Niedergang oder Umbruch?Geschäfte um den Chlodwigplatz kämpfen gegen Onlinehandel

Lesezeit 3 Minuten
Schmelzpunkt ist die neue Eisdiele von Törtchen, Törtchen

Schmelzpunkt ist die neue Eisdiele von Törtchen, Törtchen

  • Wie entwickeln sich die Einkaufsstraßen südlich des Chlodwigplatzes in diesem Jahr?
  • Es scheint nach wie vor einige Geschäftsleute zu geben, die den stationären Einzelhandel noch nicht aufgegeben haben.
  • Wir geben einen Überblick.

Südstadt – Wie entwickeln sich die Einkaufsstraßen südlich des Chlodwigplatzes in diesem Jahr? Die Inhaber vieler Geschäfte, das berichtet Alice Baker, sehen dieses als das entscheidende Jahr an. Baker steht der Interessenvertretung ABC (Aktionsgemeinschaft rund um Chlodwigplatz und Bonner Straße) vor. 

Niedergang oder Umbruch: Es scheint nach wie vor einige Geschäftsleute zu geben, die den stationären Einzelhandel noch nicht aufgegeben haben. „Viele der Inhaber sind sofort Mitglied bei uns geworden, weil sie etwas bewegen wollen“, sagt Baker. Wir geben einen Überblick über die bekannten Veränderungen.

Neueröffnungen rund um den Chlodwigplatz

Die KVB hat ein großes Ladenlokal am Chlodwigplatz bezogen, das lange leer stand. Seit kurzem befindet sich in der früheren Bankfiliale ein Kundenzentrum der Verkehrsbetriebe. Schmelzpunkt ist die neue Eisdiele von „Törtchen Törtchen“, die vor kurzem in der Merowingerstraße eröffnet hat. Unter gleichem Namen gibt es bereits Filialen der Eismacher und Konditoren in Nippes und in der Innenstadt.

Das Möbelgeschäft „Sissi und Fränz“ hingegen gibt es nicht mehr. Die Inhaber des benachbarten Modegeschäfts „Zeit für Rosen“ haben das Ladenlokal übernommen und verkaufen nun nebenan Vintagemöbel.

Schönheitsinstitut ebenfalls neu auf der Straße

Zu den neuen Gesichtern auf der Straße zählen Nadine Hommelsheim und Bonnie Linke. Dort, wo zwischenzeitlich ein Immobilienmakler saß, betreiben die beiden seit Anfang April ein „Schönheitsinstitut“.

Neu ist das Schönheitsinstitut von Nadine Hommelsheim (r.) und Bonnie Linke.

Neu ist das Schönheitsinstitut von Nadine Hommelsheim (r.) und Bonnie Linke.

Sie bieten kosmetische Behandlungen an. Vier Monate lang haben sie zuvor am Businessplan getüftelt, mit dem sie schließlich den Hauseigentümer überzeugen konnten. „Weil wir Gründer sind, mussten wir sicher erst einmal Vertrauen schaffen“, sagt Hommelsheim.

Beauty-Behandlungen gibt es nicht im Internet

Die 75 Quadratmeter reichen für einen Empfangsbereich und zwei Behandlungsplätze. Mit Blick auf die Schwierigkeiten der Geschäfte ringsum sagt Hommelsheim, dass sie als Dienstleister weniger von der Konkurrenz aus dem Netz betroffen seien. Trotzdem: Die meisten Kunden kämen aus der Nähe.

Laufkundschaft sei wichtig für sie. Die beiden 30 Jahre alten Frauen nutzen intensiv Social-Media-Kanäle, um Werbung für ihre Dienste zu machen. „Wir posten eigentlich fast täglich Bilder und Videos von unseren Behandlungen“, sagt Hommelsheim. Mit Erfolg, offenbar: „Es läuft sehr gut“, so Hommelsheim.

Onlienhandel macht vielen Geschäften zu schaffen

Weniger gut zu sprechen auf das Internet ist Gabi Schilling. Seit 35 Jahren verkauft sie Bettwäsche und andere Stoffprodukte. „Bett und Decke“ steht über ihrem Laden, den sie nach dem Weihnachtsgeschäft im Mai 2020 aufgeben wird. Viele Kunden würden ihre Auswahl loben, sich im Laden für die Anregungen bedanken und schließlich doch im Internet bestellen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Manche würden wegen einem Preisunterschied von wenigen Euro mit ihr handeln wollen und auf das Netz verweisen. „Das finde ich ganz traurig“, sagt sie. Einen Online-Shop wollte sie nicht parallel führen. „Das kann ich nicht. Und ich mag ja den Kontakt mit Leuten“, sagt sie. Ende des Jahres wird sie 65. Zur Ruhe setzen wird sie sich nicht. Sie will in anderen Geschäften aushelfen.

Bonner Wall wird zu Einrichtungsmeile

Auf der Bonner Straße stehen immer noch große Ladenlokale leer, wie die ehemalige Apotheke an der Ecke Elsaßstraße. Dort wo hingegen früher eine Spielhalle war, haben sich inzwischen die Berry Boys eingemietet. Laut Alice Baker sollen dort nach dem Umbau Säfte, Obstgerichte und ähnliches verkauft werden.

Der Bonner Wall entwickelt sich indes zur Einrichtungsmeile. Zu einem Möbelgeschäft, einem Sanitärhändler, einem Einrichtungshaus und einem Kindermöbelgeschäft gesellt sich nun ein Teppichhändler. Das Teppichhaus Parsi musste sein Geschäft in der nun abgerissenen Villa Lenders an der Kreuzung Schönhauser Straße und Bonner Straße aufgeben und hat nun ein Ladenlokal in bester Gesellschaft gefunden.

KStA abonnieren