Integrierte Gesamtschule in KölnDie Nähte sind schon geplatzt

Die Integrierte Gesamtschule Innenstadt in der Frankstraße
Copyright: Peter Rakoczy
Innenstadt – Als Oliver Stanschus sein Kind 2014 an der neuen Integrierten Gesamtschule Innenstadt (Igis) anmeldet, ist er begeistert vom Eindruck, den das motivierte Kollegium macht. Heute, vier Jahre später, hat sich daran nichts geändert – im Gegenteil, die Schulgemeinschaft scheint fest zusammengewachsen. „Die sind alle so bemüht, das hinzukriegen“, sagt Stanschus. Und das ist nötig. Denn auf Lehrer, Eltern und Schüler kommen schwierige Zeiten zu.
Die Schülerzahl wächst wie geplant, das Gebäude nicht. Die Stadt hat zwar mit dem früheren Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring einen Standort für die Oberstufe gefunden. Die Eltern klagen aber, dass sie kaum informiert werden. Schulleitung, Kollegium und Eltern erfuhren von der Zwischenlösung Ende Juni aus der Presse, obwohl der Beschluss laut Ausschreibung bereits am 29. Mai von der Stadtspitze gefasst wurde. Und immer noch sind die meisten Fragen, die die Eltern seit dem Start der Gesamtschule hatten, ungeklärt.
Sporthalle reicht nicht aus
Am derzeitigen Standort in der Frankstraße ist gerade eben so Platz für die aktuell 557 Schüler. Im nächsten Jahr kommen rund 100 dazu. Eine Aula fehlt. Die Sporthalle reicht schon jetzt nicht für den Sportunterricht. Manche Stunden finden in einer Tanzschule, einem Fitnessstudio oder einer Badmintonhalle in Klettenberg statt. Der Verwaltungstrakt liegt unterirdisch und wird für die ebenfalls wachsende Zahl von Lehrern und Angestellten zu eng. Die Mensa ist zu klein. Die Schüler essen in der Mittagspause in zwei Schichten: 30 Minuten für Schlange stehen, Platz suchen und essen. „Es kommt vor, dass Kinder das nicht schaffen“, sagt Stanschus, der sich als Schulpflegschaftsvorsitzender engagiert.

Oliver Stanschus
Copyright: Peter Rakoczy
Eine Erweiterung des Standortes ist beschlossen. Eine neue Mensa, die als Aula genutzt werden kann, zusätzliche Verwaltungsräume und eine Sporthalle sind geplant. Doch vor 2022 wird daraus nichts. Stanschus berichtet von fehlerhaften Berechnungen, die die Planungen zuletzt verzögerten. Völlig unklar ist nach wie vor, wie die Turnhalle zwischen Abbruch und Fertigstellung des Neubaus ersetzt wird. Und: In diesem Herbst schon wird die kleine Gymnastikhalle, die für AGs genutzt wird, saniert. Dafür wird der schmale Schulhof hinter dem Schulgebäude gesperrt, berichtet Schulleiter Frank Görgens. Für die Baustelle des Erweiterungsbaus wird ein weiterer Teil des Schulhofs gebraucht. Selbst Görgens weiß nicht, wo die Kinder künftig ihre Pause verbringen sollen. Vorschläge, eine Grünfläche vor der Schule oder einen Spielplatz hinter der Schule zu nutzen, seien von der Stadtverwaltung abgelehnt worden mit Verweis auf die Zahl der involvierten Ämter: Zu kompliziert. Die derzeit einzig absehbare Lösung: Pause im Schulgebäude.
Provisorium in rund 20 Monaten fertig
Auch mit dem künftig zweiten Standort der Schule sind enorme Unklarheiten verbunden. 2020 kommen die ersten Schüler in die Oberstufe. Nach dem ursprünglichen Plan sollten sie die Räume der auslaufenden Theo-Burauen-Realschule am Severinswall nutzen. Doch wie so viele Schulbauprojekte in der wachsenden Millionenstadt verzögert sich der Baubeginn. Planung, Ausschreibung und damit Baubeginn und Bezug werden, das steht fest, nicht rechtzeitig fertig. Immerhin: Der Rat hat in seiner Septembersitzung beschlossen, dass die Oberstufe das frühere Rautenstrauch-Joest-Museum als Übergangsquartier nutzen kann.
In „20 bis 22 Monaten“ soll das Provisorium fertig sein. Das ist ambitioniert, so sieht es wohl auch die Verwaltung, die darauf hinweist, dass in dieser Zeit Genehmigung, Ausschreibung, Bau, technische Abnahmen, Kontrollen der Raumluft und des Trinkwassers im Gebäude sowie der Umzug erfolgen müssen und deshalb „sofortiger Beginn“ geboten sei. Einen Plan B gibt es nicht. Schulleiter Görgens weiß nicht, was auf seine Schule zukommt. Er hat die Innenräume noch nicht besichtigen können. Die rückwärtig angrenzende, auslaufende Realschule soll nach dem Sommer 2019 abgebrochen und anschließend für die 240 Oberstufenschüler der Igis neu errichtet werden. 2022 nennt die Stadtverwaltung auf Anfrage als Datum der Fertigstellung.