KneipentourDie Premiere der „Südstadt Safari“ im Check

Rockgeiger Christoph Broll auf der kleinsten Bühne der Südstadt.
Copyright: Thomas Banneyer
Innenstadt – Die Frau im grünen Parka ist auf der Pirsch: Tief über ihren Plan gebeugt steht sie an der Straßenecke Ubierring und Altenburger Straße. Der Wind weht Musikfetzen und Gelächter heran. Der Geruch nach Grill und Bier liegt in der Luft. Alle Nase lang streifen weitere Großstadtjäger an ihr vorüber, folgen dem Locken potenzieller Jagdziele. Der Startschuss für die erste „Südstadt-Safari“ ist gefallen.
Hinter dem exotischen Begriff verbirgt sich ein bekanntes Konzept: Bars, Restaurants, Theater – sie alle öffnen für einen Abend die Pforten, laden mit Specials zur Hopping-Tour ein.
Die Südstadt trumpft – nach kleineren Kneipen-Hoppings in der Vergangenheit – am Samstag mit neuem Konzept und beeindruckender Größe auf: 70 Programmpunkte sind für die Premiere der „Safari“ angesetzt, Tausende Gäste ziehen durch die Straßen, auf der Suche nach Musik, Tanz, Shopping, Lesungen und Theater. #
Damit niemand etwas verpasst, geht es hier im Gegensatz etwa zum jüngsten Mülheim-Hopping bereits um 16 Uhr los. Zahlt sich das aus? Gelingt der Einstand? Und wer kommt überhaupt zur Safari? Ein Überblick.
Die Gäste
Kölner in allen Farben und Lebenslagen. Viele tragen stolz FC Schal – 4:1 gegen Darmstadt, das bedeutet Klassenerhalt! Auch einige Ortsfremde haben sich untergemischt. Ein Herr mit britischem Akzent plaudert mit einer Dame aus der Eifel. Ein Junggesellinnenabschied schiebt sich am urkölschen Ehepaar vorüber. Das Auffälligste: Die vielen Familien. Und vor allem ...
… die kleinen Gäste
Kinder überall. In den Straßen, auf dem Flohmarkt, bis zum frühen Abend sogar in den Kneipen.
Der Preis für die jüngste gesichtete Besucherin geht an Greta. Ihren ersten Geburtstag feiert sie erst in wenigen Wochen. Bis dahin darf sie mit Mama und Papa schon mal ein bisschen Südstadtluft schnuppern. Aber um acht geht’s ins Bettchen!
Safari-Feeling, Kulinarisches und Wetterkapriolen
Das Safari-Feeling
Pirschen tun sie heute alle ein wenig. Pläne checken, Routen planen, Ausschau halten. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als geplant – nicht jeder findet sich im bunten Programmheft zurecht. Aber so ist das nunmal auf Safari – erst suchen, dann genießen!
Ist diese Hürde genommen, kommt vor allem die Fraktion der Schnäppchen-Jäger auf ihre Kosten. Auf der Merowinger Straße gibt es Prozente soweit das Auge reicht. Viele Geschäfte bieten Vergünstigungen an. Bei den „Green Guerillas“ wird sogar um den Rabatt gewürfelt: Je mehr Würfelaugen, desto billiger wird’s.

Der kleine Flohmarkt im Friedenspark.
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Der kulinarische Feinschliff
Vor dem „Café Dialog“ grillt Koch Alexander Doulidis Auberginen. Dazu gibt es Tomate und Schafskäse – ein Special, extra für die Safari.
Im „485 Grad“ backen sie zur Feier des Tages „Pizza Safari“ mit Erbsencreme, Minze, Basilikum und Süßkartoffel. Auch Lokalitäten wie „Hardy Kugel“ und das Restaurant „Thormann“ werben mit besonderen Menüs. Viele Kneipen bieten passende Safari-Cocktails an.
Das Wetter
„Der April, der April …“ Das Wetter lädt zum Phrasendreschen ein. Sonne, Wind und Nieselregen – alles dabei. Dominierten noch vor wenigen Tagen Sonnenbrillen und Sommerjacken das Stadtbild, tragen die Gäste an diesem Abend lieber Schal und Parka.
Stört aber keinen: Straßen und Terrassen sind gefüllt. Stimmung wärmt. Und wer interessiert sich schon fürs Wetter, wenn die Blaskapelle auf der Straße plötzlich den Eurythmics-Klassiker „Sweet Dreams“ anspielt?
Der Wow-Faktor
Zwischen Lederschuhen stehen sie, Rockgeiger Christoph Broll und Gitarrist Ralf Göbel. Das klingt nicht nur toll, das klingt auch toll! Das Konzert in der winzigen Schusterei „Cordes“ zählt zu den Highlights des Abends. Bis weit auf die Straße versuchen Besucher, einen Blick auf das Spektakel zu erhaschen. Und als wäre ein Rockgeiger in der Schusterei nicht schon verrückt genug, steht draußen vor der Tür noch Schuster Frank Cordes und brät Würstchen.

Rockgeiger Christoph Broll auf der kleinsten Bühne der Südstadt.
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Die Stimmung
Zugegeben – anfangs herrscht Verwirrung: Street-Food am Baui? Sucht man vergeblich. Auch der Nachtflohmarkt verschwindet schon in den frühen Abendstunden. Erst mit der Dämmerung erwacht die Südstadt richtig zum Leben. Die Blaskapelle zieht durch die Straßen.

Südstadt-Safari bei „Geschnitten Brot“.
Copyright: Thomas Banneyer
In vielen Kneipen gibt es Livemusik. Herumstehen dulden die Bands nicht: „Das ist doch keine Moschee hier. Ihr dürft mittanzen!“, ruft der Sänger von „Kent Coda“ im Café „Geschnitten Brot“ zum Musikmix aus orientalischen Klängen und Folk. Und das Publikum gehorcht – nicht nur im „Geschnitten Brot“.