Flüchtlinge in KölnKölner kaufen Flüchtlingsunterkunft

19 Flüchtlinge ziehen an den Rathenauplatz. Eine Familie stellt der Stadt die Appartements zur Verfügung.
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Innenstadt – „Wir sind eine große Familie. Einer von uns wird immer hier sein“, sagt Cemil Esen. Mit seinem Vater und seinen beiden Brüdern steht er vor dem Mehrfamilienhaus am Rathenauplatz, das die Familie vor einem Monat erworben hat. Fünf der 40 Apartments standen damals leer. Jetzt haben die Esens das Gebäude der Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten.
„Die Menschen kommen aus großer Not. Für uns ist es eine Erleichterung, dass wir etwas tun können“, übersetzt Cemil die Worte seines Vaters. Während die Bewohner die Zimmer mit eigenem Bad und Küche beziehen, informieren die Esens auf Einladung von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) die Medien, interessierte Anwohner und Politiker. Die kleine Gruppe steht auf der Straße zwischen dem Wohnhaus und dem Biergarten am Rathenauplatz.
Emotionaler Moment
Bereits am Morgen hatten die Flüchtlinge ihre Notunterkunft an der Herkulesstraße verlassen und ihre neuen Ein- bis Zwei-Zimmerwohnungen bezogen. „Das war ein emotionaler Moment“, sagt Cemil. 19 der 23 Plätze in den fünf Apartments sind nun belegt. Die neuen Nachbarn kommen aus Afghanistan, China und Albanien und haben Asyl beantragt. Alle wohnten schon seit längerer Zeit in den Unterkünften an der Herkulesstraße. Eine Sozialarbeiterin der Stadt wird sie betreuen. Sie und zwei Kolleginnen sind für die 16 Hotels in der Stadt zuständig, die derzeit für Flüchtlinge genutzt werden, und betreuen auch die kleineren Privatunterkünfte. Weitere Mitarbeiter sollen eingestellt werden, kündigt der Leiter des Wohnungsamtes, Stefan Ferber, an. Erster Ansprechpartner würden aber immer die Betreiber und Vermieter bleiben. Ferber dankt den Esens für ihr Engagement. Noch sei die Vermietung einer der wenigen Fälle, in denen der Stadt normaler Wohnraum angeboten werde. „Wir sind dringend auch auf solche kleineren Projekte angewiesen“, sagt er.
Andreas Hupke und die Vertreter der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz bieten die Hilfe der Nachbarschaft an. „Die Menschen sollen hier ganz normal leben“, sagt er. Auch die Esens beabsichtigen, die Flüchtlinge auch im Alltag zu unterstützen, etwa bei der Suche nach Kita-Plätzen, bei Schulanmeldungen oder mit Nachhilfe. Schon bevor ihre neuen Mieter eingezogen waren, hatten sie einen Ausflug mit der Gruppe gemacht. Sie haben ihnen Köln gezeigt, den Dom besichtigt und gemeinsam die öffentliche Probe in der Philharmonie besucht. Sie wollten ihre neuen Mieter kennenlernen.