel liegt. „Das alte Fassadenbild war in die Jahre gekommen“, erläutert Linda Olschowka.

Simon Horn (r.) und Stefan Vogt-Thomas haben das Wandbild von Karl-Berbuer am gleichnamigen Platz erstellt.
Copyright: Philipp Haaser
Die Sozialarbeiterin gehört zu der Abteilung, die bei der GAG für das Miteinander der Mieter und das Wohnumfeld zuständig ist. Die Künstler und die Mitarbeiter berieten gemeinsam, was zum Ort und zu den ansonsten recht schmucklose Nachkriegsbauten passen könnte. Weniger klassisches Graffiti, eher Fassadenkunst war die stilistische Vorgabe, auf die sie sich einigten. Mit bemalten Fassaden ist oft die Hoffnung verbunden, andere Schmierereien zu verhindern. Dass das nicht immer funktioniert, mussten die Künstler nun ausgerechnet am Morgen des Tages feststellen, an dem das Werk der Presse vorgestellt werden sollte.
In der Nacht zuvor hatten Unbekannte auf der Hauswand, die der Nord-Südfahrt zugewandt ist, ihr Graffiti anstelle des Schriftzugs „Karl Berbuer“, den Horn und Vogt-Thomas unter das Porträt platziert hatten, zugefügt. „Das passiert normalerweise nicht“, sagte Vogt-Thomas. Persönlich nehmen sie die ungewollte Collage nicht. „Das wird in Kürze ausgebessert“, so Vogt-Thomas.