KlavierhandelEdle Instrumente im Hinterhof

Andreas Then, gelernter Musikpädagoge, ist vor 18 Jahren mit seinem Geschäft in den Hinterhof in der Wormser Straße gezogen.
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Innenstadt – Die Wormser Straße liegt in einem ehemaligen Arbeiterviertel in der Südstadt. Sie ist knapp 400 Meter lang, die Fassaden sind schlicht, Bäume gibt es keine. Wer sich hierher verirrt, der kommt gezielt. Entweder, um einen Kaffee in der „Kult Kaffeebud“ zu trinken, die seit 30 Jahren an sechs Tagen in der Woche geöffnet ist, oder auch, um beispielsweise einen Bösendorfer Flügel für 96000 Euro zu kaufen.
„Wir sind nicht die Kö, haben keine Laufkundschaft. Hier findet man mehr Ruhe als in der Innenstadt, wo Menschen den Laden häufig nur betreten, um zu klimpern oder über den schwarzen Lack der Klaviere zu streichen. Ich brauche das nicht“, sagt Andreas Then, der vor 18 Jahren mit seinen Flügeln und Klavieren in einen Hinterhof in der Wormser Straße gezogen ist. Dann ergänzt er: „So eine Räumlichkeit zu diesem Mietpreis würde ich in der Innenstadt aber auch nicht finden.“
Komplexer, anspruchsvoller Beruf
Fast 400 Quadratmeter hat der Klavierhändler gemietet. Aber bevor er eingezogen ist mit seinen edlen Musikinstrumenten, hat er die Werkstatt, in der erst eine Schreinerei und später eine Metallbaufirma untergebracht waren, von Grund auf saniert. „Der Raum hatte keine Fenster, keine Heizung, der Boden war schmutzig, verölt und hatte unzählige Stufen und Ebenen. Da musste ich mir mit sehr viel Fantasie vorstellen, was man aus dieser Location machen kann. Ich wollte immer einen schönen großen, vor allem aber hohen Raum haben, und ich habe ihn hier in diesem Hinterhof gefunden“, sagt der 55-jährige gebürtige Karlsruher, der nach seinem musikpädagogischen Studium in Köln geblieben ist.
Eigentlich wollte er Musiklehrer werden, hat auch zwei Jahre in diesem Beruf gearbeitet, dann aber gemerkt, dass dies nicht alles sein kann. Während des Studiums habe er mit Klavierbaumeistern zu tun gehabt, die ihn fasziniert und inspiriert hätten, sagt Then: „Ein Klavierbauer ist ein Multitalent, so ein Instrument besteht aus vier Elementen: der Mechanik, dem Gehäuse, der Tastatur und der akustischen Anlage. Ein sehr komplexer, anspruchsvoller Beruf.“ In seinem Unternehmen beschäftigt er zwei Klavierbauer, die ein komplettes Klavier selbst bauen könnten. Aber das machen sie nicht, denn dies wäre völlig unrentabel.
Klavierbauer bei der Arbeit beobachten
Then verkauft in erster Linie neue und gebrauchte Klaviere bekannter Hersteller. Ein wichtiges Standbein, neben dem Stimmen der Instrumente und dem Vermieten an Firmen für große Events, ist die Restaurierung alter Schätzchen. „Wenn ein Kunde mit einem Jugendstilgehäuse kommt und das Klavier innen von der Technik nicht mehr zu retten ist, wird das alte Klavier aus dem Gehäuse geschnitten und eine neue Mechanik eingebaut“, sagt Then.
Das Reizvolle an dem Hinterhof in der Wormser Straße ist, dass man den Klavierbauern bei der Arbeit zuschauen kann. Deshalb melden sich bei Andreas Then häufig Schulklassen, die ihren Musikunterricht in der Klavierbauwerkstatt machen wollen. Gerne werden die vier Meter hohen Räume auch für Konzerte gemietet. „Für die Kölner Musik-Nacht oder die Veranstaltungsreihe Musik in den Häusern schieben wir die Flügel zur Seite, zwei kommen in den Zenit, werden aufeinander abgestimmt, dann stellen wir 80 bis 100 Stühle im Halbkreis auf, und wenn dann noch die Mäntel in der Ecke hängen, dann ist die Akustik perfekt. Ein tolles Ambiente, die Leute fühlen sich wohl.“ Die zwei Ausstellungshallen, eine für Klaviere, die andere für Flügel, sind üppig bestückt, hier findet man Modelle der verschiedensten Hersteller und für jeden Geldbeutel. Das Nussbaum-Klavier aus den 60er Jahren mit einer guten deutschen Renner-Mechanik gibt es schon für 1200 Euro. Ein Klavier der Wiener Firma Bösendorfer, klassisch in Schwarzlack und Hochglanz kostet gleich 33000 Euro.
Klaviere für jeden Kunden
„Wir wollen alle bedienen, auch den Kunden der sagt: Ich habe drei Kinder, eigentlich kann ich mir gar kein Klavier leisten, ich möchte aber, dass die Kinder musizieren.“, sagt Then und fügt hinzu: „Ich freue mich, wenn Familien mit Kindern kommen, die nicht nur in der digitalen Welt unterwegs sind. Ich mache den Leuten aber auch klar, dass ein Klavier für 500 Euro nur Dekoration sein kann. Das macht musikalisch keinen Sinn.“
Zu Thens Kunden gehören auch Menschen, die sich noch mit 80 Jahren einen Lebenstraum erfüllen und einen Flügel kaufen, oder ein Student, der sich im 18. Stock auf zwölf Quadratmetern ein Klavier aufstellt. „Ich habe es nie bedauert, diesen Weg eingeschlagen zu haben, denn ein Klavier ist das Urgestein des Analogen, ein sehr universelles Instrument. Vor allem habe ich mit sehr kreativen und einfach tollen Menschen zu tun“, sagt Andreas Then.
Klaviere Then, Wormser Straße 41-43, Telefon Tel. 384321, Öffnungszeiten Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr und nach Vereinbarung.