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Gefahr durch Lärmschutz-VerkleidungBröckelputz sorgt für Sperrung des Herkulestunnels – Sanierung ist seit Jahren überfällig

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19.09.2025, Köln: Die stadtauswärts führenden Fahrspuren im Straßentunnel Herkulesstraße mussten ungeplant gesperrt werden, da sich Teile der Deckenverkleidung gelöst haben.  Foto: Arton Krasniqi

Arbeiter entfernen die bröcklige Lärmschutzverkleidung in zur A 57 führenden Röhre des Tunnels an der Herkulesstraße. Am Montag brach wegen der Sperrung der Verkehr auf der Inneren Kanalstraße völlig zusammen.

Seit fast 20 Jahren steht fest, dass der Tunnel an der Herkulesstraße saniert werden muss, weil er nicht mehr den Sicherheitsvorschriften genügt. 

Ein brennender Kleinwagen wenige Hundert Meter hinter dem Tunnel Herkulesstraße in Richtung Nippes an der Inneren Kanalstraße, dazu Vollsperrung der stadtauswärts führenden Tunnelröhre Richtung A 57, nachdem in der Nacht zuvor Teile der Lärmschutz-Schicht von der Decke abgeplatzt waren: Mitten im Berufsverkehr am Montagmorgen ist der Verkehr auf der Inneren Kanalstraße zusammengebrochen. Zeitweise stauten sich die Autos von der Zoobrücke bis zum Herkuleshaus.

„Wir sind in der Nacht alarmiert worden, weil sich in der Tunnelröhre, die Richtung Autobahn führt, Teile einer Putzverkleidung gelöst haben und auf die Fahrbahn gefallen sind“, sagt Uwe Grimsehl, Leiter des Erhaltungsmanagements beim Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. „Der Tunnel wird per Video überwacht. Da konnte man das sehen. Parallel sind wir aber von der Polizei informiert worden. Daraufhin haben wir ihn sofort gesperrt. Gott sei Dank ist nichts passiert, niemand ist zu Schaden gekommen.“

Zweite Röhre soll nachts auch auf Bröckelputz abgeklopft werden

Bei der Begutachtung des Bauwerks wurden weitere Schäden festgestellt. „Wir sind jetzt gezwungen, lose Teile dieser Verkleidung zu entfernen. Sie dient eigentlich dazu, den Lärm etwas zu vermindern und ist etwa 50 Jahre alt“, sagt Grimsehl. „Wir haben Fachfirmen beauftragt, die bereits damit begonnen haben und hoffentlich heute noch fertig werden. An einigen Stellen ist die Haftung des Putzes nicht mehr gegeben.“ Die Standsicherheit des Tunnels sei nicht beeinträchtigt. Bei der Lärmschutz-Schicht handele es sich um ein Ausbauelement, das „wir aus Sicherheitsgründen entfernen müssen“. Auch auf die Gefahr hin, dass es im Tunnel dadurch wieder etwas lauter werden kann.

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19.09.2025, Köln: Uwe Grimsehl vom Amt für Brücken, Tunnel und
Stadtbahnbau. Die stadtauswärts führenden Fahrspuren im Straßentunnel Herkulesstraße mussten ungeplant gesperrt werden, da sich Teile der Deckenverkleidung gelöst haben.  Foto: Arton Krasniqi

Begutachtet den Fortgang der Arbeiten: Uwe Grimsehl vom Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau.

Man werde auch noch die zweite Röhre bearbeiten müssen. „Wir werden versuchen, das in Nachtarbeit zu machen. Die Schäden, die wir dort entdeckt haben, sind nicht ganz so schlimm“, so Grimsehl.

Auch ohne Lärmschutz sei der Tunnel voll funktionsfähig. „In den nächsten Jahren steht hier noch eine Generalsanierung an, bei der wir alles auf den neuesten Stand bringen und uns auch um den Lärmschutz kümmern werden.“ Das könne auch durch den Einbau von Flüsterasphalt geschehen.

Wann der Tunnel generalüberholt wird, ist seit Jahren völlig unklar. Er entspricht wie weitere Tunnel in Köln auch schon seit 2006 nicht mehr den gängigen Sicherheitsstandards und muss auf Basis der „Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln“, kurz: Rabt, ertüchtigt werden.

Seit zwölf Jahren gilt im Tunnel schon Tempo 50

Die Richtlinie wurde 2006 erlassen, nachdem um die Jahrtausendwende in mehreren Alpentunneln schwere Brände ausgebrochen waren, und gilt für Röhren ab 80 Metern Länge. Die Sanierung des Tunnels unter der Herkulesstraße war dereinst für die Jahre 2017/2018 vorgesehen. Dass irgendetwas mit dem Tunnel nicht stimmt, merken Autofahrer seit etwa zwölf Jahren: 2013 wurde wegen der Mängel die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 auf 50 Kilometer pro Stunde gesenkt.

19.09.2025, Köln: Die stadtauswärts führenden Fahrspuren im Straßentunnel Herkulesstraße mussten ungeplant gesperrt werden, da sich Teile der Deckenverkleidung gelöst haben.  Foto: Arton Krasniqi

Die stadtauswärts führenden Fahrspuren im Straßentunnel Herkulesstraße mussten ungeplant gesperrt werden, da sich Teile der Deckenverkleidung gelöst haben.

Der ursprüngliche Zeitplan der Stadt Köln war nicht zu halten, weil das Großprojekt Sanierung des Stadtautobahntunnels Kalk, das 2014 begann, völlig aus dem Ruder lief. Die Röhren waren in einem schlechteren Zustand als erwartet, Baufirmen arbeiteten mangelhaft, neue Gutachten mussten erstellt werden. Umplanungen, Verzögerungen, Kostenexplosion – das volle Problem-Programm. Erst Anfang 2021, also fünf Jahre später als geplant, wurde das Projekt abgeschlossen.

Immerhin ist in ein anderes Tunnelprojekt seither etwas Bewegung gekommen: Im Rheinufertunnel werden seit Anfang Juli noch bis 26. September an sechs Wochenenden die Einrichtungen für den Hochwasserschutz instandgesetzt. Bei Hochwasser können die Ein- und Ausfahrten des 560 Meter langen Tunnels durch Tore geschlossen werden. Damit an den Portalen kein Wasser eindringt, gibt es Rinnen, in welche sich die Tore absenken. Die sind 40 Jahre alt und befinden sich in einem schlechten Zustand.

Für einen weiteren Tunnel, der seit Jahren auf der Sanierungsliste steht, gibt es jetzt zumindest einen Zeitplan. Die 230 Meter lange Unterführung der Tunisstraße zwischen der Enggasse und der Komödienstraße soll ab Ende 2027 saniert werden und nach 27 Monaten im Jahr 2030 abgeschlossen sein. Laut Verkehrsdezernat soll das nach ersten Schätzungen inklusive Planung und Bauarbeiten rund 26 Millionen Euro kosten.

Die Standsicherheit des Bauwerks aus dem Jahr 1966 ist nach Angaben der Stadt mittelfristig gefährdet. Der Tunnel könnte ohne eine Sanierung innerhalb der nächsten zehn Jahre schlimmstenfalls einstürzen. So weit ist man an der Herkulesstraße noch lange nicht.